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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat
Autoren: Kathrin Heinrichs
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eigentümlichen Stimmung. Sie war verwirrt. Die Ereignisse des vergangenen Abends erschienen ihr zunächst wie ein seltsamer Traum. Während sie mit offenen Augen auf der Couch lag und zur Kenntnis nahm, daß man sich im Haus allgemein bemühte, sie nicht zu stören, schwirrten ihr die verschiedenen Bilder flackernd durch den Kopf. Der Einstieg in das Haus, Reinekes Flucht und Vincents Sturz. Vincent. Wie hatte sie ihn nur in dieser unmöglichen Situation mit ihrer Schwangerschaft konfrontieren können? Ohne ihm anschließend klarzumachen, daß ihm daraus keinerlei Verpflichtungen entstanden. Verdammt, Vincent. Es hatte so gut getan, ihn gestern zu sehen, auch wenn sie gemeinsam eingebrochen waren wie Bonnie und Clyde und sich fortwährend nur angegiftet hatten. Plötzlich schoß Alexa in die Höhe. Panisch blickte sie auf ihre Uhr. Es war schon nach zehn. Verflixt, sie mußte arbeiten. Heute war Mittwoch, und sie war für die Sprechstunde eingeteilt. In drei Sekunden war sie an der Tür. Im Flur stand Hannah und telefonierte. Sie blickte hoch, als sie Alexa in der Tür stehen sah.
    »Ich muß arbeiten«, brummte Alexa heiser, ohne Rücksicht auf das Telefongespräch.
    Hannah winkte gelassen ab und beendete das Telefonat. »Keine Sorge«, sagte sie dann. »Wir haben dich heute Morgen entschuldigt. Dein Chef hatte volles Verständnis.«
    »Na, Gott sei Dank!« Alexa rieb sich die Schläfe. Dann bemerkte sie, daß Hannah noch ganz abwesend war.
    »Ist was Schlimmes passiert?«
    »Was Schlimmes?« Hannah fuhr aus ihren Gedanken hoch. »Nein, nein, ich habe nur gerade mit Frank telefoniert. Ich wollte wissen, ob er über den Schmuck Bescheid wußte.«
    »Und?«
    »Er hat von Franz vor kurzem ein interessantes Angebot bekommen. Franz wollte ihm die zwei Bauplätze, die er ihm im Testament vermacht hat, wieder nehmen, um sie selbst verkaufen und in den Hof reinvestieren zu können. Dazu der Termin beim Notar. Stattdessen hat er Frank als Pflichtanteil etwas anderes angeboten.«
    »Den Schmuck«, ergänzte Alexa.
    »Genau. Allerdings hat Franz sich gegenüber Frank nicht klar geäußert. Er hat gesagt, er habe Wertgegenstände, die Frank zu einem deutlich höheren Preis verkaufen könne, als die beiden Baugrundstücke wert wären. Jetzt ist mir klar, warum Frank bei uns den ganzen Haushalt auf den Kopf gestellt hat. Er hat nach den Wertgegenständen gesucht!«
    »Nicht ungeschickt, daß Frank den Verkauf des Schmucks in die Hand nehmen sollte«, murmelte Alexa. »Er hat sicherlich die richtigen Beziehungen für so was. Und weit genug weg von hier ist er auch.«
    »Auf jeden Fall wollte Franz das Zeug loswerden. Die Anfragen von Herrn Reineke wurden ihm wohl irgendwann zu viel.«
    »Und was ist mit Vincent?« Alexas Frage kam etwas zögerlich. »Wo ist der denn abgeblieben?«
    »Er ist gestern Abend noch nach Hause gefahren, trotz seines gebrochenen Arms. Ich glaube, das hätte er gar nicht gedurft.« Alexa rutschte das Herz in die Hose. Andererseits, was hatte sie eigentlich erwartet?
    »Er läßt heute eine Klassenarbeit schreiben«, fügte Hannah erklärend hinzu. »Da wollte er auf keinen Fall fehlen, obwohl er wegen des Arms noch mal ins Krankenhaus muß.«
    Alexa ging betreten ins Wohnzimmer zurück und faltete die Decken zusammen.
    »Willst du nicht erst einmal duschen?« Hannah war ihr vorsichtig gefolgt.
    »Ich glaub, ich mach mich lieber auf den Weg nach Hause.«
    »Nicht ohne Frühstück!« Jetzt klang Hannah bestimmt. »Zuerst einmal trinkst du eine Tasse Kaffee.«
    Alexa fühlte sich derartig zerschlagen, daß sie froh war, daß ihr jemand die Entscheidungen abnahm.
    »Ist gut«, sagte sie schließlich. »Eine Tasse wird wohl nicht schaden.«
    Das Frühstück mit Hannah dauerte Stunden. Hannah erzählte von Lutz und daß sie Elmar endlich davon unterrichtet hatte, bevor er es auf anderem Wege erfuhr.
    »Wie konntest du nur denken, daß er darüber unglücklich sein könnte?«
    »Ich habe gedacht er sieht es als Verrat an, wenn ich mich mit einem anderen Mann zusammentue und ihn hier mit Franz zurücklasse.«
    Alexa schüttelte den Kopf. Das halbe Leben schien nur aus Mißverständnissen zu bestehen. Jedenfalls kam ihr das so vor.
    »Jetzt bin ich gar nicht zum Kochen gekommen«, sagte Hannah plötzlich. »Die Hühner sind noch nicht gefuttert und Elmar scheint vom Erdboden verschluckt zu sein.«
    Alexa warf einen Blick auf die Küchenuhr. Es war beinahe eins.
    »Für mich wird’s langsam Zeit«, sagte sie und
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