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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod
Autoren: Iris Johansen
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weil es gegen meine Natur ist und weil es gegen meine Erziehung verstößt.«
    »Inwiefern?«
    »Ist Ihnen das immer noch nicht klar?«, fragte er. »Sie sind eine von meinen Leuten.«
    Sie blieb wie angewurzelt stehen. »Wie bitte?«
    »Sehen Sie sich Fiona noch einmal genauer an.«
    Langsam drehte sie sich um und schaute nicht das Porträt, sondern ihn an. »Fiona?«
    »Fiona hat Ewan MacGuire geheiratet, als sie fünfundzwanzig Jahre alt war, und ist mit ihm in die Lowlands gezogen. Sie hat ihm fünf Kinder geboren, die Familie hat bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts in Wohlstand gelebt. Danach brachen für Fionas Nachkommen harte Zeiten an. Zwei junge Männer verließen ihre Heimat, um ihr Glück zu suchen, und einer von ihnen, Colin MacGuire, ging im Jahr 1876 an Bord eines Schiffes, das ihn nach Amerika brachte. Man hat nie wieder von ihm gehört.«
    Sie starrte ihn benommen an. »Zufall.«
    »Sehen Sie sich das Porträt an, Jane.«
    »Ich brauche mir das Porträt nicht anzusehen. Sie sind verrückt. Es gibt Tausende von MacGuires in den Vereinigten Staaten. Ich weiß noch nicht mal, wer mein Vater war. Und ich bin mir verdammt sicher, dass er keiner von Ihren Leuten war.«
    »Sie sind es, solange Sie mir nicht das Gegenteil beweisen.« Seine Mundwinkel zuckten. »Ich glaube fast, Sie denken abfällig über das Haus MacDuff. Sie wollen lieber ein Bastard sein als ein Mitglied unserer Familie.«
    »Haben Sie erwartet, ich würde mich geehrt fühlen?«
    »Nein, aber ich habe mit mehr Großmut gerechnet. Wir sind kein so übles Völkchen und wir halten immer zusammen.«
    »Ich brauche niemanden, der zu mir hält.« Sie drehte sich auf dem Absatz um. »Sie können mich mal, MacDuff.«
    Sie hörte ihn laut lachen, als sie durch den engen Gang auf die Stufen zurannte, die hinauf in den Stall führten. Sie war verwirrt und schockiert und … wütend. Die Wut hatte sie überraschend überfallen, sie wusste gar nicht, warum – Doch, sie wusste, warum sie wütend war. Sie war ihr Leben lang allein gewesen, stolz auf ihre Unabhängigkeit, die aus der Einsamkeit geboren war. Das, was MacDuff ihr nun eröffnet hatte, führte nicht dazu, dass sie sich geborgen und aufgehoben fühlte. Nein, es war, als nähme man ihr etwas weg.
    Zur Hölle mit ihm. Wahrscheinlich hatte er sich diese Geschichte mit der Verwandtschaft bloß ausgedacht, um das verdammte Gold in der Familie zu halten, um zu verhindern, dass sie Trevor davon erzählte.
    Und was würde sie tun? Wie viel würde sie Trevor offenbaren?
    Warum zog sie überhaupt in Erwägung, ihm nicht die ganze Wahrheit zu sagen?
    Natürlich würde sie ihm alles erzählen. Bis auf den Schwachsinn von ihrer angeblichen Verwandtschaft mit MacDuff. Was Trevor unternahm, um Ciras Gold zu finden, war seine Sache, sie würde ihm keine Steine in den Weg legen, weil er sich an ihrem Familienschatz vergreifen könnte.
    Sie hatte keine Familie außer Eve und Joe. Und sie hatte es nicht nötig, einen anmaßenden, herablassenden MacDuff in ihr Leben zu lassen.
    Herablassend war nicht ganz das richtige Wort. MacDuff war nicht – Sie hatte keine Lust, sich über MacDuff den Kopf zu zerbrechen. Das irritierte sie nur, und im Moment hatte sie mit ihrem emotionalen Chaos schon genug zu tun.
    Sie hatte den Burghof erreicht und sah Trevor auf den Stufen vor dem Eingang stehen.
    Samtene Nächte und silberne Morgenstunden.
    MacDuff konnte ihr den Buckel runterrutschen. Der Sex mit Trevor war wunderbar, und er war ein Mann, der sie sowohl intellektuell als auch körperlich stimulierte. Das war alles, was sie brauchte und wollte.
    Sie ging schneller. »Ich muss dir was erzählen. Ich hab Ciras Brief gefunden. Kein Wunder, dass Mario uns nicht erzählen wollte, was darin stand …«
     
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«, fragte Trevor ruhig, nachdem sie geendet hatte.
    »Wegen des Goldes? Was immer du für richtig hältst«, sagte Jane. »Du suchst schon so lange danach. Dein Freund Pietro ist in dem Tunnel ums Leben gekommen, als ihr gemeinsam versucht habt, es zu finden.«
    »Manch einer würde behaupten, MacDuff hätte verdient, es zu finden, weil es praktisch seiner Familie gehört.«
    »Ja. Und wie siehst du das?«
    »Er hat es verdient, wenn er es findet und in seinen Besitz bringen kann.«
    »Er meinte, dass du so was Ähnliches sagen würdest.«
    »Er ist ein einfühlsamer Mann.« Trevor überlegte. »Wenn du nicht willst, werde ich nicht weiter danach suchen. Schließlich ist es nichts
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