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Berlin Gothic: Thriller

Berlin Gothic: Thriller

Titel: Berlin Gothic: Thriller
Autoren: Jonas Winner
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schaltet sie ein und richtet den Strahl in den Stollen hinein.
    Der Gang ist nicht mehr als gut einen Meter hoch und etwa genauso breit. Keine Kabel, keine Lampen, keine Mauer. Ein Tunnel, der ohne jede Absicherung ins Erdreich getrieben worden ist und auf dessen Boden es feucht schimmert. Der Regen muss durch den Sand hindurchgesickert sein und sich auf dem Grund des Tunnels gesammelt haben. In einem kleinen Bächlein fließt das Wasser am Ende des Gangs ins Freie.
    Es ist als ob jemand Butz’ Kopf an den Haaren zurückgerissen hätte.
    Er hat etwas gehört!
    Mit einem Satz ist er in der Öffnung. Geduckt. Auf allen Vieren. Jeder Muskel im Körper angespannt.
    „Sind Sie wahnsinnig! Hauptkommissar!“ Die Stimme des Bauleiters dringt von der Betonwanne zu ihm herauf.
    Butz achtet nicht darauf, steckt sich die Taschenlampe kurzerhand in den Mund. So kann er zugleich auf allen Vieren weiter - und sich den Weg leuchten.
    Es ist nicht das Geräusch rieselnden Sands, kein Verkehrslärm, kein Luftstoß. Er ist ein Rascheln, ein Schaben, ein Schnaufen!
    Er huscht in den Gang hinein.
    Jetzt ist das Rascheln deutlich zu hören. Es klingt, als ob sich ein Rudel Hunde in dem Stollen zusammendrängen würde.
    Er spürt, wie sein Kopf gegen die sandige Decke des Gangs stößt, während er weiterhastet.
    Hinter ihm säuselt die Stimme des Bauleiters, sie scheint aus einer anderen Welt zu kommen.
    Abrupt hält Butz inne.
    Was ist das?
    Er setzt das Atmen aus.
    Stille.
    Es hat geblinkt. Vor ihm. Weit vor ihm.
    Oder?
    Der Schein der Lampe schwankt. Butz verlagert sein Gewicht auf den linken Arm, nimmt die Lampe mit der Rechten aus dem Mund. Stabilisiert den Lichtstrahl. Gut dreißig Meter weit vor ihm biegt der Gang um eine Ecke.
    „Pfffssslsssspfffff.“
    „Hallo!“
    Ratten.
    Und wenn es Ratten sind?
    Instinktiv richtet Butz den Strahl auf den Boden. Das Wasser rinnt zwischen seinen Beinen hindurch, Tiere sind jedoch keine zu sehen.
    „Ist da wer?“
    Nichts.
    Er sieht sich um. Ungefähr zwanzig Meter weit ist er in den Stollen bereits eingedrungen. Hinter sich kann er das Ende des Tunnels und die Nacht sehen - einen Vorhang glitzernder Punkte: Tropfen, die den Strahl seiner Taschenlampe reflektieren. Es hat wieder angefangen zu regnen.
    Butz atmet aus.
    Das entfernte Rauschen der Tropfen.
    Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen.
    Dann fällt sein Blick auf das Rinnsal in der Mitte des Stollens.
    Eben noch war es noch schmal gewesen wie ein Bleistift, jetzt füllt es fast die ganze Gangbreite aus.
    Es ist, als würde er nach rechts stürzen, als die Wand neben ihm auf einer Länge von sechs Metern absackt.
    „AAAHH!“ Butz’ eigener Schrei katapultiert ihn nach vorn.
    Wie hat er so leichtsinnig sein können!
    Jetzt fliegt er. Während der Sand um ihn herum abrutscht. Er krabbelt nicht mehr auf allen Vieren, er läuft geduckt, sein Rücken raspelt über die Decke. Mit beiden Händen stößt er sich abwechselnd an den beiden Seitenwänden ab - und spürt zugleich, wie die aufgeweichten Sandmassen um ihn herum zusammenrutschen. Der Schlund, durch den er schießt, scheint sich zu einem Schlammschlauch zu verformen.
    „Es rutscht! Butz! ES KRACHT EIN!“ Die Stimme des Bauleiters gellt - Butz stößt sich ab, will springen - da greifen die Sandmassen wie mit Armen nach ihm, packen ihn an den Füßen, rollen über seinen Rücken nach vorn, drücken seinen Kopf auf den Boden. Schon sieht er sie den Ausgang verschließen - da presst die ganze Wucht der Sandmassen sein Gesicht in den Schlamm. Die Körner fressen sich in seine Ohren - und seine Handflächen werden wie von einer Dampfwalze auf Augen, Mund und Nase gedrückt, vor die er sie im letzten Augenblick gerade noch hat reißen können.
     
     

 
     
     
    BERLIN GOTHIC 1
     
    Zweiter Teil
     
     
     
     


     
    Tagebucheintrag
     
    Und MAX? Wenn Till es war - was ist mit Max?
    Ach ja?
    Er auch?
    Und Hinz und Kunz und Heinz und Franz?
    HAT JETZT JEDER SEINEN VERDIENST AN DEM, WAS IN WAHRHEIT DOCH NUR DU ALLEIN GETAN HAST?
    … Aber Max - Max war doch derjenige, durch den du Till kennengelernt hast!? Max war dein Freund, mein Lieber, mit ihm, mit MAX hast du die Nachmittage, die Nächte, die Sommerwochen verbracht, bist du gereist, hast du getrunken, geredet, gelacht. Mit ihm hast du versucht, einen Weg zu finden, eine Meinung, eine Haltung - eine klare Sicht auf die Dinge! Und jetzt - soll er mit all dem nichts mehr zu tun haben?
    …
    Manchmal kommt es mir fast
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