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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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kritisch, und ich erkläre schnell: »Ich meine nur, wegen dem Schild da.«
    »Wegen dem Schild? Na, wegen dem bin ich nicht der Janni, und sonst auch nicht.«
    »Ja, aber, wer bist du dann?«
    Der Nicht-Janni zuckt die Schultern und geht nicht auf meine Frage ein.
    »Hast an Hunger?«
    »Ich … äh …«, ringe ich nach Worten und schaue unsicher auf den halb aufgeklappten Pizzakarton.
    »Mit Thunfisch? Tut mir leid, äh, ich mag keinen Fisch.«
    »Na dann.«
    Mein Magen, der mir in den Kniekehlen hängt wie einem Ziegenbock die Eier, grummelt, als der Gorilla den Pizzakarton ohne weiteren Kommentar in den Müllcontainer befördert, der vor der Bootswerft steht. Ich folge dem Unbekannten auf den Steg und entdecke endlich etwas, was mir gefällt: todschicke Motorboote. Unten ein Schiffsrumpf aus glänzendem Alu, oben hellblaue, gelbe oder weiße Kajüten mit großen Fenstern, Scheinwerfern und Scheibenwischern, innen Bänke mit Kissen oder Schafsfellen. Und vor allem: Mit fetten Außenbordern hintendran.
    »Das macht bestimmt Spaß, oder?«, rufe ich und überlege, wie schnell man wohl mit so einem Hundertfünfzig-PS-Paket über den See brettern kann.
    »Bootfahren, meine ich!«, ergänze ich, als keine Antwort kommt.
    »Basst scho«, grunzt mein Begleiter und lässt die Eisenteile in einen langen schmalen Kahn rutschen, der am äußersten Ende vor sich hindümpelt. Das offene Boot liegt einen guten Meter unterhalb des Stegs, und da nirgendwo eine Leiter oder eine andere Einstiegshilfe zu sehen ist, lasse ich mich vorsichtig auf den rutschigen Planken nieder, um mich ins Boot zu hangeln.
    »Dass ihr Weiber euch nie gescheite Schuh anziehen könnts«, motzt der Gorilla, weil ich dabei fast ins Wasser falle, da mein Rock solche Turnübungen eigentlich nicht zulässt.
    »Du brauchst gerade reden, mit deinen Brennholzschlappen«, pampe ich zurück und frage mich, wieso ich ausgerechnet in das einzige Boot weit und breit steigen soll, das keine Kajüte besitzt.
    »Jetzt geh her da«, befiehlt mir der Gorilla, der längst breitbeinig im Boot steht und das Schwanken ausbalanciert, packt mich in der Taille und setzt mich in hohem Bogen auf ein Brett in der Mitte des Boots, als wäre ich nicht viel schwerer als mein Koffer. Dann setzt er sich selbst an den mickrigen Motor, auf dem in kleinen Zahlen eine lächerliche Fünfzehn als PS-Zahl aufgeklebt ist.
    »Drei Tage. Es sind nur drei Tage!«, murmle ich noch einmal vor mich hin und merke, dass er mich so mit dem Rücken zum Wind platziert hat, dass ich ihm direkt ins Gesicht blicken muss. Als ich eine alte Mütze mit Ohrenklappen hingehalten bekomme, schüttle ich entsetzt den Kopf. Auf gar keinen Fall kommt ein so speckiges Ding auf meine Frisur, und dabei bleibe ich auch, als wir unerwarteterweise ein ganz schönes Tempo draufbekommen und der nasskalte Wind zu einem eisigen Peitschen wird. Der Chiemseegorilla ist offensichtlich wetterfest, was mich bei dem Winterfell und dem Schmutzgehalt seiner Klamotten nicht wundert. Um ihn nicht die ganze Zeit ansehen zu müssen, schließe ich die Augen und mache mich so klein wie möglich, um dem Wind keine Angriffsfläche zu bieten. Es ist noch nicht einmal acht Uhr abends, und in München würde ich jetzt langsam Feierabend machen und zu Atakan ins Training gehen oder mit Oliver zum Italiener. Stattdessen sitze ich hier, der Außenborder jault, und ich bin nass, nasser, am nassesten. Sexy ist anders. Olivers roter Porsche ist sexy, das Leben in der Großstadt und Erfolg sind sexy. Am besten, ich finde noch heute Abend heraus, dass sich Tante Caro in die Karibik abgesetzt hat. So wie Oliver nach Los Angeles. Und meine Eltern nach Goa. Und ich auf die Fraueninsel. Na super.

Gerade als ich mich in Olivers Büro entschlossen hatte, den Hilferuf der aufgeregten Bergfischerin zu ignorieren, waren draußen im Showroom die Neonlichter aufgeflackert.
    »Haste echt das Telefon auf mich umgestellt, Joe? Ich bin Schrauber, keine Sekretärin!« Dieter streckte mir den Telefonhörer hin wie ein totes Insekt, aber ich zuckte nur mit den Schultern.
    »Na ja, ich war gerade nicht am Platz. Wer ist denn dran?«
    »Ich hab einen Herrn Schlagbauer in der Leitung! Er klingt gar nicht fröhlich!«
    »Dein Vater klingt doch am Telefon nie fröhlich! Der soll dich auf dem Handy anrufen!«, murrte Oliver.
    »Da kennst du meinen Vater schlecht. Das ist ihm viel zu teuer, und außerdem will er mich nicht verstrahlen.«
    Ich bügelte meine Bluse mit der
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