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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Martin Mucha
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die
Mollardburg genannt. An jeder Seite befand sich ein Eingang. Insgesamt wirkte
er wie ein Industriebau, der restauriert nun anderen Zwecken diente, an den Eingängen
hingen die Schilder von Filmfirmen, Werbeagenturen und ähnlichem.
    »Wo
müssen wir rein?«
    »Keine
Ahnung.«
    »Warst
du noch nie hier?«
    »Nein,
Duvenbeck hat mir nur die Adresse gegeben und gesagt, dass ich bei Goldzung
& Ftacek eine vorbereitete Sendung abholen soll.«
    Hans-Peter
Duvenbeck war der Gastgeber des Wochenendes. Ein Wirtschaftsboss, für den
Lauras Kanzlei eine schwierige Übernahme im Zusammenhang mit dem Flughafen
Wien-Schwechat erfolgreich über die Bühne gebracht hatte.
    »Goldzung
& Ftacek?«, fragte ich nach.
    »Schocoladen
Manufaktur, soll ganz was Edles sein.«
    »Ich
dachte, gute Schokolade kommt nur aus der Schweiz.«
    »Bist
du eben schief gewickelt, G&F sind das absolute Nonplusultra.«
    »Mir
ist aber noch nie eine Schokolade von denen untergekommen.«
    »Sicher,
die kann man auch nicht im Geschäft kaufen, die machen sie in
Einzelanfertigung. Nur auf Anfrage und mit entsprechendem Kleingeld.«
    »Einzelanfertigung
für Schokolade?«
    »Ja,
und stell’ dir vor, wir werden so einen Schokokuchen kriegen.« Laura leckte
sich die Lippen. Langsam begann mir das Wochenende doch zu gefallen.
    »Hat
Duvenbeck selbst keine Zeit mehr gehabt?«
    »Genau,
und jetzt hilf mir den richtigen Eingang suchen.«
    Wie
immer mussten wir alle Türen durchprobieren, bis wir den richtigen Aufgang
gefunden hatten. Zwischen den bunten, modernen Schildern der Werbeagenturen und
Designstudios auf Stiege 4 fiel die schwarze Tafel mit goldener Schrift auf wie
der sprichwörtliche bunte Hund. Natürlich mussten wir in den vierten Stock
hinaufsteigen, denn der Lift funktionierte nur mit Schlüssel und wollte uns
partout nicht mitnehmen.
    Durch
das obligate Hochparterre und die Raumhöhe von etwa viereinhalb Metern kamen
wir auf den alten Steinstufen ganz ordentlich ins Schnaufen. Die Strapazen des
Aufstiegs wurden allerdings durch den mit jeder Stufe intensiver werdenden
Schokoladengeruch gemildert. Oben angekommen, floss uns der Schweiß von der
Stirn und der Geifer aus dem Mund. Bildlich gesprochen, natürlich. Laura ist
viel zu sehr Dame, um je zu transpirieren.
    Eine
grüne Tür in der weißen Wand trug wieder das Firmenschild. Wir klopften und
traten durch die Stahltür ein. Das Loft wirkte hell und geräumig. Ein Büro war
durch eingezogene Wände abgetrennt, den Rest der Fläche nahmen zwei Maschinen
ein, die aussahen wie besonders saubere und große Mischmaschinen, die halb in
massive Sockel eingelassen waren. An allen Ecken und Enden dieser Vorrichtungen
befand sich silbern glänzendes Edelstahlgestänge. Eine der beiden Maschinen war
in Betrieb, die Stangen bewegten sich, und ein leises Surren war zu hören. Der
dunkle Holzboden vibrierte leicht, sodass ein angenehmes Kribbeln an den Fußsohlen
fühlbar wurde. Daneben standen zwei Walzen, die entfernt an Druckmaschinen erinnerten.
Die Walzen waren allerdings lange nicht so modern wie die Mischmaschinen,
sondern stammten, ihren Verzierungen nach zu schließen, aus dem 19.
Jahrhundert. Mich erinnerten sie an Singer-Nähmaschinen der Jahrhundertwende.
    Im
hinteren Teil des Lofts befanden sich gestapelte Säcke, Glasvitrinen
verschiedenster Größen und Kühlschränke. Alles war spiegelnd sauber poliert und
glänzte in der Herbstsonne, die durch die großen Fenster hereinschien. Unnötig
zu sagen, dass es auch im Inneren einer Schokoladentafel nicht mehr nach Kakao
riechen konnte als in diesem Loft.
    Da
nirgendwo jemand zu sehen war, gab mir Laura einen Stupser und nickte mir zu.
Also rief ich laut »Hallo« in den Raum hinein. Keine Antwort.
    »Was
sollen wir machen?«
    »Schauen
wir uns um.« Lauras Augen leuchteten.
    »Dürfen
wir?«
    »Dürfen?
Im Krieg und bei der Schokolade ist alles erlaubt!« Immer der Nase nach schritt
sie in den Raum hinein, direkt auf die beiden großen Maschinen zu. »Wie das
duftet!« Bei derjenigen, die lief, blieb sie stehen und legte die Hand auf den
runden Verschlussdeckel. »Das ist ganz warm!«
    »Wahrscheinlich
schmelzen sie da drinnen die Zutaten.«
    »Schlaumeier,
das hätte jetzt niemand gedacht.«
    Ich
schaute mich um, von hier aus hatte man einen anderen Blickwinkel ins Büro als
von der Tür aus. Ich sah zwei Gestalten, die offensichtlich heftig miteinander
diskutierten, und berührte Lauras Schulter. Sie drehte sich um und wir gingen
zur Bürotür.
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