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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Martin Mucha
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peinlich.«
    »Du
stehst ma bis dahin, du Weh.« Poldl markierte mit seiner Rechten einen Punkt
irgendwo einen Meter über seinem Kopf. »Irgendwann, da wer i di …« Er
unterbrach sich und schnupperte. »Hast da an Nigeranier drin, in der Mischung?«
    »Genau,
war a so a Idee. Vül hamma ja nimma, von dem Bauern, aber des Bisserl tät no
reichn für die ganze Lieferung.«
    »Schad,
dass die Farm abbrennt is.«
    »Afrika.«
    »Genau,
des is imma a Risiko. Wie vül hast drin, drei Prozent?«
    »Eh, du
hast a Nasn wia a Trüffelschwein, Poldl, unglaublich.«
    »Mei
Nasn und deine Ideen …« Weiter kam er nicht, denn Laura und ich machten uns
wieder bemerkbar. Die Zeit drängte langsam, so unterhaltsam die beiden Männer
auch immer sein mochten.
    »Könnten
wir jetzt das Paket mitnehmen, wir haben es eilig«, bat ich die beiden.
    »Aber
sicha. Ferdl, an Blei.«
    »Gern,
hier und hier bitte unterschreiben, Nachname in Blockbuchstaben dazu bitte.«
    Laura
unterschrieb und bekam dann das Päckchen überreicht. Auf der Oberseite der Verpackung
befand sich ein schwarz-goldener Aufkleber mit dem Namen der Firma und dem Zusatz:
ehem. k.u.k. Hoflieferanten, Chocolatiers seit 1637. Daneben befand sich ein
zweiter Aufkleber, auf dem in kleiner, verschnörkelter Handschrift stand:
Tortenmischung, zartherb, Criollo (Pocelano und Lacandón). Darunter zwei
Unterschriften.
    »Die
Firma wünscht einen genussreichen Verzehr«, meinte Ferdl salbungsvoll. Laura
und ich verabschiedeten uns und stiegen die Treppen hinunter. Unten im Auto
sahen wir uns beide mit Verschwörermiene an.
    »Arno,
sprich es nicht aus. Wir werden die Mischung zu Duvenbeck bringen und …«
    »Nur
einmal probieren.«
    »Niemand
kann davon nur einmal probieren. Außerdem würde es auffallen, wenn das Papier
geöffnet wäre.«
    »Ach
was, mit meinem Wasserkocher bedampfen wir die Klebestellen, öffnen das Paket,
niemand wird Verdacht schöpfen …«
    »Geht
das wirklich?«
    »Sicher.«
    »Nur
gelesen oder schon selbst gemacht?«
    »Tausendmal.«
    »Warum
in aller Welt hast du schon tausendmal …«, Laura verstummte. »Lassen wir das,
besser, ich weiß es nicht.«
    »Sollen
wir oder sollen wir nicht?«
    Laura
hielt das Paket sinnend in den Armen, wie eine Mutter ihr Kind. Wenn uns
Raffael zu diesem Zeitpunkt gemalt hätte, wäre eine Anna selbdritt dabei
herausgekommen. Sicher nicht reinkatholisch, wahrscheinlich sogar ketzerisch,
aber voll innerer Spiritualität.
    »Nein«,
beschloss sie. »Wir werden das Paket unter keinen Umständen öffnen. Was meinst
du, was Duvenbeck mit uns macht, wenn er herausfinden sollte, dass wir seine
Schokolade aufgegessen haben?«
    »Sei
nicht so, ist doch nur Schoko.«
    »Das
ist nicht nur Schokolade, dafür kann man Morde begehen.«
    III
    Wenig später waren wir schon
auf der Autobahn Richtung Weinviertel. Die Landschaft zog an uns vorüber,
beziehungsweise das, was die Lärmschutzwände zu sehen übrig ließen. Leider
blieb nicht nur die Stadt, sondern auch das gute Wetter hinter uns zurück. Der
Himmel zog sich zu, alles wurde grau, und Nebel hing zwischen den sanften
Hügeln.
    Wir
fuhren von der A5, der Nordautobahn, ab, und nach Mistelbach kamen wir durch
eine Unmenge kleiner Dörfer. Überall eine Kirche, zwei Gasthäuser, ein
Greißlergeschäft sowie ein Raiffeisenlagerhaus. Diese phallischen Symbole
bäuerlicher Macht waren teilweise fast so hoch wie die Kirchtürme. Viele der
älteren Häuser waren baufällig, aber es wurden auch neue gebaut. Barocke Linien
und moderne Scheußlichkeiten Tür an Tür. Auf den Straßen der Dörfer waren keine
Menschen zu sehen. Nur ab und zu eine schwarze Katze, die vor uns über die
Straße in ein Gebüsch flitzte.
    Der
Himmel war grau. Leichte Nebelschwaden zogen über die braunen, abgeernteten Felder
zwischen den Waldstreifen. Nur hier und da waren noch ein paar Sonnenblumen
stehen geblieben, schwarz und verdorrt. Am Wegesrand standen Marterln und
Kreuze. Die Marterln wiesen auf die Religiosität der Weinviertler hin und die
Kreuze auf ihren Nationalsport, betrunken Autofahren.
    Außer
uns schien niemand unterwegs zu sein, wir waren nahezu allein. Nur einmal überholten
wir einen Pfarrer auf seinem Fahrrad. Es hätte mich nicht gewundert, wenn wir
auf einmal vor der Einfahrt zu Draculas Schloss gelandet wären.
    Eine
Stunde später, und nachdem wir uns einmal verfahren hatten, näherten wir uns
dem Ziel unserer Fahrt, einem Ort mit dem mystischen Namen Oberschoderlee. Der
liegt in einem
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