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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"
Autoren: Jennifer Blake
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Papierfetzen und glühende Asche flogen durch die Luft, während sie ein paar halb verkohlte Seiten mit dem Schürhaken aus den Flammen rettete, zu Boden warf und mit ihren Stiefeln darauf herumtrampelte.
    April zögerte keine Sekunde. Sie wirbelte zu dem Fenster hinter dem Tisch herum, war mit drei langen Schritten dort und mit einem Satz auf dem Fensterbrett, wo sie mit aller Kraft an dem Fliegengitter rüttelte. Der verrottete Holzrahmen lockerte sich, so dass sie ihn ganz herausreißen konnte. Dann sprang sie in die schützende Dunkelheit.
    Als sie auf dem Boden aufschlug, schoss ein scharfer Schmerz durch ihre Schulter. Sie ignorierte ihn, während sie weiterrollte und sich gleich darauf aufrappelte. Hinter sich hörte sie Frank brüllen und Muriel fluchen. Jetzt tauchte in der Fensteröffnung ein großer Schatten auf. April zog den Kopf ein und rannte.
    Zweige zerkratzten ihre Haut. Brombeergestrüpp wickelte sich um ihre Beine und stach ihr in die nackten Fußsohlen. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, und ihr Atem brannte in ihrer Kehle. Hinter ihr peitschte ein Schuss auf. Sie unterdrückte einen Schrei und duckte sich instinktiv. Zwei weitere Schüsse hallten krachend durch die Stille. Sie hörte, wie die Kugeln das Blätterdach über ihr durchschlugen.
    Frank schoss in die Richtung, aus der die Geräusche kamen, die sie verursachte. Obwohl es eher so aussah, als wolle er sie nur einschüchtern, blieb sie abrupt stehen und versuchte zu entscheiden, ob es so war, während sie Atem holte. Als sie sich umschaute, sah sie ihn durchs Fenster springen. Seine Silhouette wurde für einen Moment von dem Lichtschein, der aus dem Innern der Hütte fiel, erleuchtet, dann rannte er in ihre Richtung. Er schaute beim Laufen immer wieder wild um sich und versuchte die Dunkelheit mit Blicken zu durchdringen.
    Allerdings schien er sich nicht besonders sicher zu sein, in welche Richtung sie gelaufen war, weil er immer wieder stehen blieb und lauschte. Sie schlich noch ein paar Schritte weiter, dann drehte sie sich um sechzig Grad und pirschte sich so leise wie möglich von hinten an die Hütte an. Frank änderte seine Richtung glücklicherweise nicht.
    Sie war vorerst entkommen, aber was nun? Die Hütte lag direkt am See, so dass das Land dahinter vermutlich nicht ganz so sumpfig war. Dem Sonnenstand während des Tages nach zu urteilen müsste Turn-Coupe eigentlich immer noch im Westen liegen. Bis zur Hauptstraße mussten es mindestens zwölf oder fünfzehn Meilen sein, ein Weg, der durch dichtes Waldgebiet führte, das von unzähligen kleinen Wasserarmen durchzogen war, die alle gleich aussahen. Um den See schlängelten sich ein paar unbefestigte Straßen, aber es war nicht ausgemacht, ob sie auf eine stoßen würde. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass sie sich schon nach einer Meile verirrte.
    Am besten war es, mit dem Boot übers Wasser zu fliehen. Andererseits war das mit Sicherheit genau das, womit Frank und Muriel rechneten. Das Ratschen der Fliegengittertür vorn am Haus war ein sicherer Hinweis darauf, dass die verhinderte Liebesromanschriftstellerin sich gerade anschickte, ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen, indem sie zur Anlegestelle hinunterging.
    Was nun? dachte April verzweifelt. Sollte sie wegrennen? Sich verstecken? Durch den See schwimmen?
    Wegrennen schied aus, Punkt. Sich zu verstecken und darauf zu warten, dass man sie fand, schmeckte ihr ebenso wenig, selbst wenn sie ein vernünftiges Versteck gefunden hätte. Sie war eine gute Schwimmerin, aber die Chance, dass sie das Ufer erreichte, bevor die beiden sie mit dem Boot einholten, war verschwindend gering. Was also sollte sie tun?
    Wenn dies jetzt einer ihrer Romane wäre und sich ihre Heldin gerade so elegant aus einer höchst misslichen Lage befreit hätte, wäre es an der Zeit, dass der Held auf der Bildfläche auftauchte, um die Rettung perfekt zu machen und die Schurken zu überwältigen. Doch dass das passierte, war ziemlich unwahrscheinlich. Draußen auf dem See war nichts zu hören, was man auch nur andeutungsweise für einen Außenbordmotor hätte halten können. April hatte niemanden, auf den sie sich verlassen konnte, außer sich selbst.
    Davon abgesehen, hatte sie einmal eine Szene geschrieben, in der eine Heldin entkommen war, indem sie einfach kehrtgemacht hatte und in die Höhle zurückgegangen war, in der man sie festgehalten hatte. Ja, und hatte sie nicht sogar eine Waffe gefunden …?
    Eine Waffe. Im Schlafraum der Hütte war
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