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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg)
Autoren: Tatort Eifel 2
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Routinefall
    von R UDOLF J AGUSCH
    Pass auf! Die Eifeler sind ein mordsgemeines Völkchen!« Ich hätte auf Franz hören sollen.
    Scheiße, diese Schmerzen.
    Franz ist zwar nicht der Hellste, aber gebürtiger Dauner. Der kennt sich aus in der Eifel. Stattdessen habe ich ihn ausgelacht, ich arroganter Idiot.
    Mann, tut das weh!
    Dabei schien es ein ganz normaler Auftrag zu sein. Bisschen den dicken Maxe machen, ein paar Drohungen, vielleicht auch ein gebrochener Finger.
    Gut, vielleicht auch zwei oder drei. Aber nicht mehr als nötig. Mein Ehrenkodex.
    Und jetzt? Liege ich hier auf dem Teppich und kann mich vor Schmerzen nicht mehr rühren.
    Scheiße!
    »Geht gleich vorbei«, fistelte die Alte über mir treuherzig.
    Anfängerfehler. Unterschätze nie deinen Gegner. Franz würde mich auslachen, wenn er mich hier liegen sähe.
    »Kommst du, Erna? Wir müssen los.«
    Der Alte, ihr Mann. Noch so ein Teufel!
    »Jochen wartet schon.«
    Jochen Klawski, Autohändler. So einer mit Flatterbändchen und Kiesplatz. Ortsausgang Daun, oben am Kreisel. Steht bei meinem Auftraggeber in der Kreide. Hat Autos im großen Stil verschoben, doch den Gewinn nicht wie abgesprochen geteilt. Klawskis Wohnwagen war verrammelt. Tagsüber!
    Da schrillten bei mir alle Alarmglocken. Der Typ will sich dünnemachen. Bin daher sofort hierhin gefahren, Pützborn, Gerolsteiner Straße. Dass Klawski noch bei den Eltern wohnt, wusste ich nicht.
    Die Alte tupft mir den Schweiß von der Stirn und murmelt: »Bald vorbei, versprochen. Ich muss aber jetzt.«
    Verpiss dich, denke ich, heraus kommt nur: »Vrpsdch.«
    Dann sind sie weg. Die Alten, nicht meine Schmerzen.
    Als ich vor einer Stunde hier ankam, bat mich der Alte herein. Mit den Worten »Jochen kommt später« führte er mich ins Wohnzimmer.
    »Eifel rustikal«, scherzte ich, als ich die Möbel sah.
    Der Alte zog die Stirn kraus: »Sie meinen Eiche rustikal.«
    Aha, ein Schnelldenker, dachte ich und winkte ab.
    Plötzlich stand sie in der Tür und rief mit ihrer Fistelstimme: »Ein Gast, oh wie nett. Nehmen Sie doch Platz.« Die Alte, grauer Dutz, Kittelschürze, Typ Hausmütterchen. Sie drückte mich in den Sessel. »Käffchen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Sie legte den Kopf schief: »Klitzekleines Käffchen?«
    Ich hob die Hand: »Keine Umstände, bitte. Muss nur was mit Jochen klären.«
    »Jochen kommt später«, brummte der Alte.
    »Ist noch Zeit für ein Käffchen«, flötete die Alte und hinkte eilig zur Tür hinaus.
    »Die macht jetzt Kaffee«, kommentierte der Alte und setzte sich aufs Sofa.
    »Klar, Kaffee«, gab ich genervt zurück und sah auf die Uhr. In ein paar Minuten musste ich zum nächsten Fall. Nicht bezahlte, goldene Jacketkronen. Ich fühlte in meinem Mantel nach der Zange. Sie lag schwer in der Tasche.
    Der Alte schien meine Ungeduld bemerkt zu haben, denn er sagte: »Jochen kommt gleich.«
    »Wo steckt er denn?«, fragte ich neugierig.
    »Holt Kaffee«, gab sich der Alte einsilbig. »Dauert nicht lang.«
    Ich verdrehte die Augen. Eine Kuckucksuhr schlug an. »Passt aber nicht zur Eifel«, sagte ich beiläufig.
    Der Alte runzelte die Stirn.
    Ich versuchte zu erklären. »Na, Schwarzwald. Da sind die doch typisch, nicht hier.« Ich deutete auf die Uhr über dem Fernseher.
    Der Alte sah mich immer noch verständnislos an und sagte: »Ist von Tchibo.«
    Ich öffnete den Mund, doch bevor ich etwas sagen konnte, erschien das Hausmütterchen wieder. »Käffchen!« Sie balancierte auf einem Tablett drei Tassen, eine Kanne, Milch und Zucker. Dunkle Klötzchen waren auch dabei. Scheppernd stellte sie ab. »Milch? Zucker?«, fragte sie.
    »Nein, danke, keinen Kaffee. Ich glaube, ich komme später wieder«, gab ich zurück. Ich wollte aufstehen, doch die Alte legte mir ihre Hand auf die Schulter, legte den Kopf schief, schlug kokett die Augen auf und machte einen Schmollmund. »Och, nur ein Käffchen. Bitte. Eine Senfpraline können Sie sich auch dazu nehmen.«
    »Senfwas?«, fragte ich entgeistert, »Wollen Sie mich vergiften?«
    Die Alte zuckte zusammen und riss die Augen auf.
    Ich sah verstohlen zu dem Alten, der den Zeigefinger vor seiner Stirn kreisen ließ. »Tun Sie ihr doch bitte den kleinen Gefallen«, wisperte er.
    Aha, daher wehte der Wind. Seufzend ließ ich mich breitschlagen. »Nur Milch bitte.«
    Begeistert schenkte sie ein, reichte mir die Porzellantasse und sah mich erwartungsvoll an.
    Ich nippte. Es schmeckte scheußlich. »Vielleicht doch noch Zucker«, hauchte ich und
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