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Berlin Gothic: Thriller

Berlin Gothic: Thriller

Titel: Berlin Gothic: Thriller
Autoren: Jonas Winner
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verstehen Sie? Das ist wichtig, dass sie bei ihrem Job keinen Ärger bekommt, denn sie braucht den? Wenn sie hört, dass ich im Krankenhaus bin, lässt sie alles stehen und liegen und fährt dorthin. Aber das geht nicht, dann verliert sie die Stelle - und dann?“
    Julia zögerte. Woher sollte sie das wissen?
    „Dann weint sie wieder, weil wir die Miete nicht mehr bezahlen können. Und wir müssen raus aus der Wohnung. Dabei hat sie sich so gefreut, als wir die endlich gefunden haben.“ Er beugte sich vor und senkte die Stimme. „Die Wohnung ist zwar im ersten Stock, aber Mama hat einen Balkon. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr sie sich über den kleinen Balkon gefreut hat! Sie hat dort all ihre Blumen gepflanzt, verbringt jede freie Minute auf dem Balkon. Wir spielen dort sogar ‚Mensch ärgere dich nicht‘.“ Er lehnte sich wieder zurück. „Aber das hat sie immer gesagt: Wenn sie die Stelle verliert - dann können wir uns die Wohnung nicht mehr leisten!“
    „Sie wird doch nicht ihre Stelle verlieren, nur weil sie ihren Sohn vom Krankenhaus abholt!“ Julia hielt. Die Ampel vor ihr war rot.
    Als sie zum Beifahrersitz schaute, sah Till ihr genau in die Augen. Vergeblich wartete sie darauf, dass er ihr etwas erwidern würde. Stattdessen zuckte er nur mit der Schulter, griff nach dem Hebel, der die Tür öffnete, und zog daran.
    „Sie verstehen das nicht.“ Er stieß die Tür auf.
    „Und wenn dich unser Kinderarzt untersucht?“
    Er drehte sich zu ihr um.
    „Ich muss einfach wissen, ob alles in Ordnung ist!“ Julia schaute zur Ampel. Noch immer rot. „Aber ich muss auch nach Hause, die Mädchen brauchen dringend etwas zu essen! Pass auf, Till.“ Sie blickte wieder zu ihm. „Wir fahren jetzt rasch zu uns nach Hause. Das ist zwar unten in Dahlem, aber so weit von hier wie du vielleicht denkst, nun auch wieder nicht. Dort kann dich unser Kinderarzt untersuchen und wenn nichts weiter ist, brauchen wir deiner Mutter davon auch nichts zu sagen. Was hältst du davon?“
    Sie sah, wie es in dem Jungen arbeitete.
    „Dr. Trimborn ist dafür genau der Richtige, oder?“ Julia warf einen Blick zur Rückbank.
    „Stimmt“, kam prompt die Antwort von hinten.
    Sie sah wieder zu Till. „Oder kannst du jetzt nicht, hast du was vor?“
    Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass er eine Dusche vertragen könnte. Auch seine kurzen Hosen und der blaue Pullover wirkten nicht ganz so sauber, wie sie vielleicht hätten sein können. War es unvorsichtig, den Jungen mit zu sich nach Hause zu nehmen?
    „Nee“, kam es von Till, „das ist okay.“
    „Gut!“ Sie lächelte. Er hatte seinen ganz eigenen Charme.
    Till beugte sich zu der noch immer geöffneten Tür vor und schlug sie wieder zu.
    Im gleichen Moment hupte es hinter ihnen. Die Ampel war grün - Julia gab Gas.
    Neben ihr griff Till nach dem Anschnallgurt, zog ihn schräg über die Brust und ließ den Verschluss einrasten.
    ‚Er schnallt sich bei mir fest’, schoss es ihr durch den Kopf. Aber sie war so erleichtert, endlich eine Lösung gefunden zu haben, dass sie das nicht weiter beunruhigte.


     
    Heute
     
    Die Augen des Notarztes blitzen Butz über den Mundschutz hinweg an. „Nein. Ich denke nicht.“ Seine Lider schließen sich.
    Butz kann den Mann kaum verstehen. Die Sirene schreit ihm ins Ohr, der Motor des Unfallwagens läuft auf Hochtouren, Männerstimmen rufen durcheinander.
    Jemand stößt ihn zur Seite.
    „Kann ich mit? Im Wagen!“ Butz hat den Notarzt noch einmal am Ärmel gepackt.
    „Nein, ausgeschlossen.“
    „Hören Sie. Die Frau stirbt … “ Butz springt zur Seite. Zwei Sanitäter haben sie auf eine Trage gelegt, die Stangen des Metallgeräts klackern, die Rollen knicken weg, die Schiene rastet ein. Sie schieben sie in den Fond des Fahrzeugs.
    „ … Sie haben es selbst gesagt.“ Der Regen tropft Butz von der Brille, er kann den Mann vor sich nur verschwommen erkennen. „Ich muss mit ihr reden, vielleicht kann sie mir noch etwas sagen.“
    Der Arzt wendet sich ab. „Tun Sie, was Sie nicht lassen können.“ Mit einem Satz ist er in dem Notarztwagen, die Hinterräder beginnen zu rollen. Butz streckt den Arm aus. Der Arzt ergreift seine Hand.
    Der Motor heult auf, die fahlen Blitze des Blaulichts tauchen die Fundstelle, die Beamten, das Schlammloch, in dem sie stehen, in unruhiges Licht. Butz’ Finger schließen sich um die Hand des Notarztes, er stößt sich ab - dann fliegt die Tür des Wagens hinter ihm zu.
    Er spürt wie
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