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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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klarstellen: Ich bin die Joe. Josepha sagen nur noch meine Eltern zu mir. Und wer bist du? Kennen wir uns von früher?«
    »Wer ich bin? Wenn’s dir ned einfällt, dann geht dich das auch nix an. Also, Josepha. Gemma jetzt oder ned?«
    Er stülpt sich auf den Primatenkopf einen grauen Hut, der auf seinen Locken sitzt wie ein Champignon. Einfach lächerlich, auch wenn der Schatten, den dieses Seppelding auf seine Augen wirft, ihn noch grimmiger aussehen lässt.
    Die nette Bedienung nickt zum Abschied und fragt dann neugierig: »Kennts ihr euch?
    »Nein!«, sage ich.
    »Ja!«, sagt der Zottelmann. Und weil dieser Urwaldmensch keine Anstalten macht, mir die Tür aufzuhalten, ziehe ich selbst daran, im gleichen Moment wie er. Mit dem Erfolg, dass wir zusammen die Tür mit so viel Schwung aufreißen, dass wir beide fast die Elli umrennen.
    »Pass doch auf«, schimpfe ich und trete auf etwas Hartes.
    »Wennst mir meinen Schuh wiedergibst, kann ich noch besser aufpassen«, grantelt er. Ich bücke mich und hebe ein Stück Holz hoch. »Das soll ein Schuh sein?«
    »Freilich.«
    Ich schaue dem Zotteltier auf die Füße, und tatsächlich, am anderen Fuß ist noch zu erkennen, welchen Zweck das Stück Holz hat: Es ist ein ziemlich antik aussehender Schlappen, den man vielleicht an einem Bademeister aus dem vorletzten Jahrhundert vermuten würde, aber nicht im Spätherbst an einem Gorillafuß.
    »Die würde ja sogar mein Ökopapi nur noch zum Einschüren verwenden.«
    »Die Schuh sind noch pfenniggut, und du bist immer noch so gschnappert wie früher!«
    Der bärtige Unbekannte nimmt mir das Stück Holz aus der Hand, um es sich über den Socken zu ziehen und loszustapfen.
    Wieso wie früher? Wann war ich jemals zickig? Ich schleife meinen Koffer mit Todesverachtung hinter ihm her, gluppgluppglupp klappern die Holzschuhe vor mir, und ich finde, dass dieser Mann ein lebender Beweis dafür ist, dass seit dem Neandertaler modemäßig nicht mehr viel passiert ist in der Evolution. Zumindest nicht bei diesem Exemplar. Kaum zu glauben, dass ein Oliver und er der gleichen Spezies angehören. Ich denke an meinen Chef, sein glattes Gesicht mit den leicht hochgezogenen Augenbrauen, das spöttische Lächeln, das immer in einem seiner Mundwinkel sitzt. Seine Angewohnheit, zu teuren Anzügen weiße T-Shirts und knallige Kaschmirschals zu tragen. Das können sich nicht viele leisten, weder optisch noch finanziell, aber Oliver sieht eben sensationell gut aus. Ich kann mir nur dazu gratulieren, dass er für mich mehr als mein Vorgesetzter ist. Okay, natürlich bin ich beleidigt, sonst wäre ich jetzt nicht hier.

»Seht ihr? Ihr müsst das Optimum an Schönheit herausholen! Stellt euch einfach vor, ihr würdet eine Braut für die Hochzeit herrichten«, hatte ich am Montagabend gepredigt und einen Klecks Pink auf der letzten matten Stelle verteilt. Aber Dieter, unser Mechaniker, lehnte maximal genervt an einem Stapel runderneuerter Winterreifen und drehte sein ungeöffnetes Feierabendbier sehnsüchtig in der Hand hin und her.
    »Ich will ja nix sagen, Joe«, motzte er, »aber kannst du mir verraten, warum du mit deinem Putzfimmel ständig bei uns in der Werkstatt abhängen musst?«
    »Sicher nicht wegen dem Bier«, antwortete ich würdevoll, »sondern wegen den Autos. Und außerdem bin ich die Verkaufsleitung und mache hier den Umsatz. Und zwar freiwillig und nicht, weil sie mich von der Schule geschmissen haben.«
    Das saß, und Dieter haute ab, um eine neue Flasche Chrompolitur zu holen, weil sogar er kapierte, dass er seinen Feierabend vergessen konnte, bevor der Cadillac nicht glänzte wie der Schatz im Silbersee. Ich strich zufrieden meinen engen Rock glatt und schlüpfte unter dem Rolltor der Werkstatt durch, um meinen Kunden Herrn und Frau Stöckl nach ihrer Probefahrt die Autotür zu öffnen.
    »Steht Ihnen ausgezeichnet, der Wagen«, rief ich begeistert und tätschelte unserem Ladenhüter das Dach.
    »Meinen Sie wirklich?« Frau Stöckl stemmte sich aus dem klapprigen Twingo und hängte sich ihre Handtasche um den Hals. Wahrscheinlich hatte sie gehört, dass bei einem Autohändler gerne mal zwielichtige Gestalten herumlungerten, selbst in Bestlage am Münchner Lenbachplatz. Ich schaute mir die zwei älteren Herrschaften noch einmal genauer an. Kunden wie diese kamen aus Trudering, maximal aus Zorneding, jedenfalls aus einer Gegend, wo man sich Gartenzwerge halten konnte und gleichzeitig nur ein paar Schritte zum Urologen und zum Aldi
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