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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg)
Autoren: Tatort Eifel 2
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Berufssoldat wurde. Und genauso war es Tradition, dass der Erstgeborene nach einem heldenhaften Soldaten benannt wurde. Er selbst war nach Generalfeldmarschall Erwin Rommel benannt, dem Wüstenfuchs, der ja eigentlich vollständig Johannes Erwin Eugen geheißen hatte, aber nur unter dem zweiten Vornamen Erwin zu soldatischem Ruhm und Ansehen gelangt war. Und genauso war es ein nahezu unumstößliches Gesetz, dass die Erziehung des zukünftigen, erstgeborenen Soldaten auch Männersache war.
    So hatte er, Feldwebel Markus, nicht nur entschieden, dass der erste Sohn Manfred heißen würde – nach Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen, dem unvergessenen Jagdflieger im ersten Weltkrieg –, sondern er bestimmte auch, nach welchen Idealen und Prinzipien Manfred erzogen wurde. Eva hatte anfangs noch schwach zu protestieren versucht, aber Markus hatte ihr unmissverständlich klargemacht, dass es darüber keine Diskussion geben würde.
    Eva hatte es letztlich akzeptieren müssen, zumal er in Aussicht gestellt hatte, dass ein eventueller zweiter Sohn dann völlig unter ihre Fittiche genommen werden könnte. Und so erzog, lehrte und bestrafte er Manfred, während seine Frau sich auf Marvin-Kevin-Dennis konzentrierte.
    Mein Gott, wenn er nur schon diesen Namen hörte! Marvin an sich wäre ja schon schlimm genug gewesen. Diese ausländischen Namen waren ja schon seit einigen Jahren furchtbar in Mode. Nein, das reichte nicht, Eva musste ja noch eins draufsetzen und diese ekelhafte Namenskombination wählen. Mit diesen Vornamen musste der Junge ja schwul werden.
5.
    Oh Gott, es sah schlecht aus.
    Die Truppen des Feldwebels traten fast an allen Orten des Scharmützels auf der Stelle, nirgendwo hatten sie sich entscheidende Vorteile erkämpfen können. Die kleine Panzerstreitmacht war ausgeschaltet, der Feind hatte völlig unerwartet seine Jagdflieger auf die rollenden Tanks gehetzt und einen nach dem anderen vernichtet. Seine Geschütze waren, obwohl er sie in Sicherheit wähnte, zur Hälfte durch die feindliche Infanterie erobert worden. Anstatt einen Ausfall zu machen und die Schlacht endgültig zu entscheiden, mussten sich seine Truppen den permanent anrollenden Angriffswellen entgegenstemmen, die Verluste waren entsetzlich. Zum ersten Mal, wirklich zum allerersten Mal würde er nicht siegen. Er konnte von Glück sagen, wenn seine Streitmacht nicht völlig aufgerieben würde.
    Die Stimmung des Feindes war blendend, seine Geschütze feuerten aus alles Rohren, seine Panzer sicherten die Fußtruppen vor dem Feuer der Verteidigung ab, das größte Problem waren jedoch die Jagdflieger. Der Feldwebel hatte seine Maschinen zu lange auf dem Boden gelassen, er hatte zunächst mit einem Bodenangriff gerechnet, stattdessen hatten sich die feindlichen Bomber als Erstes in die Luft erhoben und seinen provisorischen Flugplatz samt der Maschinen vernichtet. Danach hatte er eigentlich schon nicht mehr gewinnen können.
6.
    Feldwebel Markus seufzte unbewusst auf. Er hatte den Waldrand erreicht, auf einen Schlag war die Luft um einige Grade kühler geworden, roch würziger und frischer. Nur noch diesen kleinen Hang hoch, dann würde er die Kinder erreicht haben. Heute Vormittag, als die Sonne gerade erst über die ersten Baumwipfel gelinst hatte, hatte er mit seinen Söhnen diesen kleinen, aufstauenden Damm gebaut. Das Resultat war zwar nur eine mickrige Pfütze gewesen, aber schließlich gehörte er zum Heer, zur kämpfenden Truppe, nicht zu den Pionieren. Doch Manfreds Augen hatten geleuchtet, als er aufgeregt losgeplappert hatte, hier könnten er und sein Bruder wunderbar spielen, seine Soldaten müssten den Staudamm verteidigen, Marvin-und-so-weiter müsste versuchen, den strategisch wichtigen Punkt einzunehmen … Feldwebel Markus waren fast die Tränen gekommen vor Stolz.
Der
Junge war richtig.
    Kein Jammern, kein Geschrei, wenn er sich verletzte oder auch mal gezüchtigt werden musste. Er nahm es schon wie ein Mann, auch wenn ihm die Tränen dabei aus den Augen liefen. Manfred konnte einstecken, von seinem Vater und auch im Verein, beim Fußball. Einmal war er bei einem Spiel schon nach zehn Minuten umgeknickt, aber eine Auswechslung kam für das Kind nicht infrage. Er biss lieber auf die Zähne und spielte durch, auch wenn der Knöchel abends in allen Farben, die ein Bluterguss hervorrufen konnte, schillerte. Ein Aufgeben gab es nicht. Marvin-etc. hatte nur einmal einen Ball etwas fester ins Gesicht abbekommen und anschließend eine
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