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be-coming

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Titel: be-coming
Autoren: Simon Rhys Beck
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wieder zu Phil hinüber. Das Blut gerann bereits, ein eklig süßer Duft lag über dem Chaos. Mein Gott, wie lange hatten Cieran und ich uns im Wald versteckt? Ich spürte, wie Tränen in meine Augen stiegen, als ich mich neben ihn kniete. Ihn vorsichtig berührte. Sein Gesicht war kalt.
    Da schlug er plötzlich die Augen auf. Ich erschrak heftig, verhinderte im letzten Augenblick, dass sich ein Schrei von meinem Lippen löste. Mein Herz setzte für einen Moment aus.
    Hektisch sah er mich an, in seinem Gesicht stand ein einziges Wort: Schmerz.
    Einige gequälte Atemzüge rasselten durch seine Lungen, Blut lief aus seinem Mund, aus seiner Nase.
    »Verdammt, das tut weh«, krächzte er.
    Ich starrte ihn ungläubig an. Er konnte unmöglich noch leben, er musste tot sein! Er war schon kalt!
    »Zieh das ... Messer aus mir!«
    Doch ich konnte mich nicht bewegen. Was passierte da nur vor meinen Augen? Das konnte doch nicht sein ...
    Phil spuckte mir einen Schwall Blut über die Hose. Ich sah es, reagierte aber nicht. Ich musste träumen. Das alles passierte gar nicht.
    »Jetzt mach schon ...« Seine Lider flatterten.
    Schließlich schaffte ich es, zu sprechen. »Bleib ganz ruhig – du musst ins Krankenhaus. Ich kann das Messer nicht rausziehen ... dann wirst du verbluten.«
    Ich hörte, wie hysterisch ich klang. Aber hätte mir das jemand verübeln können?
    Er richtete sich ein wenig auf, doch der Schmerz ließ ihn aufstöhnen. Mit aller Entschlossenheit packte er den Holzgriff des Messers, das in seiner Brust steckte. Aber es fehlte ihm die Kraft, oder die Entschlossenheit, zu ziehen.
    »Scheiße ... das ist ...« Ein unartikulierter Schmerzenslaut entfuhr ihm. »Jetzt hilf mir ... schon, verdammt. Du kannst ... dir gar nicht vorstellen, ... wie weh das tut!«
    Wie in Trance umfassten meine Hände den Griff des Messers. Er war schmierig von Phils geronnenem Blut. Ich warf alles über Bord, was ich jemals über Stichverletzungen gelesen und gelernt hatte und zog mit einem heftigen Ruck die Klinge aus seiner Brust.
    Er schrie auf und sank dann erleichtert zurück auf den Boden. Blut schoss in einer Fontäne aus der riesigen Wunde, besudelte mich von oben bis unten. Geistesgegenwärtig ließ ich das Messer fallen und drückte meine Hände auf den langen Schnitt.
    »Und was jetzt?« schrie ich panisch.
    Ein entspanntes Lächeln legte sich auf seine Züge. Er konnte doch jetzt nicht einfach sterben! Zum Teufel, ich wollte ihn doch nicht ein zweites Mal verlieren ... Doch er lächelte so ruhig, als hätte er seinen Tod bereits akzeptiert.
    »Sag mir, was ich jetzt machen soll?« Meine Stimme kippte vor Erregung.
    Ich sah mich auf dem Fußboden um und entdeckte ein zerfetztes Bettlaken. Danach griff ich und presste es auf die noch immer blutende Wunde.
    »Es wird nicht ... mehr lange bluten«, flüsterte Phil.
    »Nein, sicher nicht! Du bist nämlich bald tot«, antwortete ich sarkastisch.
    »Nein, nein ... ich werde nur schlafen. Hörst du? Ich muss schlafen, um mich zu erholen. Bring mich bloß nicht ins Krankenhaus.« Er atmete einmal tief durch, bevor er weitersprach. »Parker ist tot ...« Er lachte tatsächlich leise. »Er war in dem gottverdammten Hubschrauber. Ich habe ihn zur Hölle geschickt! ... Sie denken, dass ich mich umgebracht habe. Sie denken, ich bin tot. – Es ist vorbei, Falk ... aber ich muss schlafen. Ihr müsst mich hierlassen, bis ich wieder auf dem Damm bin.«
    »Sie denken, dass du Selbstmord begangen hast?« wiederholte ich ungläubig. »Willst du damit sagen, dass du dir das Messer selbst ...?«
    Er nickte schwach. »Es war das Einfachste.« Er grinste matt. »Hat doch auch funktioniert ...«
    Ich starrte ihn an. »Wenn du Parker in die Hölle geschickt hast, wirst du ihn ja demnächst öfter sehen.«
    »Oh, nein. Auf keinen Fall. Seine Seele ist so winzig, so unbedeutend – sie wird sich nicht ... materialisieren können.« Er stöhnte wieder leise.
    »Ich verstehe das immer noch nicht. Du hast dir wirklich selbst das Messer in die Brust gebohrt? –Warum?«
    Er schloss die Augen und seufzte. »Ich hatte mich nur auf den Hubschrauber konzentriert. Ich wusste, dass Parker darin saß – und noch zwei oder drei andere, außer dem Piloten. Doch ... es hat mich geschwächt, der Sturm ... Und als der Hubschrauber abstürzte, hörte ich den Wagen vorfahren. Es war klar, dass auch er zur Agency gehört.« Er schluckte trocken. »Da musste ich mir schnell was Gutes einfallen lassen. Ein kleines Erdbeben
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