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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition)
Autoren: D B Blettenberg
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erkennen und doch war es ihm unmöglich, den Blick von der jungen Frau auf dem Bett abzuwenden, als sein Vorgesetzter hinter ihm den Raum betrat.
    Erst als das kühle Metall der Mündung seine Schläfe berührte, drehte er sich langsam um und sah in die kalten Augen des Captains.
    Der Amerikaner schob sich an ihnen vorbei und ging zum Bett. „Sie schläft“, hörte er ihn sagen und spürte, wie der Druck der Mündung nachließ.
    Der Captain steckte die Waffe weg und wich seinem Blick aus.

96
    Quinn sah zu, wie Tony seine Bierflasche hart auf den Tisch stellte, laut lachte und den Kopf schüttelte.
    „Das gute Mädchen legt sich einfach aufs Ohr und schläft durch das Gröbste durch. Ich hätte auch rechtzeitig Valium nehmen sollen. Sie hat mir die Dinger sogar angedient, als wir noch zusammen in der Zelle saßen. Aber für zwei Schlafsüchtige hätte ihr Vorrat kaum gereicht.“
    „Wenn sie wieder ganz bei sich ist, solltet ihr euch aufmachen.“ Der Captain stand auf und ging zu den Kühlschränken. „Ich gebe euch für alle Fälle einen meiner Männer mit auf den Rückweg.“ Er drehte sich kurz um und lächelte Quinn an „Damit ihr euch nicht verirrt.“
    „Wir sollten vorher noch die Villa checken“, mahnte Tony.
    „Das haben meine Leute schon erledigt.“ Der Captain schenkte sich einen Bourbon ein. „Eure Freundin ist nicht mehr da. Und wie es dort aussieht, hat sie es aus eigener Kraft geschafft, zu entkommen.
    „Alle Achtung.“ Tony erhob sich, durchsuchte seine Taschen nach Münzen und ging zur Musikbox.
    „Und wie geht es hier weiter?“, fragte Quinn den Captain.
    „Wir werden alles sorgfältig präparieren und ausradieren, ohne dass gleich die ganze Stadt in sich zusammenfällt.“
    „Und wie?“
    „Wir haben unsere Methoden.“
    Quinn bohrte nicht weiter. Er ging zu einem der Billardtische und schlenzte mit der Hand eine Kugel über den Filz. Sie verlor nach vier Berührungen der Bande Fahrt und blieb ruhig liegen.
    Der Captain gesellte sich zu ihm. „Ihr solltet Berlin – oder besser noch, das Land – auf jeden Fall vor dem einunddreißigsten Januar verlassen.“
    „Danke für die Vorwarnung.“
    „Die ominöse erste Woche des ersten Mondmonats“, brummte Tony über die Anzeigetafel der Musikbox gebeugt.
    „Und die Hauptfeier findet am ersten Abend statt“, betonte der Captain und trank einen Schluck.
    „Diese Mildtätigen haben tatsächlich nur französische Intellektuellenmusik in der Kiste.“
    Quinn lachte. „Was verstehst du denn darunter, Tony?“
    Er las es ihm laut vor. „Yves Montand, Charles Aznavour, Juliette Gréco, Jacques Brel, Edith Piaf. Das sind nur die, die ich halbwegs aussprechen kann.“
    „Das machst du schon ganz ordentlich. Drück einfach mit geschlossenen Augen auf eine Taste.“
    Tony warf Geld ein, wählte, ging zu den Getränkekästen und nahm sich ein frisches Bier. Noch während er nach dem Flaschenöffner griff, erklangen die ersten schwülstigen Töne von „Je t’aime, moi non plus“.
    Quinn quittierte die Wahl mit einem resignierten Kopfschütteln.
    Der Schnauzbart gab ein Grinsen frei. „Offenen Auges!“
    „Die Toten sind noch nicht begraben, Tony!“
    „Aber alle unter der Erde.“
    Quinn ließ die Sprech- und Stöhnorgie über sich ergehen und gab sich dem Anblick der roten und gelben Lampenschirme der Deckenbeleuchtung hin, die Neonröhren und Glühbirnen gnädig verhüllten. Die geschmacklose Barbeleuchtung passte auf das Beste zu Tonys Hit. Aber das Idyll währte nicht lange. Der Captain ging zur Musikanlage und zog mit einem Ruck an der Schnur den Stecker aus der Dose. Die Nadel kam zum Stillstand, und die Musik brach ab. Quinn bedachte Tony mit dem Blick eines Oberlehrers, der einen ungezogenen Schüler abstraft. Noch bevor sie sich gemeinsam der weiteren Reaktion des Captains stellen konnten, gellte ein Schrei durch den Bunker.
    „Heli!“, entfuhr es Tony.
    Quinn war als Erster unterwegs. Im Gang überrannte er zwei Männer des Captains, und als er den Luftschutzraum erreichte, hatte er den Revolver in der Hand.
    Von Heli war nicht viel zu erkennen, aber sie wehrte sich verzweifelt. Der Mann mit der Froschhand lag auf ihr, die verstümmelte Hand, die er auf ihren Mund hatte pressen wollen, zwischen ihren Zähnen, und die gesunde zwischen ihren Beinen.
    Quinn packte den Mann mit der freien Hand an den Haaren, schlug ihm den Revolverknauf hinters Ohr, riss ihn weiter zurück und schleuderte ihn gegen die
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