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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller
Autoren: Linda Castillo
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Miller’s Pond ertrunken war. Ich habe auch schon Mordopfer gesehen, die grauenvoll zugerichtet waren. Doch das hier ist auch für eine erfahrene Polizeichefin zu viel.
    Mit zittriger Hand taste ich nach meinem Ansteckmikrophon. »Skid … hier sind noch zwei.«
    »Wo sind Sie?«
    »In der Sattelkammer. Gleich rechts am Gang.«
    »Bin unterwegs.«
    Ich leuchte wieder das erste Opfer an, kann jetzt das Blut riechen, dunkel und metallisch. Ich bin nicht übermäßig empfindlich, doch als ich näher herantrete, rebelliert mein Magen. Ich will mir nicht vorstellen, was hier passiert ist, will nicht daran denken, was für Qualen diese Mädchen erlitten haben.
    »O Mann.«
    Bei Skids Worten fällt mir fast die MagLite aus der Hand. Ich drehe mich um und sehe ihn in der Tür stehen. Den Revolver in der rechten Hand und die Taschenlampe in der linken, ist sein Blick auf die beiden Leichen geheftet.
    »Großer Gott, Chief.« Er kommt näher, die Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Was zum Teufel ist hier nur geschehen?«
    Normalerweise lässt Skid sich nicht so schnell aus der Fassung bringen. Er gehört eher zur großspurigen Sorte und ist selbst bei unappetitlichen Polizeiaufgaben nicht sehr empfindlich, hat einen trockenen Humor und eine schnelle Auffassungsgabe. Doch angesichts dieses Blutbades fällt seine schnoddrige Fassade in sich zusammen. Sein Gesichtsausdruck spiegelt das gleiche Entsetzen und die Ungläubigkeit, die auch mich beherrschen.
    Er tritt näher zu mir heran.
    »Denken Sie an mögliche Fußabdrücke«, erinnere ich ihn.
    Er leuchtet den Holzboden ab, nach rechts und nach links. Der Strahl meiner Lampe taucht die Leiche in ein furchtbar helles Licht. Dutzende Blutergüsse, Prellungen und Abschürfungen übersäen den Oberkörper, die Arme und Beine des toten Mädchens. Manche Hautstellen sind feuerrot, andere fast schwarz. Irgendwann hat sie sich übergeben, der saure Geruch hängt noch in der Luft.
    »Ich habe einen Schuhabdruck«, ruft Skid.
    »Kennzeichnen Sie ihn«, antworte ich, ohne den Blick von der Leiche zu wenden. »Sieht aus, als wären sie gefoltert worden.«
    »Man hat sie gefesselt und sich dann an ihnen ausgetobt«, sagt Skid einen Moment später.
    Er senkt die Hand mit der Taschenlampe, und in dem Sekundenbruchteil sehe ich zwei kleine Markierungen auf dem Boden. »Moment«, sage ich. »Was ist das?«
    Ich gehe daneben in die Hocke und stelle bei näherer Betrachtung fest, dass es insgesamt drei Markierungen sind. In der dünnen Staubschicht sehen sie wie Kratzer aus und würden miteinander verbunden ein gleichschenkliges Dreieck ergeben.
    »Was verdammt ist das?«, flüstert Skid verdutzt.
    »Kennzeichnen Sie es, ja?«
    »Sicher.«
    »Und halten Sie nach weiteren Schuhabdrücken Ausschau.«
    »Mach ich.«
    Ich leuchte den Raum ab. Kaum einen Meter von mir entfernt liegen ordentlich nebeneinander auf einer Werkbank eine Propan-Lötlampe, ein kleiner Holzknüppel, ein blutverschmiertes Messer und ein dreißig Zentimeter langes, spießähnliches Instrument. Keine Dinge, die man normalerweise in einer amischen Scheune findet. Wer immer hier gewütet hat, hat sie zurückgelassen. »Vielleicht finden wir ein paar Fingerabdrücke auf diesen … Werkzeugen.«
    »Ja.« Skids Lichtstrahl trifft auf meinen, und er gibt einen angewiderten Laut von sich. »Wie zum Teufel konnte jemand so was machen? Zwei amische Mädchen, verflucht nochmal.«
    Darauf habe ich keine Antwort. Nicht einmal Worte. Einen Moment lang sind nur die unruhigen Kühe am Ende des Ganges und das gedämpfte Zirpen der Grillen zu hören.
    »Glauben Sie, der
Vater
hat das getan?«, fragt Skid.
    In seiner Stimme schwingen Zweifel mit, und ich schüttele den Kopf, weil ich es mir auch nicht vorstellen kann. »Ich weiß es nicht«, sage ich trotzdem.
    Er richtet den Strahl wieder auf eines der Opfer. »Wurden sie auch erschossen?«, fragt er. »Oder erstochen?«
    Ich atme tief durch und leuchte das Opfer in meiner Nähe an. Bleiches Fleisch voller Blut. Mein Lichtstrahl verharrt auf einem schwarzen, klaffenden Loch kurz unterhalb des Nabels.
    »Was verdammt ist das denn?«, höre ich Skids Stimme hinter mir.
    »Messerwunde?« Meine Stimme ist gefasst, doch meine Hand mit der Lampe zittert wegen des Brechreizes, der meinen Körper schüttelt.
    »Gütiger Gott. Sieht aus, als hätte er sie aufgeschnitten.«
    Ich leuchte ein Stück nach unten. Alles ist voller Blut, im Schamhaar teilweise verkrustet, dunkle Rinnsale auf der Innenseite
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