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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Martin Mucha
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gekommen war, blickte ich mich um. Die
Deckentäfelung war schön, der Fußboden aus dunklem Holz, vermutlich Eiche, das
Zimmer aber insgesamt hell und freundlich. So wenig mir das Anwesen von außen
gefallen hatte, drinnen war es sehr angenehm. Ich fühlte mich wohl. Das sollte
aber nicht von Dauer sein, denn ich musste hinunter zu den anderen, schauen,
was Laura so trieb. Die Schokolade nahm ich mit.
    Das
Haus war viel zu groß, ich verirrte mich und fand mich plötzlich in der Küche
wieder. Irgendwo hatte ich wohl ein ›rechts‹ mit einem ›links‹ verwechselt.
Nicht so schlimm, dann konnte ich die Mischung gleich loswerden, schließlich
kann ich allem widerstehen, bloß nicht der Versuchung. Stammt zwar von Oscar
Wilde, trifft aber auch auf mich zu.
    Die
Küche maß in etwa vier mal acht Meter. Auch hier helles Holz, alles sehr
modern. Induktionsherd, versteht sich von selbst. Daneben gab es aber auch
einen alten Holzofen, so wie ihn meine Urgroßmutter gehabt hatte, in dem ein
Feuer brannte. Überhaupt war es in der Küche wohlig warm. Auf der granitenen
Arbeitsfläche lagen wohlgeordnet Zutaten herum. Mehl, Salz, Gemüse auf einem
Schneidebrett. Hinter dem Brett, mit einem großen Messer in der Hand, stand die
Köchin. So nahm ich zumindest an.
    »Guten
Tag«, meinte ich, »mein Name ist Linder. Ich bin hier zu Gast und hab’ mich
wohl verirrt. Wie komme ich denn zur Veranda?«
    Die
Frau hinter dem Schneidebrett wiegte das Messer nachdenklich vor ihrem Gesicht
hin und her.
    »Drahn
S’ Ihna um, dann folgen S’ Ihra Nasn bis dass anstehn. Nachher gehen S’ links
die Treppn owe.«
    Die
Stimme schnarrte, und übertriebene Freundlichkeit war ihr auch nicht
vorzuwerfen. Die Besitzerin der Stimme war recht klein gewachsen, sicher kaum
einssechzig groß und sehr zierlich. Kurze, penibel in Ordnung gehaltene weiße
Locken, eine geblümte Schürze und, wie gesagt, das riesige Messer prägten ihr
Aussehen. Das Gesicht war klar gezeichnet, kaum Falten, obwohl sie sicher schon
auf die 60 zuging.
    »Was
hams’n da in der Hand?«
    »Schokolade,
für die Torte.«
    »Ah,
guat, hab scho denkt, dass die nimma kummt.«
    Sie
nahm das Paket in Empfang, legte es ab und starrte mich an. Nicht wirklich
böse, aber doch auch nicht freundlich. In meinen Adern begannen sich Klumpen zu
bilden.
    »Jetzt
schaun S’, dass’ aussekumman. Des Mittagessen wart net.«
    Ich
bedankte mich noch und ging. Diesmal schien ich die richtige Abzweigung
erwischt zu haben, denn ich landete auf einer kleinen Treppe, die
hinunterführte, und gelangte so ins Freie. Auf meinem Weg sah ich zahllose
nette Zimmer in hellem Holz, mit netter Einrichtung und jeder Menge Jagdtrophäen.
Sogar ein Auerhahn war dabei. Außerdem befand sich im größten Zimmer ein
Flügel. Bösendorfer stand drauf, in goldenen Frakturlettern. Ich ließ ganz kurz
meine Finger darüber gleiten, er war sogar gestimmt. Wenn Duvenbeck schon in
seinem Landsitz einen Konzertflügel hatte, dann war wahrscheinlich das
Musikzimmer seiner Stadtwohnung die Staatsoper. Ich war in Gedanken noch ganz
beim Klavier, als ich am Fuß der Treppe ins Freie trat.
    »Sie
müssen Arno sein«, sprach mich unvermittelt eine Stimme an. »Die Begleitung von
Laura.«
    »Genau
der. Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Anne.«
    Die
Frau war vielleicht fünf Jahre älter als ich und blond.
    »Freut
mich. Sie sind die Ehefrau eines anderen Gastes?«
    »Sie
sind ein Sexist. Trauen Sie einer Frau etwa nicht zu, aus eigenem Verdienst
hier zu sein? Braucht es da immer einen Mann dafür?«
    »Keineswegs,
aber Laura hat mir gegenüber niemals eine andere Frau beim Geschäftsabschluss erwähnt.«
    »Hören
Sie ihr denn immer so genau zu?«
    »Ich
gebe mir alle Mühe.«
    »Ein
Mann, der zuhört. Sie sind ein ungewöhnliches Tier. Ich hatte schon gedacht, so
etwas gibt es gar nicht. Laura ist ein Glückskind.«
    Es
schien Zeit, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken.
    »Warum
sind Sie nicht bei den anderen?«
    »Die
Sucht, Arno, die Sucht. Unten auf der Veranda darf man nicht rauchen. Hier
schon.«
    Sie
steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und gab sich Feuer. Ich hielt
die Nase in die Luft und schnupperte ein wenig.
    »Da
unten wird aber geraucht. Zigarren, nehme ich an.«
    »Männer
sind auch nur Buben, sie müssen immer ihre Klubs haben. Zuerst in ihren Baumhäusern,
zu denen Mädchen keinen Zutritt haben, und jetzt darf man auf der Veranda nur
Zigarren rauchen.« Sie lächelte, wahrscheinlich mich
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