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Being

Titel: Being
Autoren: dtv
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fast im selben Moment merkte ich, dass auch Kelly eine Spritze in der Hand hielt. Als er sie gegen das Licht hielt und mit dem Finger gegen den Zylinder schnippte, packte mich Cooper fest um die Brust und presste mir die Arme an die Seite. Für einen Augenblick tat ich nichts, ich stand nur da und spürte die Kraft seiner Arme. Doch als ich zu Eddi hinüberschaute und sah, wie Ryan sie niederdrückte und Hayes sich über sie beugte, um die Nadel in Eddis Arm zu stechen, rastete ich plötzlich aus – schrie und brüllte, versuchte, mich zu befreien, trat nach Cooper, stampfte auf seine Füße, schleuderte meinen Kopf zurück gegen ihn … Ich tat alles, was möglich war, um seinen Griff zu lösen, doch er zuckte nicht |345| mal. Er stand nur da wie ein Fels, die Arme fest um meine Brust gewunden, und presste mir das Leben aus meinem Körper. Ich konnte mich nicht rühren. Ich konnte gar nichts.
    Drüben auf dem Sofa hatte Ryan jetzt Eddis Handgelenk gepackt und Hayes hielt die Nadelspitze an ihren Arm. Als ich abermals verzweifelt aufschrie –
»Nein!«
–, ruckte Eddis Kopf plötzlich nach vorn und sie würgte, als ob sie sich jeden Moment übergeben müsse. Hayes zuckte instinktiv von ihr zurück, doch Ryan rührte sich kaum. Als Eddi erneut schluckte und würgte, hielt Ryan sie unbeirrt fest und sah Hayes frostig an.
    »Los jetzt«, sagte er zu ihr.
    »Sie übergibt sich jeden Moment«, sagte Hayes.
    »Tun Sie’s endlich.«
    Eddi war jetzt bleich, von ihrem Gesicht lief der Schweiß. »O Gott …«, stöhnte sie. »Ich muss ins Bad … ich muss …« Sie würgte noch einmal, diesmal mit einem Ruck auf Ryan zu. Er zuckte ein bisschen, um ihr auszuweichen, ließ aber noch immer nicht los.
    »Na los«, sagte er zu Hayes. »Worauf warten Sie?«
    »Sir«, sagte Hayes ruhig. »Ich denke, wir sollten Sie ins Bad gehen lassen. Wenn sie sich während der Ohnmacht übergibt, kann sie an ihrem eigenen Erbrochenen ersticken.«
    Ryan überlegte.
    »Wir wollen sie doch lebend, Sir«, erinnerte ihn Hayes.
    Er überlegte weiter, dann nickte er. »Okay … bringen Sie sie ins Bad. Aber lassen Sie Ihre Pistole hier und behalten Sie sie im Auge.« Er ließ Eddi los und nahm Hayes’ Pistole. Hayes legte die Spritze zurück in die Metallschachtel, steckte die Schachtel in ihre Tasche, dann half sie Eddi auf die Beine und begleitete sie zum Badezimmer.
    |346| Ryan schaute hinüber zu mir.
    Cooper hielt mich noch immer fest und Kelly hatte die Spritze in der Hand, doch sie waren beide zu abgelenkt gewesen von Eddis Würgen, um zu handeln. Jetzt schauten sie auf Ryan und warteten auf seine Befehle.
    Ryan setzte sich aufs Sofa.
    »Sir«, sagte Kelly vorsichtig. »Sollen wir –«
    »Noch nicht«, sagte Ryan. »Haltet ihn einfach fest.«
    »Ja, Sir«, sagte Kelly und nickte.
    Ryan zog ein Taschentuch aus seiner Tasche und wischte sich einen Tropfen Flüssigkeit vom Ärmel. Dann faltete er das Taschentuch wieder zusammen und steckte es zurück, ehe er zu mir herübersah. »Was ist los mit ihr?«, fragte er. »Ist sie krank oder was?«
    »Es geht ein Virus um«, hörte ich mich sagen.
    »Ein Virus?«
    Ich nickte. »Ein Virus eben. Hat mit dem Fest zu tun – da kommen eine Menge Leute von außerhalb her. Sie wissen doch, wie das ist, die verbreiten überall ihre Keime …«
    Ich konnte nicht glauben, was ich da sagte – diese Banalität meiner Worte, die Ruhe in meiner Stimme. Es war lächerlich. Mein Leben zerbrach. Cooper hielt mich noch immer fest und quetschte meine Arme eng an mich. Ich war kurz davor, unter Drogen gesetzt und entführt zu werden, und Eddi … ich hatte keine Ahnung, was sie mit Eddi vorhatten. Trotzdem quasselte ich Ryan irgendwas vor, als ob er nur auf eine Tasse Tee hereingeschaut hätte. Es war der Wahnsinn.
    »Was ist mit dir?«, fragte mich Ryan. »Hast du auch diesen Virus?«
    |347| »Ich werde nicht krank.«
    »Nein«, sagte er. »Vermutlich nicht.«
    Ich lächelte ihn an. »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Was?«
    »Woher wussten Sie, dass ich hier bin?«
    Er warf einen Blick über die Schulter, in Sorge um Eddi und Hayes, dann wandte er sich wieder zu mir um. »Ein paar englische Touristen, die in Nerja Urlaub machten«, sagte er. »Sie haben dich gesehen, sich an das Foto in den Zeitungen erinnert und die Polizei verständigt.«
    »Woher wussten Sie, wo ich lebe?«
    »Das wussten wir nicht. Wir mussten herumfragen.«
    »Wen haben Sie gefragt?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Nicht wirklich.«
    Ich
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