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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 1) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 1) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 1) (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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Wesen oder hatte David sich die Gestalt eingebildet? Er wusste, dass es neben der Menschenwelt andere Welten gab. Fabelwesen, Mythen … all das existierte. Zumindest hatten Vater und Granny das erzählt. Gesehen hatte David lediglich einen Kobold, der bei Vater im Keller gehaust und ihn manchmal geärgert hatte, bis es Vater zu bunt wurde und er ihn mittels Magie austrieb.
    Ich muss endlich wissen, ob es mein unbekannter Retter ist, der mich nachts besucht … Entschlossen trat David auf den Flur. Er wollte keine Angst mehr haben. Er war alt genug, sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen.
    Erneut lauschte er und hörte ein Quietschen. Es kam von unten! Dort gab es ein Fenster in der Nähe der Haustür – es war das Fenster vor dem Apfelbaum –, das genau dieses Geräusch verursachte, wenn man es aufschob.
    David rannte so leise er konnte die Holzwendeltreppe ins Erdgeschoss. Seine nackten Füße hinterließen kaum ein Geräusch auf den Stufen; die letzte Stufe übersprang er, da sie knarzte. Als er unten ankam, sah er, wie das Fenster von außen geschlossen wurde. Von einer großen Gestalt, die durch den Baum im Schatten verborgen blieb.
    Beim nächsten Wimpernschlag war sie verschwunden.
    Ich bilde mir das nicht ein! Hastig verriegelte David das Fenster, schlüpfte in seine Schuhe, riss den Mantel von der Garderobe und öffnete die Haustür. Zuerst steckte er nur den Kopf hinaus und erkannte eine Gestalt, die in einer Nebenstraße verschwand. Sie trug ebenfalls einen Mantel. Das musste der Einbrecher sein!
    Davids Griff um den Kerzenständer zog sich zu. Hastig sperrte er die Tür ab und folgte dem Unbekannten in die Dunkelheit.

***

    Eine halbe Stunde lang hatte er die Gestalt durch London verfolgt. Sie drehte sich ständig um und David hielt genug Abstand, um nicht entdeckt zu werden. Hier gab es keine Laternen, aber der herannahende Morgen sorgte für unheimliches Zwielicht. Es war also weit nach Mitternacht, kurz vor vier Uhr morgens. David hatte sich ordentlich in der Zeit geirrt. Bald würde die Sonne aufgehen, doch dieser Stadtteil schlief noch. Er war wie tot. Ausgestorben.
    Aus dieser Entfernung erkannte er das Gesicht des Fremden nicht und konnte nicht sehen, ob er Reißzähne oder Klauen hatte. Nur verstrubbeltes braunes Haar.
    Wie damals …
    Wild klopfte der Puls in seinen Schläfen. Vielleicht war heute der Tag, an dem sich endlich all seine Fragen klärten. Wer war der Unbekannte? Woher war er am Tag des Überfalls gekommen? Warum hatte er ihn gerettet? Und was hatte er in seinem Haus verloren gehabt?
    Längst wusste David nicht mehr, wo er sich genau befand. Zumindest war er hier noch nie gewesen. Schäbig sah es überall aus. Müll verdreckte die Straßen, streunende Katzen wühlten im Abfall und fauchten die Gestalt vor ihm an. Diese ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern ging schnellen Schrittes weiter, Kopf und Schultern gesenkt.
    Was, wenn das eine Falle war und der Kerl verfolgt werden wollte?
    Nein, ich ziehe das jetzt durch! Diesmal würde ihn seine Angst nicht von seinem Vorhaben abbringen und irgendwie machte dieser Mann, o der was auch immer er war, keinen bedrohlichen Eindruck auf ihn .
    Mittlerweile schmerzte seine Hand, die den Kerzenständer hielt. Welch lächerliche Waffe. Falls es sich bei dem Unbekannten um einen Dämon handelte, konnte David gegen ihn schwer etwas ausrichten. Hätte er doch seine wenigen magischen Fähigkeiten besser im Griff! Aber was konnte er schon Großartiges, außer ein wenig Licht hexen oder einen einfachen Suchzauber anwenden – nützlich, wenn er seinen Lieblingsstift verlegte. Das war nichts, womit er sich verteidigen konnte.
    Abrupt hielt er an, als die Gestalt vor den Toren einer Kirche stehen blieb. Das Gotteshaus sah nicht besser aus als die anderen Gebäude dieses Viertels: verlassen und heruntergekommen. Ein Flügel der Doppeltür hing halb aus den Angeln, Putz war abgebröckelt, zwei Fenster zerbrochen.
    Der Fremde schlüpfte hinein und war aus Davids Sichtfeld verschwunden. Er kannte die Kirche nicht. Seine Familie war nie in die Kirche gegangen, nur mit Mutter hatte er einmal einen Gottesdienst besucht. Vater und Granny glaubten nicht an Gott. Die Kirche vertrat andere Ansichten. Ihrer Meinung nach war Magie das Werk des Teufels, weshalb sich alle innerhalb der Magiergilde in der Öffentlichkeit zurückhielten und ein normales Leben führten. Immerhin lagen die Hexenverbrennungen noch nicht ewig zurück.
    Vater hatte jedoch
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