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be-coming

be-coming

Titel: be-coming
Autoren: Simon Rhys Beck
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gedacht. Aber du tust besser daran, keinen Beweis von Phil zu verlangen. Das kann äußerst unangenehm werden.«
    »Das ist echt die verrückteste Geschichte, die mir jemals jemand erzählt hat. Aber – sie stimmt, nicht wahr?«
    Falk setzte sich ebenfalls. »Ja.«
    »Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«
    »Ich konnte nicht ...«
    »Aber ich habe dir von meinen Ahnungen erzählt«, unterbrach ich ihn. »Du wusstest, dass ich das alles gespürt habe. Warum hast du mich so lange zappeln lassen?«
    »Weil es so verrückt und so unglaublich ist«, sagte er leise. 
     
    Am dritten Tag war Phil plötzlich wieder auf den Beinen. Er war noch immer blass, als er in die Küche trat. Ich toastete gerade ein paar Scheiben Sandwichbrot, eines der wenigen Lebensmittel, die wir noch hatten.
    »Am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten«, witzelte er mit rauer Stimme.
    Ich erschrak heftig. »Phil ...«
    Als er meinen entsetzten Blick sah, sagte er: »Hast du nicht mehr mit mir gerechnet?« Er kam einen Schritt auf mich zu.
    Ich wich zurück. »Ich ... doch, natürlich«, stammelte ich.
    »Was ist los?« fragte er eindringlich.
    Ich dachte an die Dinge, die Falk mir gesagt hatte. Phils Aussehen erinnerte mich in fataler Weise an einen Vampir; nicht an einen einigermaßen netten Bela Lugosi oder an einen imposanten Christopher Lee. Mehr an etwas absolut Bösartiges, das sich unter einer hübschen menschlichen Hülle verbirgt. Ich bekam eine Gänsehaut. Wäre es nicht helllichter Tag gewesen, ich hätte vermutlich angefangen zu schreien.
    »Nichts ... ich habe mich nur erschreckt«, sagte ich nervös und versuchte, mich zu fangen.
    Er nickte langsam.
    Glücklicherweise trat Falk in diesem Moment ebenfalls in die Küche. »Oh, hey Phil. Geht’s dir besser?« Er schien nicht im Mindesten überrascht, Phil wieder auf den Beinen zu sehen.
    »Ja. Ich bin wieder fast hergestellt.« Er ließ sich auf einen der Küchenstühle sinken.
    »Können wir so schnell wie möglich von hier abhauen? Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl.«
    Falk sah ihn gespannt an. »Ja, natürlich. Wir können sofort fahren.«
    Wir hatten recht schnell unsere Sachen im Wagen verstaut – es gab eh nur noch wenig, was nicht der Vernichtungswut der Agency zum Opfer gefallen war.
    Falk half Phil in den Wagen, auf den Beifahrersitz. Er war jetzt nicht mehr ganz so unheimlich für mich, doch noch immer alles andere als geheuer. Falk startete den Wagen.
    »Tut mir leid, aber ...« Phil schloss die Augen, und in diesem Moment schoss ein gelbrot glühender Feuerball in das kleine Holzhaus. Trotz der anhaltenden Nässe ging es sofort in Flammen auf.
    Ich starrte Phil an. Das konnte alles gar nicht wahr sein .
    Ohne einen weiteren Kommentar abzugeben, fuhr Falk los.   
    In strahlendem Sonnenschein kamen wir schließlich in Santa Monica an. Ich war erschöpft, fühlte mich dreckig und müde. Ich wollte nur noch duschen und schlafen.
     

45
    CIERAN
     
    Ich war froh, endlich wieder bei Falk – zu Hause – zu sein. Mein erstes Telefonat mit Lisa war recht karg ausgefallen. Lisa war noch immer sehr wütend auf mich. Falk behauptete, sie mache sich nur solche Sorgen. Aber ich vermutete mehr dahinter. Sie spielte sich auf wie eine Mutter, die ihren Sohn an die Welt verliert. Vielleicht hatte sie sich auch so gefühlt – wie eine Mutter. Sie hatte ja bereitwillig diese Rolle eingenommen, als meine Mutter, meine Therapeutin ... unsere Beziehung zueinander war derart komplex, es würde noch einige Zeit dauern, bis wir wieder so etwas wie Klarheit empfanden.
    Lisa jedenfalls warnte mich noch einmal eindringlich vor einer Beziehung mit Falk. Ich hörte mir schweigend an, was sie sagte – und dachte nicht weiter darüber nach.
    Ich war doch schon lange nicht mehr in der Lage, über Falk und mich rational nachzudenken. Und ich wollte es auch gar nicht.
    Phil galt übrigens offiziell als tot – sein Täuschungsmanöver hatte funktioniert, der Absturz des Hubschraubers der Agency wurde offensichtlich als unglücklicher Zufall betrachtet. Niemand schien Verdacht zu schöpfen. Phil hatte sich erfolgreich aus allen Datenbanken gelöscht und bewohnte jetzt eine fast schon als schlicht zu bezeichnende Villa in einem der Randbezirke von Beverly Hills. Er hatte sich völlig aus dem Drogengeschäft zurückgezogen. Falk und ich hielten es für leichtsinnig, dass er sich in so relativer Nähe seines alten Domizils wieder ein Haus gekauft hatte, aber wir konnten ihn auch
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