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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat
Autoren: Kathrin Heinrichs
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quetschte sich aus der Küchenbank heraus. In diesem Moment stand Vincent in der Tür.
    »Eher ging’s nicht«, sagte er und legte den Kopf mit seinem struppigen blonden Haar etwas schief.
    In Alexas Körper drehte sich alles.
    »Ich glaub, mir ist schlecht«, sagte sie schließlich.
    Vincent schüttelte verständnislos den Kopf. »Ich hab ja schon viel erlebt«, sagte er zu Hannah gewandt, »aber eine solche Begrüßung noch nicht«
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    Draußen an der frischen Luft ging es Alexa schon besser.
    »Sollen wir ein bißchen gehen?«, fragte ich vorsichtig. Alexa nickte nur mit dem Kopf. An der Scheune kamen uns Elmar und Anne entgegen. Elmar grinste nur kurz, ansonsten gingen die beiden wortlos an uns vorbei zum Haus. Erst nach drei Denksekunden bemerkte ich, daß sie beide aussahen, als hätten sie Heu gefahren.
    Alexa und ich gingen erst schweigend nebeneinander her – den Feldweg entlang, den auch Reineke damals genommen hatte. Noch fehlten uns beiden die Worte.
    »Hast du etwas von Max gehört?«, fragte Alexa irgendwann.
    »Ja, er hat sich heute Morgen gemeldet und mich aus dem Bett geschmissen. Reinekes Fingerabdrücke stimmen mit den Abdrücken auf der Leiter überein, die bislang nicht identifiziert werden konnten. Auch sein Fahrradprofil konnte man in der Nähe des Tatorts nachweisen. Allerdings wäre das wohl gar nicht nötig gewesen. Reineke ist sowieso am Ende.«
    »Ich kann mich darüber überhaupt nicht freuen. Aber wenigstens hat Hannah erzählt, daß sie und Elmar Herrn Reineke den Schmuck zurückgeben wollen. Frank soll wie geplant zwei Baugrundstücke bekommen.«
    Während Alexa von der geplanten Testamentsänderung erzählte, blickte ich sie von der Seite an. Alexa sah ungemein verletzlich aus. Daran konnten auch ihre Locken nichts ändern, die wie immer ungebändigt ihr Gesicht umspielten. Es fiel jetzt die Sonne in ihr Haar, und mir kam in den Sinn, daß Alexas Haar das Sinnbild für den Herbst überhaupt war.
    »Alexa, wir müssen endlich einmal über uns sprechen«, begann ich, als sie fertig war.
    »Es tut mir leid, wie ich dich gestern überfallen habe«, Alexas Stimme zitterte ein wenig. »Ich möchte dich keineswegs unter Druck setzen. Robert hat mir erzählt, daß du zurück nach Köln gehen willst Friederike Glöckner steuerte ihren Teil bei, indem sie mir von einer anderen Frau berichtete. Du mußt dich also gar nicht erklären. Ich weiß schon.«
    »Eine andere Frau?« Ich sah Alexa erstaunt an. »Welche andere Frau?«
    »Falls es mehrere gibt, meine ich die, mit der sie dich am Samstagabend beim Italiener gesehen hat.«
    »Angie!«
    »Ach so, Angie!«
    »Nicht ’ach so’!« Ich versuchte, meine ganze Überzeugungskraft in meine Stimme zu legen. »Angie ist völlig überraschend aus Köln gekommen, um mir ein Angebot zu machen. Sie wollte mir eine Stelle als festangestellter Redakteur anbieten.«
    »Aha!« Ich konnte erkennen, wie Alexas Adamsapfel sich deutlich sichtbar nach oben bewegte. »Das freut mich für dich.«
    »Ich habe die Stelle nicht angenommen.«
    »Du hast nicht –?« Alexa war ehrlich erstaunt. »Warum nicht? Das ist eine einmalige Chance.«
    »Ich möchte nicht in einem Job arbeiten, den ich allein Angie zu verdanken habe. Auf keinen Fall. Außerdem will ich nicht weil –«
    »Ja?«
    »Weil – das ist ganz einfach.« Ich blieb stehen und stellte mich Alexa gegenüber. »Weil ich – wie soll ich sagen – weil ich – du bist mir nicht gleichgültig – du bist vielmehr – ich möchte mal so sagen, unsere Beziehung ist jetzt nicht etwas, was ich schon mal öfter, wenn du verstehst, was ich meine – wenn man nun mal betrachtet, wie es jetzt die letzten eineinhalb Jahre mit uns war, so würde ich doch festhalten, daß – du verstehst mich sicher, gerade in Anbetracht der Tatsache, daß wir uns ja auch sonst so gut verstehen – ich könnte es natürlich noch etwas klarer –«
    »Vincent?« Alexa mußte grinsen. Die Situation war einfach grotesk. »Möchtest du mir etwas sagen?«
    »Ja, möchte ich!« Ich faßte vorsichtig in Alexas Haar. Durch die Strähnen schimmerte golden die Herbstsonne. »Ich liebe dich, Alexa. Und ich möchte immer mit dir zusammenbleiben!«
    Wir küßten uns lange und ausdauernd. Es war ein Kuß, in dem alles verborgen lag, was wir gemeinsam erlebt hatten. Ein Kuß voller Lachen und Tränen, voller Spannung und Freude, voller Verständnis und Geborgenheit. Irgendwann lösten wir uns voneinander und ich sah, daß Alexas Augen mit Tränen
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