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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"
Autoren: Jennifer Blake
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Herd anzumachen.“
    „Das lässt sich einrichten“, sagte Muriel, während sie eine Hand auf das Gewehr legte, das quer über ihrem Schoß lag, und den glatten Holzkolben streichelte.
    „Oh, wirklich, Muriel!“ jammerte April. „Haben Sie Erbarmen mit mir.“
    „Steaks und Pommes frites. Ich will Steaks und Pommes. He, Frank, was ist mit dir? Du hast doch bestimmt auch Hunger.“
    Frank, der mit seiner Mütze überm Gesicht und dem Gewehr neben sich draußen auf dem Bretterboden der Veranda neben einer Batterie leerer Bierflaschen lag, grunzte nur.
    April widerstand dem Drang, mit dem Fuß aufzustampfen wie eine Heldin in einem altmodischen Liebesroman aus den Fünfzigern. Es hätte ein bisschen übertrieben gewirkt. Deshalb wirbelte sie nur in gespielter Verärgerung herum und sagte eingeschnappt über die Schulter: „Es ist nicht zu fassen. Ich glaube, es macht Ihnen wirklich Spaß, mich leiden zu sehen.“
    „Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass es mir das Herz bricht.“
    April warf Muriel einen vernichtenden Blick zu und zündete die Petroleumlampe auf dem Tisch an. Die orangefarbene Flamme ließ es draußen dunkler erscheinen, als es in Wirklichkeit war. Das war etwas, was sie in ihre Rechnung einbeziehen musste.
    Sie drehte sich zum Herd um und riss das Türchen auf. Verärgert in sich hineinbrummend, traf sie die Vorbereitungen, um im Herd ein Feuer zu machen. Nicht lange danach loderten die Flammen hoch auf.
    Sie hatte keine Eile, die Steaks vorzubereiten, die Frank aus dem Bootskühlschrank geholt hatte, was nur normal war, weil es eine Weile dauern würde, bis der Herd heiß war. Sie fand eine schwere Pfanne aus Gusseisen und schrubbte sie gründlich sauber, dann ließ sie sie trocknen. Nachdem sie die Steaks aus der Kühlbox genommen hatte, bereitete sie aus den spärlichen Ingredienzen, die sie vorfand, eine Marinade zu und legte das Fleisch hinein. Während die Steaks marinierten, hätte sie eigentlich die Kartoffeln schälen können, aber das würde die Angelegenheit nur beschleunigen, und das war das Letzte, was sie wollte. Stattdessen werkelte sie geschäftig herum, spülte Teller und wischte Schränke aus wie eine fleißige Hausfrau. Als sie spürte, dass es auffallen würde, wenn sie die Sache noch länger hinauszögerte, briet sie die Speckstreifen an, die vom Frühstück übrig geblieben waren, dann legte sie die Steaks in die Pfanne. Als sie zu brutzeln begannen, wendete sie sie und achtete sorgsam darauf, dass sie schön gleichmäßig braun wurden.
    Ihr war vom Herumwerkeln am Herd so heiß geworden, dass ihr fast schwindlig war. Es war ihr egal. Sie verspürte nur Heiterkeit, zusammen mit einer grimmigen Vorfreude. Sie stocherte mit dem Schürhaken in dem Feuer herum, so dass es hell aufloderte, und legte noch zwei Holzscheite drauf.
    „Riecht gar nicht mal so übel.“ Frank hob den Kopf, schob sich die Mütze aus den Augen und schaute durch die offene Tür in die Hütte. „Wenn du allerdings in dem Schneckentempo weitermachst, bin ich verhungert, bevor du das Essen auf den Tisch bringst.“
    „Ich beeile mich ja schon.“ April warf ihm ein – wie sie hoffte – nervös wirkendes Lächeln zu, dann glitt ihr Blick kurz an ihm vorbei nach draußen. Es würde mindestens noch eine Viertelstunde dauern, bis es ganz dunkel war. Deshalb musste sie Frank noch einen Moment ablenken.
    Also machte sie sich an die Kartoffeln und wusch sie mit etwas Wasser aus dem Wasserkanister ab. Bevor sie nach dem Schälmesser griff, warf sie Frank erneut einen Blick zu. „Ich habe über Mary Ellen nachgedacht. Luke hat mir kürzlich ein bisschen was über sie erzählt.“
    „Ich will nicht darüber reden.“ Frank zog sich die Kappe wieder übers Gesicht.
    „Wirklich nicht? Interessiert es dich nicht, seine Sicht zu hören, oder willst du nicht wenigstens wissen, was er über die letzte Nacht deiner Schwester erzählt hat?“
    „Es ändert nichts.“
    „Das stimmt nicht. Es ändert zwar nichts an den Tatsachen, aber vielleicht an deinen Gefühlen. Und das wäre doch immerhin etwas.“ Als er nichts erwiderte, fuhr sie fort: „Es tut ihm Leid, weißt du. Es tut ihm Leid, dass sie gestorben ist, und es tut ihm auch Leid, dass er ihr nicht das geben konnte, was sie von ihm wollte. Am meisten Leid tut ihm aber, dass er sie nicht retten konnte.“
    „Ja, mir auch. Na und?“
    „Er hat gesagt, dass sie es nicht absichtlich gemacht hat. Sie hat zwar davon gesprochen, und vielleicht hat sie ab und
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