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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod
Autoren: Iris Johansen
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schweigen von dem, was du in Idaho erlebt hast.« Sie folgte Jane in die Küche. »Ich bin froh, dass du dich zur Abwechslung mal richtig ausruhst. Wann willst du wieder zurück an die Uni?«
    »Bald. Ich habe viel zu viel gefehlt in diesem Semester. Ich muss eine Menge nachholen.«
    »Und dann?«
    »Weiß noch nicht.« Sie lächelte. »Vielleicht bleibe ich einfach hier, bis ihr mich rauswerft.«
    »Damit kannst du mich nicht schrecken. Joe und ich haben dich gern hier.« Sie löffelte Kakaopulver in zwei Tassen. »Aber ich glaube kaum, dass wir das Vergnügen haben werden.« Sie füllte die Tassen mit heißem Wasser. »Hast du wieder geträumt, Jane?«
    Sie nickte. »Aber diesmal war es kein Albtraum.« Sie zog die Nase kraus. »Es sei denn, du würdest eine Geburt als Albtraum bezeichnen.«
    Eve schüttelte den Kopf. »Nein, es ist ein Wunder.«
    »Ich dachte, die Träume würden aufhören, wenn Cira aus dem Tunnel raus ist. Aber anscheinend muss ich damit leben, dass sie immer da ist.«
    Eve reichte Jane eine Tasse.»Und das beunruhigt dich?«
    »Nein, eigentlich nicht. Sie ist mir über die Jahre eine gute Freundin geworden.« Sie ging zur Veranda. »Manchmal lässt sie mich allerdings hängen.«
    »Zumindest verstören die Träume dich nicht mehr.« Eve setzte sich auf das Verandageländer. »Früher wolltest du nie darüber reden.«
    »Weil ich einfach nicht verstehen konnte, warum ich diese verflixten Träume hatte. Ich hatte einfach keine logische Erklärung dafür.«
    »Und jetzt hast du eine?«
    »Diesen Demonidas hat es nachweislich gegeben. Vielleicht ist er nicht nur in den Dokumenten erwähnt, die wir gefunden haben. Vielleicht habe ich irgendwo im Zusammenhang mit ihm etwas über Cira gelesen.«
    »Oder auch nicht.«
    »Du bist ja eine große Hilfe.«
    »Wenn es stimmt, was MacDuff dir erzählt hat, wenn du tatsächlich eine Nachfahrin von Cira bist, dann liegt da vielleicht die Antwort.« Eve schaute auf den See hinaus. »Ich habe mal gelesen, dass es so was wie ein Familiengedächtnis gibt.«
    »Und das schlägt sich in Träumen nieder? Das ist aber ziemlich weit hergeholt, Eve.«
    »Etwas Besseres fällt mir nicht ein.« Sie holte tief Luft. »Du hast mir mal erzählt, du würdest dich fragen, ob Cira versucht, Kontakt mit dir aufzunehmen, um zu verhindern, dass ihr Gold für ein Verbrechen benutzt wird.«
    »Da hab ich gesponnen.« Sie setzte sich auf die oberste Verandastufe und tätschelte Toby, der auf der Stufe unter ihr lag. »Seit Cira angefangen hat, mir ihre nächtlichen Besuche abzustatten, hab ich viel rumgesponnen. Aber das macht nichts, ich habe mich an sie gewöhnt. Als sie eine Zeit lang nicht gekommen ist, hat sie mir sogar gefehlt.«
    »Das kann ich verstehen«, sagte Eve.
    »Ich weiß.« Jane schaute sie an. »Du verstehst alles, was ich durchmache. Deswegen bist du auch die Einzige, mit der ich über alles reden kann.«
    Eve schwieg einen Moment lang. »Und Trevor?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Das ist alles noch zu neu, zu frisch. Bei ihm wird mir immer ganz schwindlig vor Glück, und das ist keine gute Voraussetzung, um eine Beziehung zu analysieren.« Sie zögerte, dann sagte sie nachdenklich: »Cira hat von samtenen Nächten und silbernen Morgenstunden geschrieben. Damit meinte sie natürlich Sex, aber die silbernen Morgenstunden haben ihr mehr bedeutet als das. Ich versuche die ganze Zeit, dahinter zu kommen. Eine Beziehung, die die Art, wie man die Welt sieht, verändert?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich bin zu eigensinnig. Es würde wahrscheinlich sehr lange dauern, bis ich mir solche Gefühle gestatte.«
    »Sehr lange.«
    Jane wusste nicht, ob Eve damit sie oder ihre eigenen Erfahrungen meinte. »Vielleicht werde ich nie so weit kommen. Aber Cira war auch ziemlich eigensinnig, trotzdem war sie diejenige, die Pia gesagt hat, wonach sie streben soll.«
    »Silberne Morgenstunden …« Eve stellte ihre Tasse auf dem Geländer ab und setzte sich neben Jane auf die Stufe. »Klingt schön, nicht?« Sie legte Jane einen Arm um die Schultern. »Frisch und sauber und hell in einer dunklen Welt. Ich wünsche dir, dass du sie eines Tages findest, Jane.«
    »Ich habe sie schon gefunden.« Sie lächelte Eve an. »Du gibst mir jeden Morgen eine. Wenn es mir schlecht geht, munterst du mich auf, wenn ich verwirrt bin, hilfst du mir, klar zu denken, wenn ich glaube, dass es auf der Welt keine Liebe gibt, dann denke ich an die Jahre, die du mir geschenkt hast.«
    Eve
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