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Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Titel: Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
Autoren: E. E. Knight
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    D er Great Plains Gulag im März des fünfundvierzigsten Jahres der kurischen Herrschaft: Nur die Gebeine einer Zivilisation sind geblieben, Monumente menschlicher Glanzzeiten. Alles Übrige verzehren Natur und Zeit. Bohrtürme stehen noch immer in dieser Ecke des Öllandes, blicken wie gigantische eiserne Insekten über das Land hinaus. Unter ihnen rosten die Pumpen, stehen verstreut in dem langen, gelblichen Gras wie metallene Pflanzenfresser, die Schnauzen in die Erde gebohrt. Die ehemaligen Weizenfelder liegen seit Generationen brach und haben sich wieder zu urtümlichen Wäldern oder Prärielandschaften entwickelt, die Longhornrinder, Hirsche und schlaue Wildschweine mit Nahrung versorgen. Es ist ein Land schwindender Horizonte, eine Uhr, die nicht mehr tickt, zeitlos.
    Die Erde der bewirtschafteten Felder ist nach dem Pflügen umgewälzt und zertrampelt. Ein Bewohner des zwanzigsten Jahrhunderts hätte angesichts der Werkzeuge und Methoden, die in den Agrargebieten zum Einsatz kommen, entweder staunend die Augen aufgerissen
oder angewidert ausgespuckt. Pflüge mit nur einer Schar, von Pferden gezogen, stehen an den Feldrainen, wo sie zu Feierabend zurückgelassen wurden, und der einzige Dünger, der auf den Feldern ausgebracht wird, ist das, was aus dem Hinterteil eines Tieres kommt.
    Die bäuerlichen Siedlungen im Zentrum der verbliebenen landwirtschaftlichen Gebiete, die stets in der Nähe einer Straße oder einer Eisenbahnlinie liegen, sehen eher nach Strafgefangenenlagern als nach Gehöften in Familienbesitz aus. Umgeben von Stacheldraht und Wachtürmen schreien die mit Schindeln verkleideten Baracken der Landarbeiter und ihrer Familien nach frischer Farbe und einem neuen Dach, das die flatternden Plastikplanen über den unzähligen Löchern ersetzen kann. Müllhaufen und Plumpsklos schmücken das Gelände zwischen den jämmerlichen Gemüsegärten. Die Kinder, die zwischen den dicht gedrängt stehenden Gebäuden spielen, zeigen viel nackte Haut, so verschlissen sind ihre Kleider.
    Ein massiveres Bauwerk steht üblicherweise in der Nähe der Lagertore in respektvoller Distanz zu den Baracken, meidet jeglichen Kontakt wie ein Gesunder in einer Leprakolonie. Meist handelt es sich um ein gemauertes Bauwerk aus der Zeit vor dem Jahr’22; die Fenster hinter den Gittern oder Läden sind verglast, und hinter dem Glas finden sich Vorhänge.
    Wenige Meilen nördlich des Oologah Lake an der alten State Route 60 schmiegt sich eine dieser Kollektivfarmen, von ihren Bewohnern Rigyard genannt, in eine von sanften Hügeln beherrschte Landschaft. Zwei hohe Stacheldrahtzäune umgeben das Lager. Im Viereck angeordnete Baracken kauern im Schatten zweier Wachtürme, die ihrerseits winzig wirken vor den beiden gewaltigen Garagen, welche an riesige Wellblechhütten erinnern. Die Garagen bestehen aus einem Flickwerk aus Lehmwänden, Eisenträgern und geriffelten Aluminiumplatten. Hinter ihnen steht in beherrschender Position in der Nähe des Tores ein L-förmiger Betonbau aus den 1950er-Jahren und umgibt beschützerisch eine Reihe von Zapfsäulen. Ein Wasserturm - eine Ergänzung jüngeren Datums, wie der
glänzende Stahl verrät - ragt ein wenig schief über den Gebäuden auf und thront wie ein kecker Hut über der Wachstube. Jenseits des Betongebäudes steht in prachtvoller Isolation ein zweistöckiges Haus, windwärts so weit wie nur möglich von den Baracken entfernt und umgeben zunächst von einer Veranda und dann von einem Stacheldrahtzaun, dessen Tor mit einem Vorhängeschloss versehen ist.
    Jeder Wachturm ist bemannt mit einem einzelnen Wachposten in grün-braun geflecktem Tarnanzug und einer schwarzen Jägermütze aus Leder. Der Posten im Süden ist wachsamer; er durchquert von Zeit zu Zeit sein kleines Krähennest, um den Highway in beide Richtungen zu überblicken, der auf der Südseite des Lagers am Zaun entlangführt. Der Posten im Norden zernagt zwischen seinen Schneidezähnen, die beinahe von einem Biber hätten stammen können, reihenweise Zahnstocher, während er drei Frauen in Arbeitskitteln beobachtet, die im Gemeinschaftsspülstein zwischen den Baracken Kleidung waschen.
    Wäre der andere Wachmann mit einem hervorragenden Fernglas ausgestattet (unwahrscheinlich, aber möglich), würden seine Augen scharf sehen (noch unwahrscheinlicher, da die Bewachung von Bauern und Handwerkern den älteren Angehörigen der Territorialen vorbehalten ist) und übte er motiviert seinen Dienst aus (eher gibt es einen kalten
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