Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller
Autoren: Linda Castillo
Vom Netzwerk:
1 . KAPITEL
    Die letzte Tasse Kaffee hätte Officer Chuck »Skid« Skidmore sich besser sparen sollen. Und es wäre ja auch bei nur einer geblieben, würde im Diner nicht Brandy arbeiten, die neue Kellnerin. Verdammt süß, die Kleine! Also hatte er seine gesamte Pause an der Theke abgesessen und sich mit Koffein vollgepumpt wie ein Zehnjähriger mit Kool-Aid. Was Brandy ziemlich gut zu gefallen schien, denn sie hatte ihm ständig nachgeschenkt und ihn mit ihrem Girlie-Geplauder und üppigem Dekolleté unterhalten.
    Seit ihn Chief Burkholder vor zwei Monaten zur Nachtschicht eingeteilt hatte, aß er jeden Abend im LaDonna’s Diner. Er hasste es, nachts zu arbeiten, respektierte aber die Entscheidung seiner Vorgesetzten. Aber er wollte unbedingt wieder zurück zur Tagschicht.
    Skid bog mit dem Streifenwagen in die Hogbath Road ab, einem einsamen Stück Landstraße, die von Norden her von Miller’s Woods und südlich von einem Maisfeld begrenzt wurde. Mit knirschenden Reifen blieb er auf dem Schotterstreifen am Rand stehen und suchte im Handschuhfach nach seinen Marlboro Lights, als sich knisternd das Funkgerät meldete.
    »Drei-Zwei-Vier. Bist du 10–8? Pause zu Ende?«
    Mona arbeitete nachts in der Telefonzentrale und war der einzige Mensch, mit dem er sich um diese Zeit unterhalten konnte – jedenfalls nach Betriebsschluss des Diners. Sie hatte ihn viele Nächte vor dem Tod durch Langeweile bewahrt. »Ja, bin im Dienst.«
    »Und, hast du mit ihr geredet?«
    »Korrekt.«
    »Habt ihr euch verabredet?«
    Skid stieß die Tür auf, um den Streifenwagen nicht vollzuräuchern, und zündete sich eine Zigarette an. »Also das geht dich doch wirklich nichts an.«
    »Du bist doch derjenige, der seit zwei Monaten von nichts anderem redet.«
    »Sie ist zu jung für mich.«
    »Seit wann hat dich das je gestört?«
    »Du blockierst die Leitung.«
    Mona lachte. »Du bist ein Feigling.«
    Er zog an seiner Zigarette und wünschte, ihr nie davon erzählt zu haben, dass er in Brandy verknallt war. »Wie du meinst.«
    »
Rauchst
du etwa?«
    Lautlos formte er das Wort
Scheiße
.
    »Du hast gesagt, du hörst auf.«
    »Ich hab gesagt, ich höre entweder mit dem Trinken oder dem Rauchen auf. Aber ganz bestimmt nicht mit beidem auf einmal.« Er inhalierte tief. »Schon gar nicht, wenn ich zur Nachtschicht verdonnert bin.«
    »Vielleicht ist der Chief ja noch sauer wegen der alten Dame, die du verprügelt hast.«
    »Ich hab sie nicht verprügelt. Die alte Kuh war stockbesoffen.«
    »Sie war zweiundsechzig Jahre alt.«
    »Und splitterfasernackt.«
    Mona kicherte. »Du kriegst immer die besten Einsätze.«
    »Erinner mich bloß nicht daran. Der Anblick ihres runzligen Arsches hat bei mir bleibende Schäden hinterlassen.« Er seufzte, von seiner Blase daran erinnert, warum er überhaupt angehalten hatte. »Ich geh jetzt mal pinkeln.«
    »So genau wollte ich es nun auch nicht wissen.« Sie legte auf.
    Grinsend stieg Skid aus. Die Grillen verstummten, als er um den Wagen zum Straßengraben ging. Trockene Maisstängel raschelten in der leichten Brise, und ein voller Oktobermond tauchte das hohe Getreidesilo und Scheunendach einer nahe gelegenen Amisch-Farm in gelbes Licht. Es war so still, dass er sogar das Quakkonzert der Frösche vom vierhundert Meter entfernten Wildcat Creek hören konnte. Skid erleichterte sich und versuchte, nicht an die lange Nacht zu denken, die vor ihm lag. Er würde mit der Chefin reden. Er hatte die Nase voll von diesem Geisterstunden-Job. Er wollte wieder tagsüber arbeiten.
    Er zog gerade den Reißverschluss zu, als ihn ein seltsames Geräusch aufhorchen ließ. Das klingt wie der Ruf eines Kälbchens nach seiner Mutter, dachte er, oder wie ein jaulender Hund, der von einem Auto angefahren worden ist. Doch als das Geräusch wiederkehrte, wusste er, dass es weder das eine noch das andere war. Seine Nackenhaare sträubten sich. Irgendwo da draußen schrie ein Mann.
    Die Hand auf der .38er im Hüftholster, suchte sein Blick die Gegend jenseits des flüsternden und seufzenden Maisfeldes ab. Der dritte Schrei versetzte ihn endgültig in Panik. »Was zum Teufel …?«
    Er riss die Tür des Streifenwagens auf, beugte sich hinein, stellte das Blaulicht an und ließ die Sirene ein paar Mal aufheulen. Dann tastete er nach dem Ansteckmikrophon an seinem Kragen und drückte drauf.
    »Mona, bin hier draußen in der Nähe der Plank-Farm. Hab ein 10–88.« Das war der Code für verdächtige Aktivitäten.
    »Was ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher