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Berlin Gothic: Thriller

Berlin Gothic: Thriller

Titel: Berlin Gothic: Thriller
Autoren: Jonas Winner
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Fahrer erkennen.
    „Sie können den Jungen nicht einfach so wegschicken“, mischte sich jetzt wieder der Mann ein, der hinter Till gekniet hatte. „Er muss behandelt werden!“ Er musterte die Frau mit skeptischem Blick.
    „Ja“, sie schüttelte den Kopf, „selbstverständlich … “ Sie sah zu Till. „Wenn nichts ist, lassen sie dich doch gleich wieder gehen. Versteh doch, ich muss sicher gehen, dass alles in Ordnung ist.“
    Till fühlte, wie blass er aussehen musste. Der Hunger, die Nacht im Wald, der Schreck bei dem Unfall. Am liebsten hätte er sich wieder auf den Asphalt gelegt und wäre eingeschlafen.
    „Nein, warten Sie“, hörte er die Frau in ihr Handy sagen, „ich melde mich gleich nochmal.“
    Sie ließ ihr Handy in die Tasche ihrer weiten Hose gleiten und beugte sich zu ihm nach vorn. „Du willst das nicht? Keinen Notarzt?“
    Er schüttelte den Kopf. „Es geht mir doch gut.“
    Ein aufheulendes Hupkonzert zerriss die Luft.
    Die Frau nahm seinen Arm. „Komm erstmal runter von der Straße, ich blockiere hier den ganzen Verkehr.“
    Er nickte, trottete zwischen den parkenden Autos hindurch zum Bürgersteig, hörte, wie die Frau hinter ihm mit dem Passanten redete. Dann spürte er, wie ihre Hand erneut seine Schulter berührte.
    „So kann ich dich nicht gehen lassen.“ Sie war ihm gefolgt und schaute jetzt zurück zu ihrem Auto, um das die anderen Wagen begonnen hatten, herumzufahren. „Hast du ein Handy? Oder warte - gib mir die Nummer, ich ruf deine Mutter an.“ Sie zückte erneut ihr Telefon. „Ich will das jetzt wirklich klären.“
    Till atmete aus. „Ist schon okay, Frau Bentheim, ehrlich. Ich setz mich kurz auf eine Bank, dann geht’s gleich wieder.“
    „Es ist wahrscheinlich der Schock.“ Sie lächelte.
    Wieder wurde gehupt. Nur einen Moment lang war der Verkehr um das Auto der Frau herumgeflossen, schon hatten sich die Fahrer erneut mit den entgegenkommenden Autos verkeilt.
    „Komm“, sie zeigte zu ihrem Wagen, „spring schnell rein, ja? Ich muss die Straße frei machen.“
    Till warf einen Blick zu ihrem Auto. Ein Jaguar, das hatte er vorhin schon bemerkt, eins von den altmodischeren Modellen. Schemenhaft sah er zwei Kindergesichter durch die Scheiben vom Rücksitz aus zu ihm herüberschauen.
    „Kannst auch vorne sitzen“, hörte er die Frau neben sich sagen, „okay?“
    Er sah sie unschlüssig an.
    „Ich fahr ihn gleich zum Arzt“, rief sie und gestikulierte zu dem Passanten, der zwischen den parkenden Autos stehen geblieben war. „Na, komm schon.“ Sie lächelte Till an und ihm wurde klar, dass sie, auch wenn sie gewollt hätte, nicht einfach weiterfahren konnte.
    „Na gut.“ Noch etwas benommen ließ er sich von ihr zurück zur Straße führen. In einem Jaguar hatte er noch nie gesessen. Ein alter XJ, tippte er, wahrscheinlich mit einem echten Daimler-Schild hinten drauf. Die Frau zog die Beifahrertür auf.
    „Fahren wir jetzt weiter, Mama?“, war aus dem Fond des Wagens zu hören. Das Gesicht eines kleinen Mädchens tauchte hinter der Rücklehne auf. Sie war etwas älter als das andere Kind, das neben ihr auf der Rückbank in einem zweiten Kindersitz steckte.
    „Gleich“, sagte die Frau und lächelte Till zu, „gleich geht’s weiter, Claire.“


     
    Julia Bentheim warf dem Jungen einen Blick zu, der bleich neben ihr auf dem Beifahrersitz saß. Jetzt sah sie deutlich, dass er den Unfall doch nicht so leicht weggesteckt hatte, wie er ihr hatte glauben machen wollen.
    „Alles in Ordnung?“ Sie ließ den schweren Wagen an den parkenden Autos im Schritttempo vorbei rollen.
    Der Junge schien zu überlegen.
    „Wie heißt du denn?“
    „Till.“
    „Till?“
    „Ja. Frau Bentheim?“
    „Hmhm.“ Sie konzentrierte sich auf den Verkehr.
    „Ich will nicht, dass Sie mich zum Arzt fahren.“
    Julia atmete aus. „Hör zu, Till, vielleicht ist das wirklich das Beste, wenn ich rasch deine Mutter anrufe.“ Sie sah kurz zur Seite. „Dann sehen wir weiter, ja?“
    Till schaute unverwandt geradeaus.
    „Weißt du ihre Nummer nicht?“
    Sie sah, wie er den Kopf schüttelte, ohne sie anzuschauen.
    „Und die von deinem Vater?“
    Keine Reaktion.
    Julia schaute wieder nach vorn. „Na gut. Pass auf. Dann fahr ich dich jetzt in ein Krankenhaus. Das ist mir lieber.“ Jetzt bereute sie es, nicht doch gleich den Unfallwagen gerufen zu haben.
    „Meine Mutter arbeitet, Frau Bentheim“, hörte sie ihn neben sich murmeln, „ich will ihr jetzt keine Sorgen machen,
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