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Bei Anruf - Angst

Bei Anruf - Angst

Titel: Bei Anruf - Angst
Autoren: Stefan Wolf
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verscherbeln.“
    „Das funktioniert doch nicht.“
Tim schüttelte den Kopf. „Insider wissen, wie geheim dieses Rezept ist. Wenn er
damit bei einer renommierten, halbwegs ehrenwerten Firma aufkreuzt, wird gleich
die Polizei gerufen.“
    Glockner lächelte. „Du hast es
erfasst.“
    „Also kommt nur ein
zweifelhafter Schnapshersteller dafür in Frage. Eine kriminelle Figur.“
    „Der würde sich die Hände
reiben und viel dafür zahlen.“ Glockner köpfte ein Frühstücksei. Gabys Mutter
bezog die Eier von einem Bio-Bauernhof, also von garantiert frei laufenden
Hühnern — und nicht von armseligen Legehennen aus einer tierquälerischen Eier-Fabrik.
    „Hat der Commissario etwas über
Olivia erfahren?“, fragte Gaby.
    „Leider nicht. Natürlich hatte
ich ihn gebeten, nach ihr und ihrem Versteck zu fragen. Aber davon weiß Tagner
nichts. Ob das der Wahrheit entspricht, kann ich von hier aus nicht beurteilen.
Über Kuno Ivoritzki hat Tagner Auskunft gegeben. Aber ohne Angabe, wo der sich
jetzt aufhalten könnte.“
    „Dann sind wir nicht viel
schlauer als vorher“, stellte Karl fest.
    „Möglicherweise arbeiten sich
die Schleuser lediglich zu“, meinte Glockner, „und tauschen nur die Infos
untereinander aus, die für ihre Tätigkeit wichtig sind. Privates bleibt draußen
vor — also auch Schlupfwinkel und Verbindungen zu anderen Personen.“
    „Irgendwo hier in der Stadt“,
sagte Gaby besorgt, „wird Olivia versteckt, wahrscheinlich sogar festgehalten.
Ein Mädchen in unserem Alter. Sie ist seelisch in Not, hat deshalb beim
Sorgofon angerufen. Sie war voller Angst. Das habe ich sofort gemerkt. Ich
fühle mich verantwortlich für sie.“
    „Wir alle“, sagte Tim.
    „Sie und Ivoritzki“, Glockner
war nachdenklich, „können noch nicht wissen, was in Tirol passiert ist.
Vielleicht fühlt sich Ivoritzki durch Olivia belastet. Vielleicht dreht er
durch, wenn er merkt, dass mit ihrem Bruder nicht mehr zu rechnen ist. Denn der
wird lange Zeit im Krankenhaus verbringen — und danach für noch viel länger
hinter Gittern verschwinden. Ich will nichts schwarz malen — zumal ich
Ivoritzkis Charakter nicht genau einschätzen kann. Aber es besteht Gefahr, dass
sich der Kerl das Mädchen vom Hals schafft. Deshalb habe ich Nachrichtensperre
veranlasst. Über das Unglück in St. Amarusetta wird vorläufig nichts in den
Medien erwähnt.“
    Für eine Weile hingen alle
ihren Gedanken nach.
    Oskar knurrte im Schlaf.
    Tim griff an die Brusttasche
seines Jeans-Hemdes. Dort steckte der Zettel, auf dem er die sechs
Spirituosen-Hersteller notiert hatte.
    Eigentlich ist das überholt,
dachte der TKKG-Häuptling, denn wir wissen jetzt, welches Likör-Verbrechen
geplant war. Trotzdem besteht noch eine Möglichkeit — eine, die Tagner verschwiegen
hat. Denn nur wegen seiner schweren Verletzung wird der ja nicht automatisch
zum Wahrheitsapostel. Nein! Ein skrupelloser Saukerl ist auch als Invalide ein
Saukerl — und sagt nur soviel, dass die Polizei ihn wegen seiner vermeintlichen
Kooperation ( Zusammenarbeit ) milde behandelt.
    Aber das ist zunächst mal eine
sehr vage Vermutung, dachte Tim weiter. Deshalb müssen TKKG die Vorarbeit
leisten. Gabys Vater braucht jetzt ohnehin einen ordentlichen Streifen Schlaf.
Also liegt die action bei uns.

22. Gabys Geistesblitz
     
    Wenigstens kein Regen. Aber
kalter Wind pfiff. Die Landstraße nach Hinterflecken war ungemütlich. Kein
Problem mit dem Wagen. Doch wer hier radelte — von dem durfte man annehmen, er
sei wetterhart.
    Oskar war zu Hause geblieben.
Diese Strecke wollte Gaby ihrem Vierbeiner nun doch nicht zumuten. Aber sie
selbst wollte mit und hatte den Jungs erklärt, für ein modernes Mädchen gäbe es
keine Situation, in der es nicht vollwertig dabei wäre.
    Grauer Himmel, Dunst über
Wiesen und Feldern, vom Osterhasen keine Spur, immerhin hatten einige Bauern
schon Dung und Stallmist auf die künftigen Grünflächen verteilt. Dort stieg
Dampf auf, der nach Kühen und Pferden roch. Es war Samstag. Aus dem Umland
drängten die Leute zum Einkaufen in die Stadt. Immer wieder ärgerten sich TKKG
über entgegenkommende Wagen, die samt und sonders zu schnell fuhren. Wenig
Rücksicht auf Biker.
    Tim fuhr voran und scharf
rechts, hinter ihm Gaby, dann kam Karl, Klößchen hing fünf Radlängen zurück.
Außerdem hing ihm der Magen bis auf die Knie. Beim Frühstück hatte er sich
übernommen und dann noch nachgelegt mit Schokolade.
    Tims Idee war einleuchtend und
nicht von
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