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Being

Titel: Being
Autoren: dtv
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erschreckt. Das Donnern und Krachen des Feuerwerks ging draußen immer noch weiter, als wir die Treppe nach oben stiegen, und selbst im Haus nahm ich den leichten Geruch nach Schießpulver wahr.
    »Was hältst du davon, wenn wir uns was anderes zum Wohnen suchen?«, fragte Eddi, als wir den Absatz erreichten. »Ich meine, ich fühl mich hier wirklich wohl, aber es wär doch schön, wenn wir irgendwann was Größeres fänden. Verstehst du, mit ein bisschen mehr Platz.« Sie steckte den Schlüssel ins Türschloss. »Ich müsste mir wahrscheinlich einen anderen Job suchen … irgendwas, wo man besser verdient.« Sie drückte die Tür auf, hielt inne und lächelte über einen plötzlichen Gedanken, der ihr gekommen war. »Hey, vielleicht könnten wir auch ein Auto kaufen … einen netten kleinen Jeep oder so. Was meinst du?«
    »Klingt gut«, sagte ich, während ich ihr in die Wohnung folgte. »Solange du zahlst …«
    In dem Moment, als ich die Tür schloss, wusste ich, irgendwas |339| stimmte nicht. Die Lampen waren aus, deshalb konnte ich nichts sehen … doch ich brauchte nichts sehen, um es zu wissen. Etwas war ungewohnt, etwas hatte sich verändert … und dann dämmerte es mir. Es war die Dunkelheit. Selbst wenn alle Lichter aus waren, war die Wohnung niemals so dunkel wie jetzt. Das Fenster stand immer offen, die Vorhänge waren nie zugezogen … es gab stets irgendwoher eine Andeutung von Licht, selbst in den dunkelsten Nächten. Und heute stand durch das Feuerwerk der Himmel in Flammen.
    »Warte, Eddi«, begann ich, »ich glaub, da –«
    Eddi keuchte, ein kurzes Einatmen, und der Laut ihres Schocks schnitt durch die Schwärze. Plötzlich sprangen die Lichter an und da war Ryan – er saß im Sessel, eine Pistole in der Hand und die Silberaugen auf mich gerichtet.
    »Hallo, Robert«, sagte er. »Es war nicht leicht, dich zu finden.«

|340| Siebenundzwanzig
    E s dauerte einen Moment, bis ich merkte, dass Ryan nicht allein war. Es war ein langer Moment, von dem ich gewusst hatte, dass er kommen würde, und jetzt war er da – es war die Zeit, in der alles zusammenkommt: Vergangenheit, Zukunft … Anfang, Ende. Ich und Ryan. Alles war da. Für ein, zwei Sekunden gab es nicht mehr – nur mich und Ryan, seine Augen, seine Pistole, das wirbelnde Schwarz in meinem Kopf. Es gab nichts weiter. Kein Geräusch, keine Bewegung, keine Gedanken, keinen Sinn. Niemand sonst existierte.
    Doch dann spie Eddi wütend einen Fluch aus –
»Scheiße! Lass mich los!«
–, ein gewaltiger Feuerwerkskörper blitzte und krachte draußen am Himmel und plötzlich war ich wieder klar im Kopf. Ich sah alles um mich herum. Ich sah, dass die Frau, die Hayes hieß, Eddi von hinten gepackt hatte und dass Hayes ihr eine Waffe an den Kopf hielt. Und ich sah zwei Männer in Anzügen, auf jeder Seite von mir einen, und beide trugen Pistolen. Der rechts von mir war der Stierköpfige aus dem Krankenhauskeller, der, dem ich die Nase gebrochen hatte. Cooper. Den andern hatte ich noch nie gesehen, doch er sah genauso übel aus wie sein Partner.
    »Schließ die Tür ab, Kelly«, sagte Ryan zu ihm.
    |341| Kelly schloss ab.
    Ich warf einen Blick hinüber zu Eddi. Hayes hatte sie immer noch im Griff und ich sah die Wut und den Schock in Eddis Gesicht, doch sie kämpfte nicht. Sie stand bloß da, sah mich an mit ruhigem, festem Blick. Sie gab mir zu verstehen, dass sie mit der Situation fertig würde … dass
wir
mit der Situation fertig würden.
    »Bist du okay?«, fragte ich sie.
    Sie nickte.
    Ich schaute zurück zu Ryan. Er beobachtete mich, studierte mich, seine Silberaugen schimmerten matt in dem kalten weißen Licht. Er wirkte älter, als ich ihn in Erinnerung hatte – älter und grauer, sein Gesicht zerfurcht von Müdigkeit. Er sah aus wie ein Mann, der einen weiten Weg hinter sich hatte.
    Er warf einen Blick hinüber zu Hayes und nickte mit dem Kopf. Hayes ließ Eddi los, hielt jedoch die Waffe weiter auf sie gerichtet.
    »Setzen Sie sich da rüber«, befahl sie Eddi. »Aufs Sofa.«
    Einen Moment starrte Eddi sie an, dann ging sie hinüber zum Sofa und setzte sich Ryan gegenüber. Hayes folgte ihr und stellte sich hinter sie. Eddi warf einen kurzen Blick zur Schlafzimmertür, dann schaute sie wieder weg.
    Ryan lächelte sie an. »Wenn Sie daran denken, sich Ihre Waffe zu holen, Miss Ray, muss ich Ihnen leider sagen, dass wir sie entfernt haben.« Er zeigte ihr die Pistole in seiner Hand und machte deutlich, dass es ihre war. »Wie auch immer«,
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