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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres
Autoren: Charles Simmons
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Absicht übereinstimmten.
    Die Gedichte wurden strengsten Prüfungen unterworfen. Das Druckbild wurde mit einer der Erstausgaben verglichen und erwies sich ausnahmslos als damit identisch. (Vgl. Beispiele.) Offensichtlich waren beide Bögen mit demselben Schriftsatz gedruckt worden. S. Sewnbound, der führende Shakespeare-Forscher, wurde damit beauftragt, die Sonette nach inneren Beweisen für ihre Autorschaft zu analysieren. Sein Gutachten findet sich weiter unten; es kommt zu dem Ergebnis, daß die Sonette nicht nur von Shakespeare geschrieben worden sein könnten, sondern daß sie vielmehr «unmöglich von irgend jemand anderem geschrieben worden sein können». Unser zweiter Experte Gary Cartouche, hochangesehener Sprachstatistiker der Elizabethanischen Epoche, untersuchte die Gedichte im Hinblick auf Wortparallelen zu Shakespeares Gesamtwerk; seine Befunde, gleichfalls unten abgedruckt, liefern die wissenschaftlich exakte, verblüffende Bestätigung von S. Sewnbounds Deduktionen.
    Die neun Sonette werden hier auf zweierlei Weise wiedergegeben: Eine fotografische Reproduktion der Originalblätter, gefolgt von einer Transkription der Sonette in moderner Typologie, wobei Orthographie und Interpunktion dem heutigen Sprachgebrauch angepaßt sind.
    Selbst solche Leser, die mit den 154 inzwischen kanonischen Sonetten vertraut sind, dürften Schwierigkeiten haben, die Bedeutung einiger Verse zu verstehen. Doch weist S. Sewnbound darauf hin, daß mehr als alles andere gerade diese Schwierigkeiten die Echtheit der Autorschaft belegen. «Wer außer William Shakespeare», schreibt S. Sewnbound, «brächte die Kühnheit auf, jenes Sonett zu komponieren, das mit den Worten ‹ Nun rühr dich schon. › beginnt?» Viele Verse dieser Gedichte sind in der intimen Sprache von Liebenden gehalten und beziehen sich auf Erfahrungen, die nur Liebende untereinander teilen. Andererseits sind viele Verse und manche Sonette als Ganze in ihrer Bedeutung nur allzu eindeutig.
    Es stellten sich die Fragen, wieso diese Sonette nicht in die Erstausgabe aufgenommen wurden und wie sie in das neu entdeckte Exemplar gelangten? Wie uns mitgeteilt wird, vermutet der Eigentümer, daß das Erscheinen der 154 Sonette, von Shakespeare nicht autorisiert und für ihn und Southampton vermutlich kompromittierend, den Drucker in ernste Schwierigkeiten gegenüber der Stationer's Company gebracht haben könnte, der von der Regierung lizensierten Verlegergilde; mit Sicherheit aber hätte es Probleme gegeben, wären diese neun Sonette in der Erstausgabe enthalten gewesen. Doch gelangten einige wenige Druckfahnen an «ausgewählte Subskribenten». Es versteht sich von selbst, daß es sich hierbei vorerst nur um eine Hypothese handelt, die mit Sicherheit noch von Fachleuten zu überprüfen sein wird.
    Inzwischen ist Belles Lettres stolz darauf, diesen bewegenden Fund ihren Lesern und damit der ganzen Welt präsentieren zu dürfen.
     
    Die Illustration zu dieser Einführung bestand aus zwei vergrößerten D's, eins als Großbuchstabe. «Der Anfangs-buchstabe des Erstdrucks von Shakespeares sechstem Sonett: ‹ Das Holdeste, wir wünschen es vermehrt › »; das andere: «Der Anfangsbuchstabe von Shakespeares neu entdecktem Sonett: ‹ Du fragst, ob jenes Frauenteil ich misse › .» Abgesehen von der unterschiedlichen Druckfarbe sahen sie identisch aus.
    Auf Seite Zwei erschienen die neun Sonette in zweifacher Ausfertigung, wie in der Einführung angekündigt: einmal in alter Drucktype, in denen die s's wie f's, die v's wie u's und die u's wie v's aussahen, mit unvermittelten Großbuchstaben mitten in den Zeilen; dem folgte die redigierte Fassung:
     
    Zu meines Bettes Lust dein Bett bring her
    und laß, was Liebe heißt, sie froh entdecken.
    Auch sie, die brav uns dienen, solln nicht mehr
    vergebens Feder nach der Feder strecken.
    Dein Bett hat mich wie du getragen still,
      so stoisch beide unter schwerer Fracht,
    nur dann ein Schrei von ihm, von dir, so schrill,
    wurd sie fürs Mal besonders groß erbracht.
    Die Betten werden Gutes von uns sagen,
    vergleichen unsre hübsch gespitzten Teile,
    wie sie zum Paß, o Linie, aus uns ragen
    und Liebesherzen heben, ohne Seile,
    Wenn diese beiden nicht sich trennen lassen,
    wo wärst dann du als nur bei mir zu fassen.
     
    Die Liebe, der Natur den Mittelwert
    versagte oder Mittel gab zu viel,
    hat Überfluß zum Trotz sich wohl bewährt
    und ganz und gar erreicht der Liebe Ziel.
    Noch übers Herz hinaus, fandst du, so
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