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Berlin Gothic: Thriller

Berlin Gothic: Thriller

Titel: Berlin Gothic: Thriller
Autoren: Jonas Winner
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Umkleidekabine, lässt die plötzliche Stille auf sie beide wirken. Der Trubel, der ihn eben noch umspült hat, scheint erst langsam abtropfen zu müssen.
    Frederik atmet aus, lehnt seinen Rücken an die Wand. „Und jetzt?“
    Sie sieht an der Kamera vorbei zu ihm. „Alles gut, Herr Barkar, wunderbar.“ Sie hockt sich auf den Boden und nimmt den ganzen Raum mit ins Bild. Ein endloser Fußboden, eine Decke so groß wie ein Himmelszelt.
    Klick Klickklickklick.
    Sie sieht, wie er aufsteht. Klick Klick. Kippt zur Seite, um das Hochkantformat zu nutzen. Er kommt auf sie zu. Die bis fast zu den Waden geschnürten Turnschuhe füllen das halbe Bild aus. Claire richtet die Kamera nach oben, das Neonlicht hinter seinem Kopf strahlt genau in ihr Objektiv. Es geschieht mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass sie sich nicht einmal wundert. Seine Arme greifen herab, berühren ihre Taille - sie spürt, wie er sie hochhebt. Es ist nichts, worüber sie nachdenken muss. Einen Augenblick schwebt sie, dann legen sich ihre Beine um seine Hüften, ihre Füße verhaken sich hinter seinem Rücken. Sein Oberkörper drückt sie sanft gegen die Betonwand, seine Hände umspannen ihre Oberschenkel, sein Blick scheint zu glitzern. Sie kommt sich vor wie eine Puppe - und spürt zugleich, dass jeder Druck ihrer Schenkel durch ihn hindurchgeht wie ein Stromstoß. Die Naht ihres Slips platzt auf, als er unter ihrem Rock mit beiden Händen vorsichtig daran zieht. Heiß presst sich ihre nackte Haut auf seinen Körper.

 
     
     
     
    BERLIN GOTHIC 1
     
    Erster Teil
     
     


     
    Tagebucheintrag
     
    Es hat begonnen.
    Mein Gott.
    Mein Gott, was hab ich getan!
    Ich.
    Ich?
    Musste es nicht so kommen? War es nicht zwangsläufig - blieb mir denn was anderes übrig? War es nicht notwendig, zwingend, unvermeidlich? War es nicht eine Naturgewalt, ein Schub, ein Voranstürzen, dem ich praktisch vorn aufgebunden war, aufgenagelt?!
    ER war es doch, der es losgetreten hat, ohne den all das nicht geschehen wäre. Ohne den sich die Nacht nicht herabgesenkt hätte, die uns jetzt verschlingt. Nicht ICH bin derjenige, der im Herzen der Nacht haust. ER ist derjenige, der sie ausgelöst hat.
    Till.
    Wäre er nicht aus Brakenfelde geflohen - es wäre nie soweit gekommen!
     
     
     
     

2
     
    Rückblende: Vor zwölf Jahren
     
    Till rannte. Er wusste: Wenn sie jetzt entdeckten, dass sein Bett leer war, würden sie sofort Alarm schlagen. Die Sonne war bereits untergegangen, der Himmel noch nicht ganz schwarz, aber unten, zwischen den Bäumen, durch die er hindurchlief, war es bereits dunkel. Das Laub raschelte unten seinen federnden Tritten. Jeder Schritt ein kleiner Sieg, ein Sprung in die richtige Richtung. Weg von dem Heim, das hinter ihm lag - und in das er nie wieder zurückkehren würde!
    Watsch! Wie ein Peitschenhieb war ihm ein dünner Zweig ins Gesicht geschlagen. Er duckte sich, rannte um den Baum herum, hetzte weiter. Er hatte sich vom Hauptweg aus querfeldein ins Unterholz geschlagen. Hier war es sicherer als auf der Piste, die nach Brakenfelde führte.
    Speichel sammelte sich in seinem Mund, während er weiterstolperte - aber Till ballte die Fäuste. Er hatte sich geschworen, nicht mehr zu weinen, nie mehr! Dabei schienen sich die Tränen geradezu von hinten in seine Augen zu bohren. Er kämpfte dagegen an - und wurde von dem Schmerz, der die ganze Zeit über unterschwellig auf ihn gelauert hatte, regelrecht überwältigt.
    Unwillkürlich schob sich seine Unterlippe nach vorn, Tränen fielen auf seine Hände. Er hetzte weiter, biss die Zähne zusammen, wollte sich sagen, dass er es sich doch geschworen hatte - aber sein kleiner Körper wurde einfach geschüttelt. Bebend schlug er die Hände vors Gesicht. Es war ganz nass.
    Armin war weg - das war es! Deshalb war er losgelaufen.
    „Na, Tilli? Alles klar bei euch unten?“
    Er sah es noch vor sich, wie Armin auf seinem Bett lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und zu ihm herüber schaute, als Till das Zimmer betrat.
    „Alles klar - was ist denn jetzt?“, hatte Till ihm geantwortet.
    „Was ist was?“ Armin hatte den Blick wieder an die Decke geheftet.
    „Na, mit dir.“
    „Weiß nicht.“
    „Ich denke, wir bauen zusammen unser Boot“, hatte Till wieder von vorn angefangen.
    „Hm.“ Das war alles gewesen, was Armin dazu gesagt hatte: ‚Hm’. Dabei hatten sie früher stundenlang über ihr Boot geredet, ein richtiges Segelboot, ohne Kajüte, aber mit einem echten Mast.
    „Wird
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