Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
Vom Netzwerk:
hatte.
    »Wissen Sie, Frau Stöckl …«, ich knöpfte mir den oberen Knopf meines Blazers zu, für so klassische Reihenhausklientel durfte ich mich nicht zu offenherzig geben, »… mit so einem Twingo, da kann man nichts falsch machen. Sensationelle Pannenstatistik, sparsam, zuverlässig, und je kleiner der Wagen, umso leichter ist er natürlich auch sauber zu halten. Sie werden sehen, wie viel Platz Sie plötzlich für Ihre Gartenmöbel haben, wenn Ihr alter Mercedes nicht mehr in der Garage steht.«
    Frau Stöckl nickte und nahm ihre Handtasche unter den Arm statt um den Hals. Das war ein gutes Zeichen, sie hatte Vertrauen gefasst.
    »Und was ist mit Ihrem Mann?«, scherzte ich. »Sie träumen ja, Herr Stöckl, das sehe ich ganz genau. Was haben Sie denn gesehen, was Sie so verzaubert?«
    »Also, ich«, stammelte Herr Stöckl und warf einen scheuen Blick auf seine Gattin. »Darf ich mal gucken, nur mal so aus Interesse?«
    Ich folgte seinem Blick und lachte gutmütig. »Ach Herr Stöckl, Sie sind mir ja ein ganz Schlimmer! Ich verstehe Sie sehr gut, aber der Porsche, der ist leider nicht zu verkaufen, der gehört unserem Chef. Ein schönes Modell, nicht wahr? Neunhundertelfer-Cabrio aus den Achtzigern, alles Originalteile, das gibt es nicht mehr oft, vor allem nicht in diesem wunderbaren Indischrot.«
    Ich stellte mich so vor Herrn Stöckl, dass er Olivers Porsche nicht mehr sehen konnte, und drehte ihn mit einem sanften Druck am Ellbogen wieder auf Kurs. »Aber finden Sie nicht auch, dass der Twingo fast den gleichen Farbton hat?« Das war glatt gelogen, denn das gammelige Bordeaux des Twingos sah aus wie Rotwein aus dem Tetrapack, und mir war klar, dass ich noch einen drauflegen musste. »Ich weiß, was Sie jetzt denken, Herr Stöckl«, kam ich seinem Einwand zuvor und sprach etwas leiser. »Sie denken, ich habe doch nicht ein ganzes Leben so hart gearbeitet … was haben Sie denn eigentlich gemacht, Herr Stöckl, wenn ich fragen darf?«
    »AOK!«, trompetete seine Frau.
    »AOK, sehen Sie, ein Knochenjob, die ganze Zeit am Schreibtisch, da denken Sie jetzt natürlich, das habe ich mir doch all die Jahre nicht angetan, damit ich jetzt einen Kleinwagen fahre. Aber es ist natürlich auch so: Je dicker das Auto, das man fährt, umso eher denken die Nachbarn, man hätte was zu verschenken! Oder am Ende sogar der Vermieter! Ich sage Ihnen eins: So ein Auto, das fährt man nicht, das lebt man!«
    Eine halbe Stunde später war der Twingo nicht mehr der Dorn in meinem Auge, sondern tuckerte mit Herrn und Frau Stöckl Richtung Münchner Osten. Gut gelaunt parkte ich das scheckheftgepflegte Mercedes-Coupé der Stöckls unter das blaue Neonlicht der Auto-König -Leuchtreklame und winkte meinem Chef und Liebhaber durch die Glastür seines Büros zu.
    Oliver wackelte abwehrend mit dem Zeigefinger und deutete auf den Telefonhörer an seinem Ohr. Ich stellte mich trotzdem ans raumhohe Fenster, betrachtete den Lenbachbrunnen, dessen Becken ein paar Männer gerade mit Holzplatten abdeckten, und wackelte mit den Hüften, als müsste ich mir die Füße vertreten. In der Spiegelung der Glasscheibe beobachtete ich, wie Oliver in seinem Chefsessel herumschwang, auflegte und sich mit dem Daumen genießerisch den rechten Mundwinkel entlangstrich. Das machte er sonst nur, wenn er vor seinem Porsche stand.
    »Wenn wir jetzt nicht losmüssten, wüsste ich, wie wir uns den Abend vertreiben könnten«, flüsterte er plötzlich hinter mir. »Mann, dieser bajuwarische Arsch! I like! «
    Mit Siegerlächeln kam er ganz nah zu mir her, um mich zu packen und auf seinen Schreibtisch zu setzen. Ich half mit einem unauffälligen Hopser nach, sah ihm die Bemerkung über meine bayerische Kehrseite nach und dass er mir ohne viel Tamtam bereits den Rock hochschob. Die Frauen, die immer so viel Gedöns ums Vorspiel machten, hatten meiner Meinung einfach nicht genug zu tun.
    »Warte«, flüsterte ich trotzdem, »ich wollte noch etwas mit dir besprechen!«
    »Besprechen? Kann das nicht kurz warten?«
    Oliver wanderte mit den Händen meine Oberschenkel hoch, und als er spürte, was da zu spüren war, stieß er mit dem Fuß den Papierkorb ungeduldig zur Seite. Meine Rechnung, unter den engen schwarzen Rock einfach mal keine Unterwäsche anzuziehen, war aufgegangen, und ich fand, dass jetzt der absolut richtige Moment war, um Oliver auf unsere Beziehung anzusprechen.
    »Ich wollte nur noch einmal mit dir wegen meiner Position reden.«
    »Welche Position?«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher