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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod
Autoren: Iris Johansen
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Antonio küsste ihre Hand. » Verzeihst du mir? «
    » Nein. Ja. Vielleicht. « Sie schrie, als die nächste Wehe kam. » Nein! «
    » Die Frau aus dem Dorf sagt, das Kind kommt in ein paar Minuten. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass es bei der ersten Geburt so lange dauert. Sei tapfer. «
    » Ich hin tapfer. Seit sechsunddreißig Stunden versuche ich, dieses Kind zu gebären, und du wagst es, mir zu sagen, ich soll tapfer sein? Während du so selbstgefällig und bequem dasitzt? Du hast keine Ahnung, was Schmerzen sind. Mach, dass du rauskommst, sonst dreh ich dir den Hals um. «
    » Nein, ich bleibe bei dir, bis das Kind da ist. « Antonio drückte ihr die Hand. » Ich habe dir versprochen, dich nie wieder zu verlassen. «
    » Ich wünschte, du hättest dein Versprechen gebrochen, bevor dieses Kind gezeugt wurde. «
    » Meinst du das ernst? «
    » Nein, natürlich nicht. « Cira biss sich auf die Lippe, als die nächste Wehe sich ankündigte. » Bist du verrückt? Ich will dieses Kind. Ich will nur die Schmerzen nicht. Es muss eine bessere Methode für Frauen geben, Kinder auf die Welt zu bringen. «
    » Du wirst dir bestimmt etwas einfallen lassen. « Seine Stimme zitterte. » Aber ich wäre dankbar, wenn du erst einmal diese Geburt hinter dich bringen würdest. «
    Er hatte Angst, dachte sie dumpf. Antonio, der niemals zugeben würde, dass er sich vor etwas fürchtete, hatte jetzt Angst. » Du glaubst, dass ich sterben werde. «
    » Nein, auf keinen Fall. «
    » Da hast du Recht, auf keinen Fall. Ich beklage mich, weil ich ein Recht dazu habe, und es ist nicht fair, dass Frauen immer die Kinder kriegen müssen. Ihr könntet auch euren Teil dazu beitragen. «
    » Das würde ich, wenn ich könnte. «
    Seine Stimme klang schon wieder ein wenig fester.
    » Aber wenn ich’s mir recht überlege – ich glaube, ich könnte nie wieder mit dir schlafen, wenn du plötzlich einen dicken Bauch hättest. Es würde einfach lächerlich aussehen. Und du selbst würdest den Anblick auch nicht ertragen. «
    » Du warst wunderschön als Schwangere. Du bist immer wunderschön. «
    » Du lügst. « Sie bäumte sich unter der nächsten Wehe auf. » Dieses Land ist hart und kalt und es macht Frauen das Leben schwer. Aber es wird mich nicht unterkriegen. Ich werde es mir aneignen. Genauso wie dieses Kind. Ich werde es gebären und ihm alles geben, was ich nicht hatte. « Sie streichelte zärtlich Antonios Wange. » Ich bin froh, dass ich dich habe, Antonio. Samtene Nächte und silberne Morgenstunden. Ich habe Pia gesagt, sie soll danach streben, doch es gibt so viel mehr. « Sie schloss die Augen. » Die andere Hälfte des Kreises … «
    » Cira! «
    » Bei den Göttern, Antonio. « Sie öffnete die Augen. » Ich habe dir versprochen, nicht zu sterben. Ich bin nur müde. Ich habe keine Zeit mehr, dich zu trösten. Sei jetzt still und geh weg, damit ich dieses Kind auf die Welt bringen kann. «
    » Ich werde still sein. «
    » Gut. Ich bin froh, dass du bei mir bist … «
     
    MacDuff meldete sich nach dem fünften Läuten. Er wirkte verschlafen.
    »Wie viele Kinder hatte Cira?«, fragte Jane.
    »Wie bitte?«
    »Hatte sie nur ein Kind? Ist sie bei der Geburt gestorben?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Sagen Sie’s mir.«
    »Nach der Familienlegende hatte sie vier Kinder. Ich weiß nicht, wie sie gestorben ist, aber sie ist sehr alt geworden.«
    Jane atmete erleichtert auf. »Danke.« Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke. »Wo sind Sie?«
    »In Kanada.«
    »Haben Sie Jock schon gefunden?«
    »Noch nicht. Aber ich werde ihn finden.«
    »Tut mir Leid, dass ich Sie geweckt habe. Gute Nacht.«
    MacDuff lachte in sich hinein. »War mir ein Vergnügen. Freut mich zu hören, dass Sie an uns denken.« Er legte auf.
    »Alles in Ordnung?« Eve stand in der Tür zu Janes Zimmer.
    »Ja, alles in Ordnung. Ich musste nur kurz etwas überprüfen.«
    »Um diese Zeit?«
    »Es erschien mir dringend.« Sie stand auf und zog ihren Morgenmantel über. »Komm. Wo wir schon beide wach sind, können wir uns auch eine Tasse Kakao machen. Du arbeitest so viel, dass ich kaum dazu gekommen bin, mich mit dir zu unterhalten, seit ich wieder hier bin.« Sie verzog das Gesicht. »Daran bin ich natürlich zum Teil selbst schuld. Ich gehe früh ins Bett und schlafe morgens lange. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich komme mir vor, als hätte mir jemand ein Schlafmittel verabreicht.«
    »Das ist die Erschöpfung. Die Nachwirkungen von Mikes Tod, ganz zu
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