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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition)
Autoren: D B Blettenberg
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Geschichte, die Tony ihm über die Bräuche am Königshof von Siam erzählt hatte. Die Thais hatten ihre Könige, wenn sie zu Tyrannen wurden, mit einem Knüppel aus wohlriechendem Sandelholz erschlagen. Herrscherblut durfte nicht vergossen werden. Ein präziser Schlag ins Genick tat es auch. Auf dem Bildschirm stand die Deneuve inzwischen einsam und alleine auf der Uferpromenade und schaute über den See auf eine imposante Bergkulisse. Quinn stellte den Ton lauter. Zu religiös anmutendem Chorgesang fror die Figur der Schauspielerin zu einer dunklen Kontur ein. Ein Text wurde eingeblendet und von einer Sprecherstimme vorgetragen.
    „ Am nächsten Tag, dem 21. Juli 1954, wurde durch den Beschluss der Genfer Konferenz die Teilung des Landes in zwei Staaten besiegelt. Es hieß von nun an wieder Vietnam. “
    Opulente Filmmusik löste den Chor ab.
    Der Captain konnte es nicht mehr ertragen. „Die Franzosen weinen ihrer Kolonie nach“, knurrte er ungehalten und beendete die Vorstellung endgültig. „Und ihr habt ihnen auch noch einen Oscar dafür verliehen.“
    Quinn musste lächeln. Hollywood hatte für die amerikanische Variante des Themas noch ein paar Preise mehr eingeheimst. Er folgte dem Captain durch einen Gang und einen Vorhang aus Perlenketten in eine Art Aufenthaltsraum.
    Diejenigen Offiziere des Bundes, die nicht gefallen waren oder sich ergeben hatten, waren ihrem Führer in den Tod gefolgt. Einer lag vor einer Musikbox, die Quinn mit Kennerblick als eine original Wurlitzer identifizierte, ein zweiter saß auf einem Stuhl, den Kopf auf dem Tisch, ein dritter lag vor den Kühlschränken auf dem Boden. Alle drei Männer hatten offenbar Zyankalikapseln zerbissen.
    „Gut, dass die Halunken es sich selbst besorgt haben“, dröhnte Tonys Stimme in den Raum. „Sonst hätte ich sie mir vorgenommen.“ Er stand zwischen den Perlenketten und rieb sich die Handgelenke, um die Durchblutung zu fördern.
    „Was zur Hölle machst du denn hier?“, rief Quinn.
    „Das ist eine längere Geschichte.“
    „Und das ist Tony Rojana“, sagte Quinn zum Captain. „Einer der Freunde, von denen ich hoffte, sie würden sich etwas zurückhalten.“
    „Willkommen im Klub!“ Tony kam herein und umarmte Quinn. Dann grinste er den Captain an und hob dabei beide Unterarme vors Gesicht, als seien sie noch aneinandergefesselt. „Und danke! Ihre Mitstreiter machen wenigstens keine Mätzchen, wenn es drauf ankommt.“
    „Sie haben ihre Befehle. Sind noch mehr von Ihnen hier?“
    „Bevor die Kämpfe richtig losgingen, haben sie Heli und mich getrennt. Sie haben sie vermutlich auch in Einzelhaft weggesperrt. Genug Stauraum gibt es hier unten ja. Wir müssen nur suchen.“
    „Und Romy und diese Rotnase?“, fragte Quinn.
    „Rudi hat es leider erwischt. Sie haben ihn erschossen. Romy haben sie in der Villa behalten, in der wir ihnen auf den Leim gegangen sind“, antwortete Tony. „Ich hoffe, sie lebt noch. Und bevor du nach unserem Freund Farang fragst, für den wir uns das alles antun, so ist er von mir nirgends gesichtet worden. Weder lebendig – noch tot.“
    „Mal den Teufel nicht an die Wand.“ Quinn schüttelte den Kopf. „Er muss hier sein!“
    Der Captain befahl die beiden Vietnamesen zu sich, die ihm die Kapitulation angezeigt hatten, und befragte sie ausführlich, bevor er die Antworten für die Rundaugen zusammenfasste. „Der Oberste Befehlshaber, wie sie ihren toten Boss nennen, hat euren Freund mit zwei seiner Männer in die Oberwelt entsandt. Warum und wohin, wissen sie angeblich nicht. Ich glaube, sie sagen die Wahrheit.“
    „Verflucht“, sagte Tony.
    Quinn versuchte, sich auf das nahe Liegende zu konzentrieren. „Kommt, lasst uns Heli suchen.“

95
    Die Frau roch gut.
    Der Mann mit der Froschhand beugte sich über ihre roten Haare und schnüffelte. Es war ein betörender Duft, der ihm da in die Nase stieg. Nicht zu vergleichen mit dem strengen Geruch nach Fischsoße, den seine Geliebte in der Marzahner Außenstelle ausschwitzte, wenn er sie sich vornahm. Er hatte nichts gegen ein würziges Aroma, es stachelte ihn an, machte Energien in ihm frei, die ihn bis zur Raserei trieben. Aber dieser frische Duft war etwas anderes – er betörte ihn.
    Wie verzaubert richtete er sich auf und betrachtete die helle Stirnnarbe und die schiefe Nase. Sie schlief wie ein Engel, und er hatte nicht vor, sie zu wecken. Von ferne hörte er Schritte und Männerstimmen, die näher kamen. Er konnte die Stimme des Captains
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