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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg)
Autoren: Tatort Eifel 2
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ihre Haut eingezogen war. »Das war lieb von dir.«
    Feldwebel Markus nickte knapp, wischte sich die Hände an ihrer Bluse, die sie über die Lehne ihrer Sonnenliege gehängt hatte, ab, und griff wieder zur Wasserflasche.
    Ab morgen würde er sein tägliches Training wieder aufnehmen, denn er spürte bereits, dass die Spannkraft seiner Muskeln nachzulassen begann. Aber nach der Rückkehr aus dem monatelangen Einsatz in Kunduz beim Regionalkommando Nord benötigte er einige Tage, um runterzufahren, die Gedanken neu zu ordnen und die Bilder aus dem Kopf zu bekommen, die sich ansonsten festzubrennen drohten. Bilder der gefallenen oder verwundeten Kameraden, von zerfetzten Gliedmaßen und den stumpfen, ausdruckslosen, ängstlichen Blicken.
    Acht Tage war es erst her, dass er noch unter der stechenden Sonne in der afghanischen Wüste gestanden hatte, das glühend heiße Gewehr vor der Brust, den Stahlhelm über die exakt auf zwei Millimeter Länge gestutzten Haare gestülpt. Doch jetzt hieß es für die nächsten drei Wochen Hellenthal anstatt Hindukusch. Paradiesisches Kleinod anstatt die Hölle des Terrors. Freundliche Eifelmenschen anstatt durchgeknallter Kopfwindelträger. Touristen statt Taliban.
    Seine Einsatzzeit bei der QRF, der Quick Reaction Force des Nordkommandos, dauerte zwar jeweils nur vier Monate, aber je nachdem, in welche Situationen er und seine Kameraden bei Evakuierungs-, Zugriffs-und Durchsuchungsoder offensiven Operationen gegen regierungsfeindliche Kräfte im Zusammenwirken mit den afghanischen Sicherheitskräften kamen, konnten diese vier Monate mitunter die gefühlte Länge von vier Jahren bekommen. Und so sehr er sich auch freute, wenn er den fliegenden Truppentransporter Richtung Osten zu Beginn eines Einsatzes bestieg – länger als diese vier Monate am Stück konnte auch er es nicht aushalten.
    »Sag mal, Puschel, Verlagsmitarbeiter … das ist doch ein Legionär, oder?« Eva kaute gedankenverloren an der Spitze ihres Kugelschreibers, in ihrer Hand hielt sie wieder das Kreuzworträtsel.
    »Nein, das ist ein Lektor.«
    »War das nicht der griechische Held des Altertums?«
    »Das war Hektor. Und der war außerdem ein Trojaner.«
    »Nein, das kann nicht sein. Hektor ist doch ein Flächenmaß.«
    »Das ist ein Hektar!«
    »Aber Hektar ist der Göttertrank.«
    »Das ist Nektar.«
    »Ach, was du mir immer erzählen willst«, entrüstete sich Eva. »Nektar ist ein Fluss in Süddeutschland.«
    »Das ist der Neckar!«, seufzte Markus verzweifelt.
    »Aber du kennst doch das schöne Lied:
Bald gras ich am Nektar, bald gras ich am Rhein
. Das haben Claudia und ich in der Schule immer als Duo gesungen.«
    »Das heißt Duett.«
    »Nein«, sagte Eva, »Duett ist, wenn sich zwei Männer mit Pistolen gegenüberstehen.«
    »Duell«, erklärte der Feldwebel fassungslos. »Das ist ein Duell.«
    »Duell ist, wenn zum Beispiel eine Eisenbahn durch ein Loch im Berg fährt.«
    »Verdammt!«, schrie Markus. »Entweder du hältst jetzt deine Klappe, oder ich bring dich wirklich um …«
3.
    »Eyh, du spinnst ja. Panzer können nicht fliegen.«
    Marvin-Kevin-Dennis sah mit hochrotem Kopf auf und blinzelte Manfred wütend an. Dabei fuchtelte er wild mit einem liegenden MG-Schützen in der Luft herum.
    »Quatsch, die fliegen doch gar nicht«, behauptete Manfred abwehrend und beeilte sich, die vielleicht zehn Zentimeter große Nachbildung eines Leopardpanzers wieder auf den Sand zu drücken. »Siehst du, der fährt ganz normal.«
    »Du schummelst immer«, krähte Marvin-Kevin-Dennis unter seinem hellroten Haarschopf und wirbelte mit seiner kleinen Hand eine kleine Dreckfontäne auf. »Du kannst deine Panzers gar nicht mehr so schnell woanders hinbringen, außerdem schaffen die den Berg gar nicht.«
    »Hier ist doch kein Berg«, fauchte Manfred und zeigte seinem Bruder einen Vogel. »Das ist ‘n Mittelgebirge hier, wo soll denn da ein Berg herkommen? Hier gibt’s doch nur Hügels.«
    »Trotzdem schummelst du«, beharrte Marvin-Kevin-Dennis trotzig. »Hat Mama auch immer gesagt.«
    Manfred ballte seine rechte Hand zur Faust und holte tief Luft. »Mama hat nie gesagt, dass ich schummeln tu«, schnauzte er den Fünfjährigen an, der daraufhin vorsichtshalber etwas im feuchten Waldboden zurückrutschte. »Du weißt ja gar nicht, was das heißt, du ... du Baby.«
    »Ich bin kein Baby«, kreischte Marvin-Kevin-Dennis wütend. »Bloß weil du schon in die zweite Klasse gehst ...«
    »Halt die Klappe«, schnauzte der Ältere
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