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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg)
Autoren: Tatort Eifel 2
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hat er irgendwelche Kumpel bei sich. Manchmal sogar Frauen, meist solche, die zu Hause sowieso Zoff haben, manchmal auch solche, die ihn einfach ausnehmen wollen und Geld verlangen ...«
    »Heißt das, dass er mit solchen Frauen in der Melkkammer Geschlechtsverkehr hatte?«
    »Genau das heißt es.«
    »Wer sagt das?«
    »Seine Frau«, nickte de Buur. »Das alles sagt seine Frau. Geh rein und frage sie, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Junge! Nicht so eitel. Weiter. Wer hat ihn gefunden?«
    »Das ist unklar«, murmelte de Buur.
    »Also, wer hat die Bullen gerufen?«
    »Alois. Alois, siebzig Jahre, immer noch Waldarbeiter in der Gemeinde, kam hier gegen zwanzig nach sechs heute Morgen vorbei. Er sieht die offene Tür der Melkkammer und weiß sofort, dass Osebius sein Bett noch nicht erreicht hat. Und Alois denkt: Da kann ich noch ein Morgenbier abstauben. Er geht also rein und sieht die Bescherung.«
    »Was daran ist denn unklar?«
    »Unklar ist, ob Alois der Erste oder der Zweite war. Denn Alois sieht die Bescherung und greift nach seinem Handy, das ihm sein Sohn geschenkt hat. Er ruft die Bullen und den Notarzt über die 1-1-2. Und nur mit Sekunden Verspätung ruft im DRK-Zentrum eine Frau an und sagt: ›Ihr könnt den Osebius auf den Friedhof fahren!‹ Und hängt ein.«
    »Hast du eine Stimmenbeschreibung?«
    »Habe ich nicht. Allerweltsstimme. Ist auf Band.«
    »Kann es seine Ehefrau gewesen sein?«
    »Eher nein. Außerdem sagt Heugen, es sei wohl eher ein Mann gewesen. Weil nur ein Mann diesen Prügel dermaßen brutal einsetzen kann, mit aller Kraft. Du darfst nicht vergessen: Osebius hat nicht nur drei Schläge auf den Kopf bekommen, von denen jeder einzelne zum Tode geführt hätte, sondern der Täter hat ihm beide Unterarme und beide Oberarme gebrochen, sechs Rippen so höllisch zersplittert, dass er Blut geatmet hat. Und auch noch den linken Unterschenkel zerschmettert. Das alles mit dem Knüppel. Ich weiß gar nicht, wie das Bewegungsbild dieses Täters aussehen wird. Wahrscheinlich was für Schulungen.«
    »Wie sieht die Familie aus?«
    »Die Ehefrau stammt hier aus der Gegend. War vor der Ehe Assistentin eines Arztes, jetzt zweiundvierzig Jahre alt. Eine Tochter, vierzehn Jahre alt, ein Sohn, acht Jahre alt, ein weiterer Sohn, sechs Jahre. Alle machen einen ganz ruhigen Eindruck, irgendwie gelassen. Die Ehefrau sagte mir, sie habe so etwas kommen sehen. Bei dem Lebenswandel ihres Angetrauten sei ein solcher Tod irgendwie normal. Sie sagte: ›Er hat alle beschissen, und jetzt hat endlich einer zugelangt.‹ «
    »Warum sagt sie, er habe alle beschissen?«
    »Weil es wahrscheinlich stimmt«, antwortete de Buur. »Er hat jeden Preis grundsätzlich erst einmal gedrückt. Und wenn nichts mehr zu drücken war, hat er weiter zu drücken versucht. Er muss als Kaufmann immer eine richtig stinkende Nummer abgezogen haben. Und jetzt, in der Krise, hat er natürlich jeden Preis grundsätzlich infrage gestellt. Der Immobilienmarkt in der Eifel ist halt im Arsch, und du kannst hier Häuschen kaufen, für die kriegst du in Köln nicht mal ein Wohnklo. Die Situation hat er natürlich ausgenutzt, viel an die Belgier und die Holländer verkauft. Und die sind richtig glücklich mit den Häuschen im Grünen und den hübschen Bergen hier. Alles in allem hat dieser Mann zur Zeit dreiundzwanzig Klagen gegen Kunden laufen, was keine guten Schlüsse zulässt.«
    »Hast du seine Feinde festgestellt?«
    »Ein paar jedenfalls. Er hat manchmal Bauern Wiesen abgekauft, von denen er vorher wusste, dass sie demnächst als Baugelände ausgewiesen werden sollten. Irgendwie hat er immer Vorwissen gehabt. Wahrscheinlich stoßen wir auch da auf faule Dinge. Und möglicherweise auf Korruption in Rathäusern. Aber das ist nicht unser Bier.«
    »Und was hat er mit seinem Geld gemacht?«
    »Er hat in Ferienhäuschen an der holländischen Küste investiert. Angeblich besitzt er inzwischen rund zweihundert davon. Und das ist ein ganz sicheres Investment.«
    »Stammen diese Einzelheiten auch von der Ehefrau?«
    »Aber ja«, nickte de Buur. »Wenn du mich fragst, ist die richtig glücklich. Sie muss nur noch durchhalten bis nach der Beerdigung.«
    »Das ist ja Zynismus!«, sagte Kischkewitz mit leichtem Vorwurf.
    »Lass mich doch«, entgegnete de Buur ironisch. »Man gönnt sich ja sonst nichts.«
    »Und er kam von irgendeiner Sauferei?«
    »Ja, stimmt. Da will ich jetzt weitermachen. Gestern Abend war irgendein Kameradschaftsabend bei der
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