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Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Titel: Beschuetz Mein Herz Vor Liebe
Autoren: Asta Scheib
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hatte. Der Sepp hatte sich um eine Lehrstelle beworben, er wollte Bäcker werden. Wo er sich auch beworben hatte, immer hieß es, er müsse bei der Hitler-Jugend sein. Der Sepp fand es gut, daß er als Bäckerlehrling in der Nacht arbeiten und am Tag schlafen mußte. »Da muß ich nicht dauernd zum Appell.«
    Girgl schärfte dem Sepp ein, niemals auch nur ein Wort über die Zeit bei den Kinderfreunden in Neuhausen verlauten zu lassen, und Sepp versprach es. Von dem Tag an erschien der Sepp auch wieder im Helferkreis der Kinderfreunde. Heimlich, ohne HJ-Uniform. So langsam sammelte sich wieder eine Gruppe, vorzugsweise in der Großmarkthalle. Sie bekamen auch Kontakt mit einer Regensburger Gruppe, die machte sogar eine Zeitung. Das war der neue ›Vorwärts‹, den die Münchner Gruppe dann weiterverteilte.
    Eines Morgens holte die Gestapo Girgl aus seiner Wohnung in der Tengstraße. Als Anni am Spätnachmittag von der Arbeit heimkam, empfing sie der Hauswart im Treppenhaus: »Jetzt ham s’ ihn abgeholt, den Herrn Gemahl«, sagte er mit seinem fettigen Grinsen, und Anni rannte sofort in die Brienner Straße in das Palais der Gestapo. Sie fragte den ersten Polizisten, der ihr in dem dämmrigen Flur begegnete: »Wo ist mein Mann? Georg Klaffenböck. Er ist heute morgen aus unserer Wohnung abgeholt worden.«
    Der Beamte schickte sie gelangweilt weiter. Zimmer 34, erster Stock. Anni rannte hinauf, kam in einen Raum, in dem viele Leute warteten. Zwei Beamte nahmen Protokolle auf. Anni wandte sich an einen der Beamten, rief, daß er entschuldigen solle, aber ihr Mann – die Wartenden murrten. Der Polizist beschied Anni kühl, daß sie aufgerufenwerde wie alle anderen. Anni sah, daß auf jeden Beamten mehr als zehn Leute kamen, die alle möglichen Angaben machten, die von den Beamten umständlich aufgeschrieben wurden. Anni konnte sich ausrechnen, daß sie hier noch Stunden warten mußte. Sie entschloß sich, in der Zwischenzeit in die Nymphenburger Straße zu laufen, zu Nepomuk Fuchs, sie mußte ihn warnen. Leise drückte sie sich zur Tür, niemand beachtete sie, und dann rannte sie von Furcht gehetzt in die Nymphenburger Straße, schellte, doch niemand machte ihr auf. Schließlich klingelte sie bei der Hausmeisterin, und da erfuhr sie, daß der Nepomuk schon in der Nacht abgeholt worden sei. Seine Frau, die sei gleich heute morgen mit dem ersten Zug zu ihren Eltern nach Augsburg gefahren. Als Anni zurückkam in die Brienner Straße, hatte sich der Raum geleert. Die Beamten, schon im Weggehen, musterten sie unfreundlich und mißtrauisch. Was sie denn jetzt noch hier wolle.
    »Mein Mann«, sagte Anni atemlos. »Mein Mann, Georg Klaffenböck, heute morgen haben sie ihn abgeholt.«
    Die Beamten musterten verdrossen ihre Listen. »Ich hab nichts«, sagte der eine erleichtert und klappte sein Heft zu. Auch der andere Beamte sichtete unlustig seine Unterlagen.
    »Klaffenböck, hier ist nichts eingetragen«, dann hämisch in Richtung Anni: »Ham wir nicht, Fräuleinchen, kriegen wir auch nicht mehr rein.«
    »Aber wo könnte er denn sein, er ist doch abgeholt worden?« Der preußisch sprechende Beamte riet ihr großmütig, es doch mal in der Ettstraße zu versuchen.
    Inzwischen hatte es angefangen zu regnen, und Anni kam ganz naß und völlig außer Atem auf dem Frauenplatz an. Dick standen die Türme des Doms unter dem bleifarbenen Himmel. Anni huschte rasch in das Gotteshaus. Herrgott, jetzt hilf dem Girgl. Dann war sie schon wiederdraußen. Vor dem Portal in der Ettstraße stand eine Wache.
    »Ja, wo wollen denn Sie noch hin?«
    »Mein Mann«, sagte Anni wieder, »mein Mann, Georg Klaffenböck, heut morgen haben sie ihn abgeholt.«
    »Ja mei«, der Beamte tat bekümmert, »woher soll ich das wissen, hier herinnen sind so viele, kommen S’ morgen wieder, heut dürfen S’ eh nicht rein, oder Sie versuchen es in der Brienner Straße.«
    »Da komm ich doch her«, sagte Anni, und es schien ihr für einen Moment, als müsse sie mit ihrem Kopf gegen diese Tür schlagen, gegen dieses Portal, über dem geschrieben stand: »Nach seinem Sinne leben ist gemein, der Edle strebt nach Ordnung und Gesetz«. Anni las es und las es auch nicht. Sie dachte, Girgl, Girgl, und daß sie einen Wettlauf verlor, auf den sie nicht vorbereitet war, bei dem sie keine Chance hatte.
    Am nächsten Morgen ging Anni wieder in die Brienner Straße. Diesmal gehörte sie zu den ersten der Wartenden, und diesmal hatten zwei andere Beamte Dienst.
    »Ach, Sie
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