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be-coming

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Titel: be-coming
Autoren: Simon Rhys Beck
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nicht davon abbringen. Er war ein richtiger Dämon – das hatte ich mittlerweile akzeptiert. Und ich wusste natürlich auch aus eigener Erfahrung, dass es Dinge gab, die man mit dem sogenannten »gesunden Menschenverstand« nicht erklären konnte. Wenn nicht ich, wer sollte solche Dinge sonst begreifen? 
    Ich betrat langsam den Salon.
    Falk saß in einem Sessel, blätterte in seinem Skript. Als er hörte, wie ich die Tür hinter mir schloss, blickte er mich ernst an. »Cieran, ich muss mit dir sprechen.«
    Erstaunt setzte ich mich. Warum war er so ernst? »Um was geht es?«
    »Es geht um die Folgen deines Unfalls ...«
    Ich bemerkte, dass er angestrengt nach den richtigen Worten suchte. Was konnte er von mir wollen? – Mein Herz begann, schmerzhaft schnell zu schlagen. Er wollte mir doch nicht jetzt sagen, dass er aufgrund meiner Behinderung nicht mehr mit mir zusammen sein wollte?! Nach all dem, was wir zusammen durchgemacht hatten! Das würde er doch nicht tun ... oder doch? Mir brach der Schweiß aus.
    »Was heißt das?« fragte ich langsam, ängstlich.
    Falk fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Eine untypische Geste für ihn. »Es gibt jemanden – etwas – der oder das dich heilen könnte. Aber der Preis ist wahrscheinlich hoch, für uns alle.«
    Ich runzelte die Stirn. Was sollte das jetzt? Wovon sprach er? Er machte mich total nervös!
    »Du weißt doch, dass wir viel Geld haben ...«
    Er lachte humorlos. »Ich befürchte, dass es nicht um Geld geht.«
    Ich sah ihn fragend an. Was um alles in der Welt meinte er? Ich spürte seine Anspannung, seine merkwürdige Stimmung.
    Er räusperte sich, warf einen unsicheren Blick aus dem Fenster. »Es ist ein Ritual, für das er mich auserkoren hat ...«
    »Wer?« unterbrach ich ihn ärgerlich. Warum sprach er in Rätseln?
    »Nibo«, erwiderte er heftig, beruhigte sich aber sofort wieder.
    Ich starrte ihn an. Nibo. Der Guédé Nibo, der Voodoo-Dämon. »Schwarze Magie?«
    »Schwarze Magie, Engel, Dämonen ...«, er seufzte, »nenn’ es, wie du willst. Du weißt ja, dass Phil ein Dämon ist wie Nibo. Nur Nibo ist mächtiger – er könnte dir helfen. Wenn du dich darauf einlassen möchtest ...«
    »Ja, natürlich! Es ist mir scheißegal, wenn ich nur wieder ...« Ich verstummte.
    Falk grinste mich ein wenig matt an. Er wirkte müde. »Ja ... ja, ich weiß.«
    Ich versuchte angestrengt, seinen Gesichtsausdruck zu deuten; wurde aber nicht schlau aus ihm. Ich wollte wohl wissen, warum er sich dies alles aus der Nase ziehen ließ. Waren das nicht großartige Aussichten? Warum freute er sich nicht?
    »Wo ist der Haken?«
    »Der Haken ist wohl dieses Ritual ... aber mach dir darüber keinen Kopf. Nibo hat mich ausgewählt. Als eine Art Opfer.«
    Ich war entsetzt. »Opfer?«
    Doch er winkte ab. »Ich sagte doch: ein Ritual. Nichts Tödliches, Cieran.«
    Es klang nicht wirklich beruhigend. Was wahrscheinlich daran lag, dass Falk zutiefst verunsichert war. Ich sah diesen Schimmer in seinen rauchig grauen Augen – er hatte Angst. Vor Nibo?
    »Was ...?«
    »Ich weiß nicht mehr.« Er stand auf, ging zum Fenster, starrte wieder hinaus. »Ich wünschte, ich wüsste mehr.« Er drehte sich zu mir um. »Es ist deine Chance, mein Süßer.«
    »Dein Enthusiasmus lässt zu wünschen übrig«, bemerkte ich trocken.
    »Tut mir leid, Cieran. Ich freue mich für dich, wenn alles durchgestanden ist, wenn du wieder in Ordnung bist.«
    »Und vorher hast du zu viel Angst, um dich zu freuen, nicht wahr?«
    Ich sah, wie er erstarrte, wie er mit sich rang. Dann nickte er langsam.
    Und plötzlich wollte ich nicht mehr, dass er das (was auch immer es war) für mich tat. Ich würde für immer in seiner Schuld stehen. Und es musste ihn Höllisches erwarten, sonst hätte er mit Sicherheit keine Angst davor.
    Er erriet meine Gedanken. »Ich tue das gerne für dich, mein Lieber. Phil hat mir versprochen, dass ich es überlebe ...«
    Er versuchte mich zu beruhigen, aber er war so unruhig, dass ich kurz erschauderte.
    Er kam zu mir zurück, schlang seine Arme fest um meinen Oberkörper. Ich spürte, dass er zitterte.
    »Ich wollte dich nicht verunsichern«, murmelte er.
    »Ich will nicht, dass du das tust ...«
    Er küsste meine Haare, ich fühlte seine warmen Lippen auf meiner Kopfhaut.
    »Pscht. Du willst es, Cieran. Und ich tue es gern für dich, hörst du? Du weißt, dass ich es gern für dich tue.«
    Seine Stimme war hypnotisierend; er redete weiter auf mich ein. Es war angenehm, als wäre ich
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