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Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Titel: Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
Autoren: mvg verlag
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seinen Töchtern einzuklagen, aber das war nicht von Erfolg gekrönt, da er bei einem Anhörungstermin zuerst Aysegül und dann ihre Anwältin schlug. Somit lieferte er selbst dem Gericht den Beweis für seine Gewalttätigkeit. Erstaunlicherweise nahm er diese Niederlage einfach hin. Trotz allem ging der Telefonterror auf Aysegüls Mobiltelefon munter weiter. Dieser Terror ging allerdings weniger von Ogün aus als von Mahmud. Er hatte es anscheinend zu seiner persönlichen Sache gemacht, die widerspenstige Ehefrau zurück in den Schoß der Familie zu holen.
    Selbst ein Wechsel der Telefonnummer brachte Aysegül nicht die ersehnte Ruhe. Es dauerte keine zwei Tage, und Mahmud hatte die neue Nummer herausgefunden. Natürlich lösten die andauernden Drohanrufe große Ängste bei Aysegül und den Kindern aus. Sie verließen die Wohnung nur für die unvermeidlichen Wege wie zur Schule, zur Arbeit oder zum Einkaufen. Dies ging fast zwei Jahre so, bis Aysegül einen Entschluss fasste und damit ein deutliches Zeichen setzte. Sie wollte für sich und ihre Töchter die Freiheit, und zwar einschließlich der Freiheit, sich jederzeit ohne Angst bewegen zu können, ohne ständiges Um-sich-schauen und schreckhaftes Zusammenzucken. Aysegül ließ Visitenkarten mit ihrer kompletten Adresse drucken, setzte sich dann in ihr Auto und fuhr in ihre Heimatstadt. Dort fuhr sie zu jedem Mitglied ihrer großen Familie und warf eine Visitenkarte in den jeweiligen Briefkasten. Wieder zu Hause angekommen, verschanzte sie sich mit den Kindern fast zwei Wochen lang in ihrer Wohnung. Den Mädchen hatte sie von ihrer Aktion erzählt. »Wenn in den nächsten zwei Wochen niemand kommt, um uns zu bedrohen oder gar zurückzuholen, dann sind wir frei. Dann ist der Zeitpunkt erreicht, ab dem wir keine Angst mehr zu haben brauchen.«
    Während mir Aysegül all das erzählte, blitzten ihre Augen kampfeslustig. Ich hatte eine Gänsehaut nach der anderen bekommen, so sehr hatte mich das Erzählte berührt. »Ja, und wie ich sehen kann, ist niemand gekommen, sonst würdest du heute kaum hier bei mir sitzen.« Sehr erleichtert zwinkerte ich ihr zu. Aysegül lachte kurz auf. »So ist es. Jahrelang wurde ich bedroht, und als sie endlich meinen Aufenthaltsort schwarz auf weiß hatten, kam niemand. Natürlich war das ein großes Risiko, das ich mit meiner Visitenkartenaktion eingegangen bin, aber ich hätte diese ständige Angst einfach nicht länger ausgehalten. Ich wollte wissen, was passiert.«
    Aus dem zurückhaltenden jungen Mädchen, das man zwangsverheiratet hatte, war eine starke und bildhübsche Frau geworden. Sie versprach mir, bei ihrem nächsten Besuch Özlem und Lale mitzubringen. Die beiden waren ja mittlerweile mit ihren 21 und 19 Jahren keine Kinder mehr. Beide hatten einen hervorragenden Schulabschluss und planten als Nächstes ein Studium. An ihren Vater konnten sie sich kaum noch erinnern. Sie wohnten beide noch bei Aysegül und der Drei-Mädel-Haushalt schien gut zu funktionieren.
    Aysegül war ja auch erst 37 Jahre und das Verhältnis zu ihren Töchtern war eher freundschaftlich geprägt. Die drei besuchten sogar gelegentlich gemeinsam eine Diskothek. Es war nicht zu übersehen, dass Aysegül mit ihrer mühsam erkämpften Freiheit rundum glücklich war, und mein Herz machte vor lauter Glück kleine Sprünge …

14. Kapitel

Das Hilfenetzwerk
    D ie Sendung Gefangen in Deutschland wurde ein voller Erfolg! Wir erzielten traumhafte Einschaltquoten und die Kritiken waren durchweg positiv.
    Ich war so stolz! Mich erreichten in den Tagen nach der Ausstrahlung Hunderte von Mails, in denen mir vor allem selbst von häuslicher Gewalt betroffene Frauen ihre Anerkennung aussprachen. Der Großteil von ihnen hatte sich in der Thematik der Sendung wiedererkannt. Natürlich waren auch viele Hilfeanfragen unter den Mails, die mich erreichten, und ich hatte nicht den Hauch einer Chance, sie alle vernünftig abzuarbeiten. Schließlich musste ich auch noch Geld verdienen. So gern ich mich um hilfsbedürftige Menschen kümmerte und mir täglich viele Stunden Zeit nahm, um E-Mails zu beantworten, telefonische Beratungsgespräche zu führen und Frauenhausplätze zu organisieren, so sehr fehlte mir dann allerdings diese Zeit für meinen Beruf als selbstständige Personalberaterin. Außerdem hatte ich mittlerweile damit begonnen, einen Antigewaltratgeber zu schreiben, da mir aufgefallen war, dass der Buchmarkt in dieser Hinsicht nicht viel hergab. Die meisten Bücher
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