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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
Autoren: Amber Benson
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Stimme sofort als ebenjene, die am Nachmittag mein Handy mit ihrer Karottenkuchenbestellung gekapert hatte.
    »Du hast mit meinen Eltern geredet?« Ich stürzte mich auf diesen Informationsbrocken und unternahm nichts gegen das tiefe Gefühl der Abneigung, das sich in meinem Innern aufbaute. »Sie haben kein Recht, hinter meinem Rücken so über mich zu reden! Das … das … das … ist das Letzte!«
    Die Alte lachte gackernd, und ihre roten Locken wippten auf und ab, als würden sie verstehen, was daran so lustig war. Ich ließ das Kevyn-Aucoin-Buch sinken, stellte es jedoch nicht ins Regal zurück. Stattdessen hielt ich es nur für den Fall der Fälle weiter bereit.
    »Sie haben gesagt, dass du dich zu wehren weißt …«
    »Ja?«, stotterte ich. »Tja, von mir aus!«
    Das entlockte der Frau lediglich ein kummervolles Lachen.
    »Lach mich nicht aus!«, heulte ich auf. Langsam wurde mir die Situation peinlich. Das hier war schließlich meine Wohnung, und keine alte Frau hatte das Recht dazu, mich in meiner eigenen Wohnzimmerküche für dumm zu verkaufen.
    Das Lachen der Alten erstarb sofort, als sie mich genauer in Augenschein nahm. »Du ähnelst deiner Mutter so sehr«, sagte sie und betrachtete mich, als wäre ich eine Gewebeprobe auf einem Objektträger unter einem Elektronenmikroskop. Kein so tolles Gefühl, besonders, wenn es von jemandem ausgelöst wurde, der wahrscheinlich schon seit der Kreidezeit auf der Welt war und die Kunst des Starrens vollendet beherrschte.
    »Von mir aus«, gab ich einmal mehr zurück. Es ärgerte mich, dass man mich mit meiner Mutter verglich. So wie ich das sah, ähnelten wir beide uns kein bisschen … zumindest hoffte ich bei Gott, dass wir uns kein bisschen ähnelten.
    »Schweig«, sagte die Alte, in strengem, aber nicht unfreundlichem Ton. Der Umstand, dass ich mich zu wehren wusste, schien sie nicht abzuschrecken, doch noch hatte ich Zeit. Schließlich hatten wir uns gerade erst kennengelernt, und ich war mir ziemlich sicher, dass ich einen Weg finden würde, sie zu verärgern, bevor der Abend gelaufen war.
    Ich machte den Mund auf, um eine vorlaute Antwort zu geben (die ganze Sache mit dem erst Denken und dann Reden bereitet mir Schwierigkeiten), verstummte jedoch, als das lockige rote Haar auf dem Kopf der alten Frau plötzlich zum Leben zu erwachen schien und zwei Augen freigab, die auf magische Weise über ihrem Scheitel erschienen.
    Ich war so fasziniert und angewidert zugleich von den neugeborenen Augen – das eine war dunkelbraun, das andere von einem ausgefallenen, ja unecht wirkenden Lavendelton –, dass ich kaum den kirschroten Mund bemerkte, der sich genau oberhalb der Stelle befand, wo die Stirn der Frau in ihr Haar überging. Genau genommen bemerkte ich ihn erst, als er sich öffnete und zu sprechen begann:
    »Ich hoffe, du schenkst unseren Worten etwas mehr Aufmerksamkeit als deine Mutter«, sagte der Mund mit tiefer, wohlmodulierter Baritonstimme. »Dann wird dich deine Halsstarrigkeit vielleicht nicht beinahe das Leben kosten.«

2
     
     
    Ein lautes Jaulen erfüllte die Wohnung, als das rothaarige Tier auf dem Kopf der alten Dame plötzlich in die Luft sprang, den Abstand zu mir in einem einzigen großen Satz überbrückte und auf meiner Schulter landete.
    Ich kreischte, und Angst zerrte in meinen Eingeweiden, sodass ich am liebsten gleichzeitig weggerannt und in Ohnmacht gefallen wäre. Ich versuchte das riesige, widerspenstige Fellknäuel auf meiner Schulter abzuschütteln, aber es half nichts. Das Ding hatte sich Krallen wachsen lassen, Krallen, die sich in diesem Moment in meine Halsbeuge bohrten – bei meinem Pech floss wahrscheinlich Blut.
    »Mach das weg!«, schrie ich, wich einen Schritt zurück und stolperte dabei fast über das Teetischchen, das unschuldig vor dem Sofa stand. Gerade rechtzeitig erlangte ich mein Gleichgewicht zurück und verzog das Gesicht, als ich den warmen, stinkenden Atem des Wesens an meiner Wange spürte.
    Bäh!
    Allein schon das Wissen, dass der Mund des Fellknäuels so dicht an meinem Gesicht war, brachte mich noch mehr zum Rotieren. Was, wenn es zu dem Schluss kam, dass ich nach Abendessen roch, und sich einen Happen genehmigte? Ich wollte verdammt sein, wenn ich ein Ohrläppchen an diesen gruseligen kleinen Lümmel verlor. Meine Ohren gehörten zu den wenigen Dingen an mir, die ich tatsächlich mochte. Sie waren klein und wie winzige, makellose Muscheln geformt. Ganz besonders erlesen sahen sie in Kombination mit
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