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Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Titel: Beschuetz Mein Herz Vor Liebe
Autoren: Asta Scheib
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Therese das Thema erledigt, und auch für Delia gab es Wichtigeres, und zwar drehte sich alles um Anni, die einen Verlobten hatte, nicht nur einen Verehrer, nein, seit einer Woche trug sie einen Ring am Finger und war verlobt. Er hieß Georg Klaffenböck, wurde aber Girgl genannt. Therese fand diesen Verlobten enttäuschend, viel zu klein und schmächtig für die blühende Anni. Für sie wünschte Therese sich einen der Prinzen oder Großherzoge von Schloß Hohenburg im Isarwinkel, von denen Anni so viel erzählte. Aber da war nichts zu machen. Anni war stolz auf Girgl, denn er war ein Studierter und würde einmal Lehrer sein. Zu Anni aufs Zimmer, das im Dachgeschoß des Suttnerschen Hauses lag, durfte Girgl nicht. Er selbst wohnte in einem katholischen Jung-Männerheim, und deshalb kam Therese dazu, wie er es mit Anni im Bügelzimmer machte. Niemals würde Therese das vergessen. Zunächst war sie erschrocken, als sie Anni sah, deren Haare völlig aufgelöst waren, und ihre Röcke kringelten sich irgendwo oben am Hals. Therese wußte jedoch instinktiv, daß Anni keine wirkliche Gefahr drohte, und so schaute Therese für einen Moment vor sich hin auf den Boden des Bügelzimmers, wo die Nachmittagssonne Muster malte und wo Sonnenstäubchen auf und ab schwebten. Ein kurzer Moment der Verlegenheit. Therese sah durchs Fenster. Sie sah die Rasenfläche des Gartens,und alles, was sie sah, sah sie sehr genau, wie zum erstenmal und wie verschärft durch diese Verlegenheit, und es war ihr völlig gleichgültig, bedeutete nichts, gemessen an dem, was Anni und Girgl in diesem Moment taten. Therese dachte, daß es nicht recht war, hier zu stehen. Sie hätte sofort hinausschleichen sollen, doch Therese wußte, daß sie hierbleiben mußte und leise sein und sehen, was sie niemals zuvor erlebt hatte, und morgen würde sie alles Delia erzählen. Delia ließ Therese auch keine Ruhe mehr, als sie begonnen hatte, ihr das mit Anni und Girgl zu erzählen. Wie schlecht kam sich Therese vor. Sie war eine Verräterin, eine üble Lauscherin und Petze, und das wußte sie, und trotzdem erzählte sie Delia alles, denn Delia hatte daheim nur Berta, das langjährige Hausmädchen. Berta war über fünfzig, und mit ihr ging kein Mann ins Bügelzimmer. »Also noch mal von Anfang an«, bettelte Delia, »wie hat er das gemacht, zuerst das Mieder auf, und dann am Busen gedrückt und wie ging es dann weiter?«
    Therese fand sich wieder gemein, und doch konnte sie nicht mehr zurück, und sie mußte auch alles erzählen, weil das Erlebte mächtig in ihr war und übersprudelnd, und weil es ihr ein Gefühl im Bauch machte, das tief war und süß und ziehend, so daß sie die Bilder wieder und wieder heraufbeschwor. Flüsternd stürzten die Worte aus ihr heraus.
    »Dann hat Anni gestöhnt und ›NeinneinGirgl‹ gesagt und ›eskanndochjemandkommenGirgl‹. Doch Girgl hat noch mehr gestöhnt als Anni und hat sich zwischen ihre Beine geschoben, und Anni hat gesagt ›daßdumiraberfeinaufpaßtGirgl‹ und Girgl hat ›Jaja‹ gesagt und hat Anni auf die Kommode mit der Bettwäsche gedrückt. Die Hose ist ihm heruntergerutscht und Anni hat ihre Beine oben um Girgl gelegt, und bald hat Girgl gesagt ›Jetztmußinaus-Anni‹ und Anni ist hochgekommen und hat beim Girgl was gemacht und er bei ihr auch, und Anni hat gesagt›jetztdarfstfeinetaufhörenGirglgell‹ und Girgl hat nicht aufgehört, bis Anni gesagt hat, ›jetztisausGirgl‹.
    Da bin ich ganz schnell rausgeschlichen und bin in den Garten gerannt. Nachher bin ich laut reingerumpelt in die Küche. Da hat Anni für Girgl Kaffee gekocht, und ich hab auch einen gekriegt, mit viel Milch, und Anni hat gefragt: ›WowarstdudennTherese?‹ und ich habe gesagt: ›IchkommgradausmeinemZimmerAnni‹ und dann habe ich ›GutenTagGirgl‹ gesagt. Anni hatte schöne leuchtende Augen, ihr Mund war rot, viel röter als sonst und Girgl war größer als sonst und er hat stolz auf Anni geschaut und mir wurde ganz komisch.«
    Delia wollte dann unbedingt einmal mitkommen ins Bügelzimmer, aber da war Therese hart geblieben. Sie selbst war auch nicht mehr hingegangen, wenn Girgl da war, und bald darauf hatten Anni und Girgl ohnehin geheiratet. Weil sie kein Geld hatten, gab Thereses Mutter Anni ihr Hochzeitskleid und den Schleier und die Spitzenhandschuhe, und Anni sah so vornehm aus, daß Therese sie sich gar nicht mehr auf der Wäschekommode vorstellen konnte. In der Kirche dachte Therese dauernd daran, daß die beiden es von
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