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Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Titel: Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max
Autoren: Jonas Winner
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dass ich gern mehr darüber erfahren würde. Mit einem Wort: Ich würde gern eine beliebige Figur aus dem Hauptstrang auswählen können und die Ereignisse einmal aus ihrer Perspektive erleben wollen!“
    Felix lächelte. „Daran haben wir auch schon gedacht.“
    „Oder? Natürlich ist die Geschichte bisher so gebaut, dass die Perspektive des Helden die beste zu sein scheint. Aus ihr lässt sich alles sozusagen optimal darstellen, also am dramatischsten, berührendsten, aufregendsten … Und doch: Die Perspektiven der anderen Figuren bieten jede Menge Stoff! Stoff, der mich ganz persönlich, offen gestanden, mehr interessiert, als ein paar der Spin-offs, die zwar auch ganz schön sind, die jedoch diese wahnsinnige Durchschlagskraft, die der Hauptstrang entfaltet, notgedrungen nicht entwickeln können.“
    „Und warum nicht?“
    „Weil der Hauptstrang einfach das meiste aus der Prämisse dieser Welt, dem Infekt, herausholt. Deshalb würde ich sozusagen den fiktiven Teppich dadurch erweitern, dass man die gleichen Ereignisse noch einmal aus den Blickwinkeln der anderen, bereits eingeführten Figuren erzählt - anstatt immer wieder vollkommen neue Schauplätze aufzumachen. Und zwar richtig konsequent: Nicht nur zwei oder drei Nebenfiguren - nein, ruhig in den Dimensionen, in denen das auch bisher angelegt ist. Mit drei-, vier hundert Figuren … “
    Felix hatte ebenfalls getrunken, ließ sein Glas jetzt lässig an der Hand hängen, während er einen Fuß einknickte, auf die Spitze des Schuhs stellte und Till ansah. „Ja, ja, Sie haben vielleicht recht … “
    Was denn nun, duzen oder siezen?, schoss es Till durch den Kopf.
    „Also“, Felix drehte sich um, stellte sein Glas auf den Schreibtisch. „Wollen Sie anfangen, nächste Woche, bei den Narratologen?“
    „Sehr gern!“
    „Gut!“ Felix drehte sich um und lächelte. „Und heute Abend sind Sie bei Max.“
    Till musste fast husten, so abrupt traf ihn dieser Umschwung. „Ja … ja, natürlich, er hat ein paar Leute eingeladen, das wird sicher nett.“
    „Wissen Sie, Till“, sagte Felix und zog die Mundwinkel etwas angestrengt hoch, nur um sie gleich wieder herunterfallen zu lassen, „ich habe in den vergangenen zehn Jahren ziemlich genau verfolgt, was Max macht.“ Er schien Till die Gelegenheit für eine Antwort geben zu wollen, doch der wartete ab. „ … und ich muss sagen“, fuhr Felix fort, „dass ich das Gefühl bekommen habe, er würde sich in letzter Zeit ein wenig verrennen.“
    „Verrennen?“ - ‚Sir?‘ - hätte Till um ein Haar hinzugefügt, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig bremsen.
    „Ja … ich meine, Max redet ja nicht mehr mit mir, oder kaum noch“, und dann änderte sich Felix‘ Stimme ein wenig, wie um zu signalisieren: Lass uns die Dinge doch einfach beim Namen nennen, „aber das, was ich so mitbekomme, macht einen äußerst unguten Eindruck auf mich.“ Er verschränkte die Arme. „Max ist ja kein Dummkopf, im Gegenteil: er verfügt über erhebliche Begabungen, ist sogar brillant - vielleicht … “ Das ‚vielleicht‘ schien allerdings das gewesen zu sein, worauf Felix es vor allem angekommen war, denn als er es sagte, hatte er die Augen direkt auf Till gerichtet. „Das ist ja gerade das Problem“, sprach er weiter, „dass Max selbst nicht so genau zu wissen scheint, wie brillant er denn nun wirklich ist! Gleichzeitig ist er stolz, das wissen Sie wahrscheinlich besser als ich … besessen, verrückt, wenn Sie so wollen, und ich könnte mir vorstellen, dass er bereit ist, ziemlich weit zu gehen, um herauszufinden, wieviel Begabung nun tatsächlich in ihm steckt!“
    „Ja, da haben Sie vielleicht recht“, musste Till zugeben.
    Felix nickte. „Sehen Sie? Und das ist es, was mich beunruhigt. Ist Lisa heute Abend da?“
    Die plötzliche Erwähnung ihres Namens durchfuhr Till wie ein Messerstich. Nicht nur, weil Felix ihren Namen aussprach, als würde sie ihm gehören, sondern auch, weil Till mit einem Mal realisierte, dass Felix ein Mann war, der sich nicht einfach geschlagen geben würde - ein Mann, der weder gewillt noch gewohnt war, auf irgendetwas zuverzichten.
    „Ja, ich glaube schon“, stieß Till hervor und musste sich zugleich fragen, ob es verdächtig war, dass er wusste, ob sie kam, während Felix ihn offensichtlich noch danach fragen musste …
    „Sehen Sie“, sagte Felix wieder, „das gefällt mir alles nicht: Max schmeißt heute Abend - aus weiß Gott welchem Grund - eine Party, auf der
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