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BattleTech 42: Feuer und Schwert

BattleTech 42: Feuer und Schwert

Titel: BattleTech 42: Feuer und Schwert
Autoren: Thomas Gressman
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ClanMechs waren, ebenso wie die der Nachfolgerstaaten, in aller Regel zweibeinig und zwischen zwanzig und hundert Tonnen schwer.
Redburn ging an den ComGuard-Techs vorbei, die mit dem Innenleben eines großen, hager wirkenden Schwarzer Ritter beschäftigt waren. Die schwere Mechkonstruktion stammte noch aus der Zeit des ersten Stemenbunds. Der fünfundsiebzig Tonnen schwere Ritter war mit einer PPK und sechs Laserkanonen bewaffnet Wie gute Rennwagenmonteure waren auch die Techs nie zufrieden mit den ihnen anvertrauten Maschinen, und sie hatten mehrere Wartungspaneele am gepanzerten Rumpf des Mechs entfernt, um seine Systeme zu überprüfen und zu versuchen, die Leistungen der Kampfmaschine noch zu verbessern.
In einem Transportkokon, der zu winzig für die 100 Tonnen seines Insassen schien, ragte Morgans Daishi über Redburn auf. Der Name war japanisch und bedeutete ›Großer Tod‹. Er stammte Berichten zufolge von einem Mitglied der Yakuza, des kriminellen Untergrunds im japanisch geprägten Draconis-Kombinat. Obwohl später bekanntgeworden war, daß die ClanKonstrukteure diesem Mechtyp den Namen Höhlenwolf gegeben hatten, war die Bezeichnung Daishi hängengeblieben. In der gesamten Freien Inneren Sphäre war der Mech unter seinem japanischen Namen bekannt. Aber ganz egal, wie man ihn nannte, die Maschine gehörte zu den größten und gefährlichsten Clan-OmniMechs. Dieses spezielle Exemplar war während der Clan-Invasion erbeutet worden, und Morgan hatte durch langes, hartes Training gelernt, den Feindmech mit ebensolchem Können zu steuern wie eine Konstruktion der Freien Inneren Sphäre.
Redburn zog sich eine schmale Stahlleiter am Servicegerüst des Kokons hoch und schwang sich in die Kanzel des schwarzgolden lackierten Daishi. Im ausgeschalteten Zustand schien die Maschine um nichts gefährlicher als ein Personenwagen oder Privatflugzeug. Vorsichtig strich er mit den Händen über die Kontrollen, berührte sie eine nach der anderen, als wolle er den Mech zum Leben erwecken.
Reaktor vorheizen.
Gyroskop anfahren.
Sensoren und Zielerfassung in Bereitschaft.
Rettungssystem ein.
Redburn hatte Morgan die Startprozedur so oft durchlaufen sehen, daß er beinahe dessen schemenhafte Hände über die Konsole gleiten sah. Hier im Cockpit des Daishi war Morgan noch äußerst präsent. Eine offene Pfefferminzrolle lag auf dem schmalen Bord unter dem Hauptsichtschirm. Der hochmoderne Neurohelm in einer Nische hinter der Pilotenliege war frei von allen Einheitsabzeichen, martialischen Spitznamen und Slogans, die auf den meisten Helmen prangten. Statt dessen trug er nur die simple Aufschrift: ›Morgan‹.
In den Schatten neben der Primären Waffenkontrollkonsole des Mechs glitzerte etwas. Redburn streckte die Hand aus und fand ein Goldmedaillon. Jedenfalls erschien es ihm, der er kein Juwelier war, als aus echtem Gold gefertigt. Der sanfte Glanz und die exquisite Verarbeitung machten deutlich, daß es sich wahrscheinlich um ein Familienerbstück handelte.
Er legte den Finger auf das winzige Schloß und öffnete das Medaillon. Im Innern fand er zwei altmodische Photographien. Links war ein Bild von Kym Sorensen Hasek-Davion, Morgans Frau. Ihr blondes Haar war von silbernen Strähnen durchzogen, und auf ihrem Gesicht waren Falten zu sehen, aber sie schien noch immer so wunderschön wie an dem Tag ihrer Heirat mit Morgan. Das zweite Bild versetzte Andrew einen Stich. Es zeigte einen hübschen jungen Mann, auf dessen Knie ein Knabe von etwa fünf Jahren saß. Redburn erkannte die beiden ebenso leicht wie Kym. Es waren George Hasek und George Junior, Morgans Sohn und Enkel.
In der heutigen Zeit kam es selten vor, daß ein Soldat mit den menschlichen Kosten des Krieges konfrontiert wurde. Selbst wenn er nach einem erbitterten, blutigen Gefecht über das Schlachtfeld blickte, sah Redburn nur die ausgebrannten Wracks der BattleMechs. Die Toten wurden als Objekte betrachtet, die weggeschafft gehörten, die Verwundeten als reparaturbedürftige Ressourcen. So kalt und grausam sich das auch anhörte, diese Distanz war notwendig, besonders für einen Kommandeur. Ohne sie drohte ein Soldat den Willen zum Kampf zu verlieren. Andrew Redburn hätte sich nicht träumen lassen, seine Distanz irgendwann zu verlieren. Aber hier, in diesem kalten Cockpit, das abwechselnd vom grellen Leuchten der Schweißbrenner erhellt wurde und in drückendes Halbdunkel versank, fühlte er die ersten zögernden Ausläufer eines Gefühls, das er nie zuvor
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