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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres
Autoren: Charles Simmons
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Sieben-Uhr-Nachrichten    interviewt.    Ich    wollte    auf Nummer Sicher gehen, daß die Story nicht mehr aufzuhalten war, bevor wir Cyrus Tooling unsere Aufwartung machten.

XIII   Die fröhlichen Fälscher
    S eine Sekretärin sagte, daß Cyrus Tooling nicht zu sprechen sei. Wir baten sie, Mr. Tooling zu sagen, es sei dringend. Sie fragte, um welche Angelegenheit es sich handele.
    «Sagen Sie einfach ‹ Shakespeare › », sagte ich. «Sonst nichts?»
    «Nun machen Sie schon!» sagte Mr. Margin, und sie machte es auch.
    Mrs. Tooling und Press saßen bei Tooling im Büro. Ich fand es amüsant, wie zahm und respektvoll diese beiden Berserker geworden waren. Sie hielten Exemplare von Belles Lettres in Händen. Mr. Margin und ich hatten auch unsere Exemplare dabei; allerdings waren sie annotiert.
    «Na, Sie beiden, wie finden Sie das?» sagte Tooling zu uns. «Ich finde, das ist 'ne ganz heiße Kiste. Aber es ist auch Schweinkram. Ich finde es nicht gut, wenn Belles Lettres Schweinkram bringt. Für den Schweinkram haben wir eigene Zeitschriften. Belles Lettres pflegt das Seriöse. Ich will damit nicht sagen, daß man es nicht hätte bringen sollen. Ich sage nicht mal, daß man es mir vorher hätte vorlegen müssen, weil ich dann nämlich, um ehrlich zu sein, nein gesagt hätte. Wenn ihr diesen Schweinkram drucken wollt, hätte ich gesagt, druckt ihn meinetwegen in Fille. Oder lieber gleich in Gargon.»
    «Mr. Tooling», sagte Press, «wir reden von Shakespeare. Gleich nach der Bibel kommt Shakespeare.» «Ich weiß. Ich sage ja auch nur, daß es mir lieber wäre, wenn diese heiße Kiste geschmackvoll wäre.»
    «Cy», sagte Mrs. Tooling, «irgend jemand mußte diesen Schmutz   veröffentlichen,   warum   also   nicht wir?. Stimmen Sie mir da zu?» fragte sie mich.
    «Nicht ganz», sagte ich.
    «Sind Sie etwa prüde?»
    «Eigentlich nicht.»
    «Oder homophob?»
    «Nicht sonderlich.»
    «Also, warum nicht?»
    «Vielleicht kann Mr. Margin das besser erklären. Er ist der Ansicht, daß Shakespeare diese Gedichte gar nicht geschrieben hat.»
    «Was ist denn mit Ihnen los, Margin?» sagte Press. «Sie wollen mehr über Shakespeare wissen als Sewnbound? Es mag ja Leute geben, die nicht glauben, daß das von Shakespeare ist, aber es gibt eben auch Leute, die's glauben. Na und? Über kurz oder lang werden die Gedichte sowieso als ‹ die Belles-Lettres -Sonette › gelten. So was nenn ich Publicity.»
    «Marge», sagte Mr. Tooling, «wenn ich Sie recht verstehe, glauben Sie nicht, daß Shakespeare.» Er drehte seine geöffnete Handfläche hin und her. «Ich kann mir das eigentlich auch nicht vorstellen. Shakespeare! Wo soll das bloß noch enden?.    Also gut, wie sehen Sie die Sache?»
    Wortlos reichte Mr. Margin sein bei den Sonetten aufgeschlagenes Exemplar von Belles Lettres an Tooling weiter. Ich gab meines Mrs. Tooling und Press. Wir hatten die acht Wortspiele unterstrichen und die Namen der acht Männer an den Rand geschrieben, und zwar mit ihren Lebensdaten oder annähernden Lebensdaten und dazu jeweils das Wort Homosexueller. Aus ihren versteinerten Gesichtern konnte ich schließen, daß Press und Mrs. Tooling sofort begriffen. Mr. Tooling brauchte nicht viel länger.
    «Also?» sagte er zu seiner Frau und Press.
    Sie sagten gar nichts.
    «Also?»
    Sie sagten immer noch nichts.
    «Soll ich euch das Fenster aufmachen, damit ihr rausspringen könnt? Oder soll ich lieber springen? Wenn ich mal eine ganz einfache Frage stellen darf: Was habt ihr getan, um die Sache zu verifizieren?»
    Ich wunderte mich über seinen freundlichen Tonfall. Doch dann brüllte er: «Redet!»
    Als sie immer noch nicht antworteten, senkte er wieder die Stimme: «Wie habt ihr das verifiziert?»
    «Wir hatten einen Sachverständigen, der die Drucktype begutachtet hat», sagte Press, «und wir hatten die beiden Shakespeare-Experten.»
    «Das steht ja schon in der Zeitschrift. Aber sagt mir, wie ihr den Mann kontrolliert habt, der euch die Unterlagen gebracht hat. Habt ihr Referenzen eingeholt? Wie sah er aus?»
    «Ein kleiner Mann», sagte Press.
    «Okay, ein kleiner Mann. Wie schön. War der weiß, schwarz, grün?»
    «Weiß.»
    «Er war also weiß. Welche Haarfarbe?» «Schwarz und gelockt.»
    «Ein kleiner, weißer Mann mit schwarzen, gelockten Haaren. Welche Augenfarbe?»
    «Blau», sagte Press.
    «Na bitte, es geht doch. Ein kleiner, weißer Mann mit schwarzen, gelockten Haaren und blauen Augen.»
    Mr. Margin meldete sich zu
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