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be-coming

be-coming

Titel: be-coming
Autoren: Simon Rhys Beck
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ein kleines Kind, das er beruhigen müsste. Er hatte recht: Natürlich wollte ich, dass er das für mich tat, dass er sich für mich opferte . Ich war ein egoistischer Arsch; ich konnte es nicht verleugnen. Ich war schockiert, dass er mich durchschaut hatte. Verwirrt. Ich liebte ihn, wie ich noch niemanden zuvor geliebt hatte. Und ich war gleichzeitig bereit, ihm das anzutun. Natürlich wusste ich nicht, was ihn erwartete. Mein Gott, ich war so durcheinander ...
    Ich lehnte mich an ihn. »Ja, ich will das. Tu’ es ... für mich.«
    Er nickte und küsste mich zärtlich auf die Wange.
     

46
FALK
     
    Phil sah mich nachdenklich an. Ich versank für einen Augenblick in seinen dunklen Augen.
    »Erst trinken wir einen zusammen, und dann muss ich ein paar wirklich unangenehme Sachen mit dir machen.«
    Ich schluckte. »Wie unangenehm?«
    Phil sah mich ernst an. »Frag nicht. Du willst es gar nicht wissen. Du kannst auch nicht mehr zurücktreten von eurem Abkommen. Nibo ist derart begeistert davon, um es mal vorsichtig menschlich auszurücken. Es ist schon länger her, dass er eine solche Zeremonie bekam, ein freiwilliges , menschliches Opfer ...«
    Er goss mir einen Schluck Rum ein, sich ebenfalls, und wir prosteten uns kurz zu.
    Ich fühlte mich elend, wollte die ganze Sache so lange wie möglich hinauszögern. Phil war ungewöhnlich ernst; das machte mir Angst. Er wusste, was passieren würde. Er hatte mir gesagt, dass er das nicht für Cieran tun würde . Der Junge hat sich doch schon daran gewöhnt .
    Das stimmte natürlich nicht. Und Phil wusste das auch. Er hatte das nur gesagt, um mir die Gelegenheit zu geben, mein Angebot zurückzunehmen, als es noch möglich war. Jetzt war es zu spät. In dieser Nacht würde ich mit Nibo zusammentreffen ... Mir war plötzlich kalt, als hätte mich jemand mit einem Eimer voll Eiswasser übergossen. Phil sah, dass ich zitterte; er goss mir erneut das Glas voll. Ich setzte es zitternd an meine Lippen und trank.
    »Betrink dich, Falk«, sagte Phil sanft. »Je weniger du mitbekommst, desto besser.«
    »Du machst mir nicht gerade Mut.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das wäre auch nicht fair von mir.«
    Es dauerte nicht lange, bis mich eine warme Alkoholwolke umhüllte. Ich hatte zügig die Gläser geleert, die Phil immer wieder nachgefüllt hatte. Aber trotz der Schwere meines Körpers arbeitete mein Verstand auf Hochtouren.
    Phil stand auf und bedeutete mir, ihm zu folgen. Ich erhob mich schwerfällig aus dem alten, zerschlissenen Sessel. Es kostete mich einige Anstrengung, meine Beine in seine Richtung zu lenken. Es war, als ginge ich durch dickflüssigen Sirup.
    Hinter Phil betrat ich einen nur schwach mit Kerzen beleuchteten Raum. Mit einem Blick sah ich, dass dies der Raum war, in dem die Zeremonie stattfinden sollte. Alles war hergerichtet für eine Art schwarzmagisches Ritual – eines, zu dem ich meine Einwilligung gegeben hatte.
    In der Mitte stand ein dunkler Tisch mit metallenen Hand- und Fußfesseln. Er erinnerte mich an ein S/M-Studio – ein obszöner Opfertisch. Und ich war das Opfer.
    Opfer.
    Es hallte in meinem Kopf. Ich schwankte leicht.
    »Zieh dich aus und leg dich auf den Tisch«, sagte Phil. Seine sanfte Stimme verunsicherte mich zutiefst. Warum schrie er mich nicht an? Warum befahl er mir nicht, mich hinzulegen und die Schnauze zu halten? – Ich wusste, warum er das nicht tat, und das machte mich verrückt: Es würde hart genug werden.
    Ich zog mich aus und legte mich mit dem Rücken auf den Tisch. Ein dünnes, schwarzes Tuch war darüber ausgebreitet, doch ich spürte die Kälte sofort in meinen Körper kriechen.
    Phil trat heran, er streichelte mir beruhigend über die Stirn; dann schloss er die Eisenklammern um meine Hand- und Fußgelenke.
    Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Der Alkohol umnebelte meine Sinne, doch nicht meinen Verstand.
    »Tut mir leid, dass ich das ausgerechnet mit dir machen muss ...«
    Er nahm ein ungewöhnlich geformtes Messer mit einem keltisch anmutenden Griff zur Hand. Die Spitze des geschliffenen Metalls blitzte kurz auf, als der Schein der flackernden Kerze darauf fiel.
    Mit einer schnellen Bewegung rammte er das Messer zwischen meine leicht gespreizten Beine in den Tisch.
    Ich erschrak heftig; die Klinge vibrierte für einen Moment, der Griff des Messers ragte wie eine groteske Metallerektion zwischen meinen Beinen hervor.
    Ich keuchte, versuchte meine Atmung wieder zu normalisieren. Leicht, ganz leicht spürte ich die
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