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Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Titel: Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max
Autoren: Jonas Winner
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sagte er leise und berührte Max am Arm. „Es ist doch noch ganz früh. Die meisten kommen ja erst noch.“ Er sah kurz zu Malte, der schwer atmete, als hätte ihn die Heftigkeit der Reaktion von Max geradezu an die Grenzen seiner Kraft getrieben.
    „Hi, Till“, Max‘ Stimme war wieder auf normaler Lautstärke. Er sah Till etwas skeptisch an, schien in Gedanken aber noch ganz woanders zu sein.
    „Wollen wir mal zum Buffet gucken?“ Till klickte mit seiner Bierflasche gegen die von Max.
    „Ja, ist unten, weißt du ja, ich komm gleich.“
    „Kommst du nicht mit?“ Till zog die Augenbrauen zusammen. Du redest mit ihm wie eine Krankenschwester, fuhr es ihm durch den Kopf.
    „Geh! Schon! Vor!“, schnarrte Max, jetzt doch ziemlich abweisend, so dass Till unwillkürlich zusammenzuckte. So unfreundlich hatte Max mit ihm, seit Till zurück in Berlin war, nicht gesprochen. Max schienen die Aufregung wegen der Einladung und der rasche Konsum des Alkohols nicht besonders gut bekommen zu sein. Um so mehr hatte Till das Gefühl, dass es vielleicht das Beste wäre, ihn jetzt nicht einfach sich selbst zu überlassen. Er bemerkte, dass Nina ein paar Schritte hinter Max am Fenster lehnte, und warf ihr einen Blick zu.
    „Alles klar?“ Dann schaute er gleich wieder zu Max, so dass unverkennbar war, dass er ihn meinte. Ein vorsichtiger, stummer Fingerzeig, der Max jedoch nicht entging.
    „ Alles klar - was , Till?“ Blitzschnell hatte sich Max‘ Fokus von Malte auf Till verschoben.
    „Nichts, Max. Ich geh jetzt zum Buffet.“ Und damit wandte sich Till ab, bevor sich Max auf ihn einschießen konnte.
    „Kommst du gerade von Felix?“, hörte er ihn hinter sich herfauchen, drehte sich aber nicht um.
    „Hej, Till! Ich rede mit dir!“
    Till wandte sich um. Die anderen Besucher in der Küche sahen mit erschrockenen Gesichtern zu ihm, von Max waren sie etwas abgerückt.
    „Ich komm von der Arbeit, ja.“
    „Und? Hat er dich gebeten, auf mich aufzupassen?“
    Till holte Luft.
    „Natürlich hat er das!“, fluchte Max. „Ich wusste es doch. Was ist nur los mit dir, Till?! Wie lange kennen wir uns schon? Und was machst du jetzt? Du machst dich zum Handlanger für so ein Arschloch!“
    In Till brauste es. Innerhalb von Sekunden hatte Max ihn vollkommen aus der Reserve gelockt. Das stimmte doch gar nicht!
    „Weißt du was“, herrschte Max ihn an, dem die Enttäuschung jetzt deutlich im Gesicht stand, „im Grunde genommen habe ich immer nur darauf gewartet, dass du so was machst. Es passt zu dir!“
    Und damit stieß er sich vom Kühlschrank ab, wankte für einen Moment, ging dann aber, ohne Till zu berühren, an ihm vorbei aus der Küche.
    Tills Gesicht brannte. Er fühlte, wie die Blicke der Umstehenden auf ihm ruhten - doch das war es nicht, was ihn so betroffen machte. Es war die Bestürzung darüber, welche Geringschätzung aus Max‘ Worten gesprochen hatte.
    „Hör nicht auf ihn, ja?“ Nina hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. „Er meint es nicht so. Heute Nachmittag hat er mir noch erzählt, wie froh er darüber ist, dass du jetzt in Berlin bist. Hörst du?“ 
     


     
    Heute
     
    „Die Aussicht ist der Wahnsinn.“
    Die Fenster reichen bis zum Boden und geben den Blick über die Dächer der Stadt frei. Der Himmel hat eine bleiernde Färbung angenommen, vor der sich die hellgraue Staubwolke, die noch immer am Fuß des Turms auf dem Alexanderplatz lauert, kaum noch abhebt.
    Tills Blick wandert in die Ferne. Er sieht die Hochhäuser der Leipziger Straße, den roten Turm des Rathauses, fast schon am Horizont die Funkstation vom Teufelsberg. Berlin. Wie ein Moloch liegt ihm die Stadt zu Füßen. Als Junge hat er geglaubt, jeden Winkel zu kennen. Seit Jahren ist er nun schon von hier fort. In keiner anderen Stadt der Welt hat er sich jemals wieder so heimisch gefühlt wie hier.
    „Till?“
    Er dreht sich um. Lisa steht hinter ihm. Ihr dunkelblondes Haar hat sie zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengenommen, ihr beinahe blasses Gesicht wirkt nachdenklich. Es schmerzt ihn, sie hier zu sehen, hier in der Wohnung von Felix, in der sie nun schon so lange lebt und die Till immer zutiefst verhasst gewesen ist.
    „Wolltest du gar nicht mehr zurückkommen“, sagt sie leise. „Nach Bettys Hochzeit - nach all dem, was damals passiert ist?“
    Till wendet den Kopf wieder zum Fenster, blickt hinaus. Natürlich hat er an Lisa gedacht - jeden Tag. Aber noch einmal hierher kommen - wozu? Um sie bei Felix zu
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