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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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lässt aber nicht locker.
    »Ich mein halt, ins Kloster auf ein Seminar! Yoga vielleicht? Oder Tanz und Meditation?«
    »Nein, ich wollte meine Patentante besuchen. Also, besser gesagt, suchen statt besuchen. Aber ich kann nicht bei ihrer Freundin anrufen, dass ich da bin. Mein Akku ist leer.«
    Die Nette greift hinter sich und hält mir ein Telefon hin.
    »Magst von hier aus anrufen?«
    »Danke, aber ich weiß die Nummer nicht auswendig.«
    »Wer ist denn die Freundin von deiner Tante?«
    »Eine Frau Lechner.«
    »Ah, die Mama vom Bergfischer, oder? Der ist normalerweise immer hier, wenn Bayern spielt. Hab ihn aber heute noch nicht gesehen.«
    »Sex, Sex, Sex!«, mischt sich eine brummige Männerstimme ein. Es dauert eine Weile, bis mein Gehirn schaltet, dass es hier um eine Telefonnummer geht und nicht um dreimal Dingsbums. Und dass dieser Einwurf von dem Typen an der Bar kam, auch wenn das Tier sich nicht umgedreht hat, sondern immer noch zuschaut, wie Oliver Kahn mit dem Mikro vor der Nase total expertenmäßig mit dem Kopf schüttelt. Alles, was ich von ihm sehen kann, ist sein Rücken und eine ziemlich große Hand, die nicht besonders sauber aussieht und ein Glas Sprudelwaser mit einer Zitronenscheibe festhält. Ich bin einigermaßen entsetzt. Welcher Erwachsene rennt heutzutage noch mit so einer Kiffermähne rum? Mal ganz abgesehen davon, dass so ein Style meiner Meinung nach grundsätzlich indiskutabel ist, wenn man nicht Ziggy heißt und sich in einer Holzhütte in den jamaikanischen Bergen einen Dübel nach dem anderen dreht.
    »Sag bloß, du weißt die Nummer?«, sagt die nette Frau Richtung Zottelrücken.
    »Freilich«, sagt das Tier und dreht sich immer noch nicht um. »Die Lechner-Oma hat die Sechs-sechs-sechs, aber ihr Bub, der Bergfischer, der könnt dich normalerweise sicher holen, aber der ist mit seiner Frau die zehn Tage bis zum Christkindlmarkt noch am Gardasee, nur die Leonie ist bei ihrer Oma. Aber wennst magst, kannst mit mir mitfahren, Josepha.«
    Josepha? Meint der mich? Wie kann der mich meinen? Ich gucke die Frau an. Heißt sie etwa auch Josepha?
    »Elli, ich zahl dann«, sagt das Tier, kippt sich den halben Liter Wasser rein, als wäre es ein kleiner Schluck, und spuckt die Zitronenscheibe mit einem Flupp wieder zurück ins Glas. Die nette Frau dreht sich zur Kasse um und tippt was. Sie heißt also Elli. Wie kann es aber sein, dass der Wassertrinker meinen Namen weiß? Und meine Stimme erkannt hat, obwohl ich keine Ahnung habe, wen ich da vor mir habe?
    »Zwei große Wasser macht drei Euro gradaus. Schaust die zweite Halbzeit gar nicht an?«
    »Fünf-eins hinten im letzten Spiel von dem Jahr, da passiert eh nix mehr«, grummelt das Tier und dreht sich endlich um. Und sieht mir voll ins Gesicht, so plötzlich, dass ich sofort weggucken muss, um erst einmal zu verarbeiten, was ich da gesehen habe. Der Typ vor mir ist ein ausgewachsenes Mannsbild. Ausgewachsen und zugewachsen, denn viel sieht man nicht von ihm. Und was man sieht, wirkt ziemlich schlecht gelaunt, er kneift Augen und Lippen zusammen, als würde ihn etwas blenden, was aber in dem halbdunklen Eingangsbereich einfach nicht sein kann. Er hat ein Gesicht wie eine verwilderte Hecke: buschige Augenbrauen, die in alle Richtungen wachsen, und soweit man das unter dem struppigen Vollbart erkennen kann, ziehen sich zwei ziemlich tiefe Falten von der Nase zu den Mundwinkeln, als wäre heute nicht der erste Tag, an dem er mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Er ist ein ziemlicher Schrank. Sein breiter Brustkasten, über dem er gerade die Arme verschränkt, steckt in einer flokatiähnlichen Lammfellweste und einem Wollpullover, grau und filzig wie ein altes Schaf. Die ausgebeulte Lederbundhose geht bis zur Mitte der Waden und lässt drei Handbreit behaarte Haut bis zu den dicken Wollsocken frei. Dieser Mensch ist vielleicht die richtige Gesellschaft für jemanden, der sich für Yetis interessiert, aber nicht für eine Joe Schlagbauer aus München-City. Aber die Stadt ist weit weg, der Dampfer ebenso, und ich will endlich auf diese verflixte Insel. Und so meine ich wenig begeistert zu dem Bären: »Nun, wenn du mich mitnimmst …«
    »Freilich, Josepha.«
    Warum hat der mich eigentlich sofort erkannt? Nachdem ich Jahre darauf verwendet habe, nicht mehr auszusehen wie ein ökiges Landtrutscherl? Höchste Zeit, ihn darüber zu informieren, dass ich mit dem Mops von früher nichts mehr zu tun habe.
    »Ich würde übrigens gern eines
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