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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Martin Mucha
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Dreieck, das von Stronsdorf, Gnadendorf und Unterstinkenbrunn
gebildet wird. Dort scheint es so, als ob sich das Ende der Welt nur einen
Steinwurf entfernt befinden würde.
    Das
Wochenendhaus von Duvenbeck war dann schnell gefunden, Oberschoderlee ist
schließlich keine Metropole. Das Häuschen lag etwas außerhalb, auf einem mit
Bäumen bestandenen Hügel. Es war winzig, sicher nicht mehr als zehn Badezimmer.
Ursprünglich schien es einmal ein altes Bauernhaus gewesen zu sein, auf dessen
Ruine man unter Verwendung der alten Bausubstanz ein ultramodernes Haus
aufgepropft hatte. Auf mich wirkte der neue Teil so, als ob es sich um eine
parasitäre Wucherung handelte. Aber es war sicher teuer gewesen.
    Wir
fuhren eine Schotterstraße den Hügel hinauf, unter Apfelbäumen hindurch, in den
Hof. Insgesamt bestand das Anwesen aus drei Gebäuden: einem Haupthaus, einem
Nebenhaus und einer Scheune, die jetzt sicher als Garage Verwendung fand.
Zwischen den drei Gebäuden lag ein Trogbrunnen, um den herum drei Autos
parkten. Eines war ein grüner Jaguar, eines ein silberfarbener Benz und dann
noch ein weißer Audi, sicher ein A8. Lauras Peugeot wirkte dagegen wie ein
Spielzeug.
    »Bist
du sicher, dass du bleiben willst? Wir könnten einfach umdrehen und nach Prag
fahren. In Brünn machen wir halt und essen Gulasch mit Böhmischen Knödeln. Ich
kenn’ ein paar Leute in Prag, das wäre ein super Wochenende«, regte ich
schüchtern an, ohne wirklich Hoffnung zu hegen.
    »Reiß’
dich zusammen und steig’ aus.« Nicht unfreundlich, aber bestimmt.
    Wir
waren noch gar nicht richtig ausgestiegen, als schon ein etwas mehr als mittelgroßer
Mann auf uns zukam. Er trug eine flaschengrüne Bundfaltenhose und einen
wunderschönen grauen Schafwollpullover. Todsicher stammte die Wolle von
irgendeiner exotischen Rasse. Ich tippte auf turkmenische Wollhaarschafe aus
der Kyzylkum-Wüste.
    Das weiße
Haar des Mannes stand ihm wirr um den Kopf, so als ob er die Nase ständig in
eine steife Brise halten würde, die aus Ostnordost kam. Seine wasserblauen
Augen waren zugekniffen, was sicher vom ständigen Blinzeln auf die Spione in
den Wanten herrührte. Das ganze Gesicht war wettergegerbt und tief gefurcht.
Dabei vermittelte er keineswegs den Eindruck von Alter und Gebrechlichkeit,
sondern mehr den von Jugend und Tatendrang. Sein Alter zu schätzen war
vollkommen unmöglich, zwischen 45 und 85 war alles drin. Er nickte Laura kurz
zu, drückte ihr die Hand und dann war ich dran. Seine Hand war stark und rau,
Vorschot und Pinne hatten für Hornhaut gesorgt.
    »Linder,
was? Sind Philologe! Hm. Willkommen. Mein Name ist Duvenbeck, Hans-Peter.«
    Die
Stimme war kräftig und klang irgendwie ausgefranst, so als ob er zu lange und
zu heftig gegen den Wind gebrüllt hätte. Wäre ich Stevenson, würde ich sagen:
am Gangspill zerschunden. Der Mann gehörte eindeutig an die Waterkant und
sicher nicht ins Weinviertel. Aber das ist halt nun mal die Globalisierung.
    »Haben
hier kein Personal im Haus. Müssen die Koffer selber reintragen. Wird schon
werden. Die Schokolade haben Sie dabei? Gut, in die Küche damit!«
    Er
klopfte mir auf die Schulter, und hätte er noch ›meen Jung‹ gesagt, ich hätte
mich vergessen. Laura hatte sich schon bei Duvenbeck untergehakt und war auf
dem Weg ins Haus. Ich blickte mich unschlüssig um. Wohin sollte ich das Gepäck
bringen? Es war, als ob Duvenbeck meine ungestellte Frage gehört hätte, er
wandte sich nämlich im Gehen um und meinte: »Die Diele lang, danach gerade
durch die Türen, dann die Treppe hoch, zweite Türe links. Wenn Sie fertig sind,
kommen Sie raus auf die Veranda. Einfach die Treppe wieder runter und dann
links.«
    Ich sah
noch Lauras hübschen Hintern in der Tür verschwinden und wandte mich
schließlich den Koffern zu.
    Der
Gang war lang. Links und rechts an den Wänden hingen Jagdtrophäen. Geweihe von
Hirschen und Rehböcken zumeist, es waren aber auch ein paar Gamskrickel dabei.
Insgesamt werden es schon so an die 60 Stück gewesen sein, jede der Trophäen
mit Ort und Datum versehen. Der Steinfußboden war alt und glattgetreten, der
Läufer darauf aus kräftigem Stoff und die Deckenbalken waren alt und nachgedunkelt.
Dann kamen ein paar Türen aus hellem Holz, schließlich die Treppe und dann,
endlich, das Zimmer. Ich stellte die Koffer einfach ab und warf mich aufs Bett.
Alle drei Koffer zugleich, das war was für Herakles und nicht für Linder. Meine
Arme waren taub. Als ich wieder zu Atem
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