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Being

Titel: Being
Autoren: dtv
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fuhr er fort, »schön, Sie endlich kennenzulernen, Eddi. Stört es Sie, wenn ich Sie Eddi nenne? Oder wäre Ihnen Maria lieber? Oder Jennifer oder Sheila …?«
    Eddi antwortete nicht, sondern starrte ihn nur an.
    Eine Weile stierte er zurück, dann sah er zu mir hoch. »Wie viel |342| weiß sie, Robert?«
    »Warum fragen Sie sie nicht selbst?«, antwortete ich. »Sie sitzt direkt vor Ihnen.«
    »Ich frage dich – wie viel weiß sie?«
    »Ich weiß alles«, sagte Eddi zu ihm.
    Ryan ignorierte sie und ließ seinen Blick weiter auf mir haften. »Es muss sehr schwer für dich gewesen sein, Robert, die ganze Zeit mit einer Lüge zu leben. Es muss dich eine Menge gekostet haben.« Seine Augen wurden schmal. »Oder vielleicht war es ja gar nicht so schwer? Das hängt wohl davon ab, ob du irgendwelche menschlichen Gefühle hast oder nicht – Reue, Gewissensbisse … Einfühlungsvermögen.« Er lächelte wieder. »Hast du Gefühle, Robert? Funktioniert es so?«
    Ich spürte, wie mich Eddi jetzt ansah, in ihren Augen Fragen über Fragen, und ich wollte ihren Blick erwidern, ihr sagen: Ich hatte vor, mit dir darüber zu reden, ehrlich. Ich wollte es dir heute Nacht sagen. Ich wollte dir
alles
erzählen …
    Doch dafür war es jetzt zu spät. Zu spät für alles.
    »Eddi weiß nichts«, erklärte ich Ryan. »Sie hat nichts damit zu tun. Warum lassen Sie sie nicht einfach gehen?«
    Ryan antwortete nicht.
    »Wenn Sie sie gehen lassen«, sagte ich, »werde ich kooperieren. Ich werde mit Ihnen reden … ich werde alles sagen, was ich weiß. Ich werde tun, was immer Sie von mir verlangen.«
    Ryan lächelte und schüttelte den Kopf. »Du wirst auch so tun, was wir verlangen, Robert. Wir brauchen deine Kooperation gar nicht. Und abgesehen davon besitzt Miss Ryan wertvolle Informationen über dich …
intime
Informationen, wenn ich das gemeinsame Schlafzimmer richtig verstehe.«
    |343| »Was sind Sie?«, fauchte Eddi ihn an. »Irgend so ein Perverser?«
    Er beachtete sie immer noch nicht, sondern starrte weiter mich an, und ich ahnte, dass Eddi jeden Moment durchdrehen würde. Er behandelte sie, als ob sie nicht existierte, und sie hielt das nicht länger aus.
    »Nein, Eddi –«, wollte ich gerade loslegen.
    Doch sie stürzte sich schon auf Ryan und versuchte, ihm die Pistole aus der Hand zu reißen. Er saß bloß da und sah zu, wie Hayes sich nach vorn streckte, Eddi an den Haaren packte und zurück ins Sofa riss. Eddi schoss herum und schwang Hayes ihre Faust entgegen, doch Hayes beugte sich einfach zurück und wich ihr aus. In derselben Bewegung packte sie Eddi erneut an den Haaren und stieß ihren Kopf gegen die Rückenlehne des Sofas. Der Aufschlag war nicht so fest, dass Eddi ohnmächtig wurde, doch er reichte, um ihre Kampfkraft zu brechen.
    Ich konnte nichts tun. Kelly hatte mich gepackt, sobald er sah, dass Eddi auf Ryan losging, und jetzt hielten mich beide Männer an den Armen und machten jede Bewegung unmöglich.
    »Eddi!«, rief ich und spannte meine Muskeln, um trotzdem zu ihr zu kommen. »Eddi … ist alles in Ordnung?« Sie saß zusammengesunken im Sofa, benommen und stöhnend, und hielt sich den Kopf mit den Händen. »Eddi!«, brüllte ich wieder, ich schrie wie ein Irrer.
»Eddi!«
    »Sie ist okay«, sagte Ryan abschätzig. »Sie ist nicht verletzt.«
    Ich funkelte ihn an. »Sie sind tot, wenn sie es doch ist.«
    Er starrte mich an und ein leichtes Lächeln spielte in seinem Gesicht. Einen Moment lang starrte ich zurück, dann wandte ich mich ab und schaute wieder hinüber zu Eddi. Sie hatte jetzt aufgehört |344| zu stöhnen. Sie saß bloß da, vollkommen still, den eisigen Blick auf das Fenster mit dem geschlossenen Vorhang gerichtet, das sich hinter Ryan befand. Ein verschwommenes Aufblitzen ferner Leuchtraketen drang durch den Stoff und ich hörte noch immer die donnernden Schläge rings um das Dorf widerhallen, doch alles schien jetzt sehr weit weg. Es war da draußen und da draußen war eine andere Welt.
    »Okay«, hörte ich Ryan sagen, »lasst uns das hier zu Ende bringen.«
    Ich sah zu ihm hinüber. Er war aus dem Sessel aufgestanden und redete mit Hayes und den zwei Männern. »Und denkt dran«, sagte er, »ich möchte beide lebend, aber geht kein Risiko ein. Ich will sie lieber tot als gar nicht. Okay?«
    Seine Kollegen nickten.
    »Gut«, sagte Ryan. »Ihr wisst, was zu tun ist. Dann wollen wir mal.«
    Ich sah, wie Hayes auf der andern Seite des Zimmers eine Spritze aus einer Metallschachtel nahm, und
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