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Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Autoren: Sabina Schneider
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nicht im Unterricht durchgenommen hatten. Die so überhaupt nicht in den Lehrbüchern zu finden waren. Daraufhin hatte man sie gehen lassen mit dem Befehl, sich den höheren Klassen anzuschließen. Sie hatte gebeten, für eine Zeit ihre Familie zu besuchen, aber ihre Bitte wurde abgelehnt und sie musste versprechen die Einrichtung nicht zu verlassen.
    Nadine erzählte das alles mit einer Leichtigkeit, die davon sprach, dass sie nicht im Geringsten wusste, in was für einer Gefa hr sie schwebte. Mit Angst und Schrecken erkannte Halif, dass ihre Lehrer kurz davor waren herauszufinden, was er selbst erst vor einigen Augenblicken erkannt hatte: Sie trug nicht nur den göttlichen Funken in sich, sie konnte ihn aus sich heraus erschaffen und leblosen Dingen Leben einhauchen. Echtes Leben. Halifs Herz und Geist rasten. Was würden sie mit ihr machen, wenn sie es erfuhren? Würden sie Nadine für Experimente benutzen? Ihr unsagbare Dinge antun, nur um zu sehen, wie sie funktionierte, wie sie selbst an diesen göttlichen Funken herankämmen?
    Dann überfiel ihn alles auf einmal. Das Geheimnis der verborgenen Kammer, eine Welt ohne Magie. Künste die ohne die lebeneinhauchende Magie Wunder schufen, von denen selbst die höchsten Magier nicht zu träumen wagten. Seine eigene Magielosigkeit und die Einfachheit, mit der er Nadines Kraft angezapft hatte. Ihre Kraft, lebenspendend wo kein Leben sein durfte. Die Magier in diesem Kloster, kalt, in ihrer eigenen Welt gefangen und von nichts Notiz nehmend. Sie waren dicht auf der Spur von Nadines Geheimnis, von dem sie selbst nichts ahnte. Während Halif sich schwor sie zu beschützen und wenn es vor sich selbst war, gaben seine Beine nach und er knickte ein.
    Sein letzter klarer Gedanke war, wie recht Nadine hatte. Er war am Ende seiner Kräfte. Er wäre über sie hinausgegangen und vermutlich in der Kammer bald zu einem Skelett ohne jedes Fünkchen Leben geworden. Dann legte sich ein nebliger Vorhang um Halifs Geist. Er hörte Nadine nach ihm rufen, wollte ihr antworten, fand jedoch nicht die Kraft. Wie lange war er in der Kammer gewesen? Waren es Stunden oder Tage gewesen?
     
    ----
     
    Als Halif erwachte fühlte er sich schwach. Es war hell draußen. Die Sonne spiegelte sich im Schnee und bereitete seinen an Tageslicht nicht mehr gewöhnten Augen Schmerzen. Er schaute sich um und sah, dass Nadine, selbst ein Schatten ihrer selbst, auf dem Boden neben seinem Bett kniete. Sie hatte den Kopf in der Nähe seiner Hand gebettet. Ihre kleinen Hände umklammerten im Schlaf seine. Als merke sie, dass er wach war, schoss ihr Kopf in die Höhe und sie schaute ihn mit sorgenvollen Augen an.
    „Mir geht es gut“, sagte Halif mit krächzender Stimme und war über die Schwäche darin selbst entsetzt. Nadine schien es auch zu merken. Ohne etwa zu sagen, eilte sie an den Tisch und holte eine Schale mit dampfender Suppe und Wasser. Sie ließ ihn nicht viel essen. Sie meinte, dass würde sein Magen nicht vertragen. Er weigerte sich zu essen, bis sie selbst nicht auch etwas zu sich nahm. Ihre Mahlzeit fiel etwas deftiger aus, aber Halif war glücklich mit ihr in seiner Nähe. Mehr brauchte er nicht. Noch niemals hatte sich jemand außer seiner Mutter um ihn gekümmert.
    Dann stockte Halif. Ein längst vergessene Erinnerung kämpfte sich in ihm hoch.
    …
    Er war noch sehr klein, noch nicht lange am Königshof. Ihm war kalt, er vermisste seine Mutter schmerzhaft. Blass und traurig saß er in einer Ecke und verweigerte alle Nahrungsaufnahme. Niemanden störte es. Niemand achtete darauf, ob er aß oder nicht. Zuerst hatte sich sein blonder Halbruderbastard über Halifs Essen hergemacht. Woraufhin der Älteste mit ihm schimpfte, jedoch ignoriert wurde.
    Nach drei Tagen ohne essen war Halif sehr schwach geworden, konnte sich nicht mehr bewegen, wollte einfach nicht mehr sein. Fern von seiner Mutter hatte das Leben für den kleinen Jungen keinen Sinn. Das Nicht-Sein schien für ihn die Erlösung. Dann packten ihn die beiden Jungen. Der Blonde hielt ihn fest, der Schwarzhaarige flößte Halif eine Flüssigkeit ein. Immer und immer wieder. Tag für Tag. Zuerst wehrte er sich, dann gab er auf und ließ sich füttern. Als er kräftig genug war, um selbst wieder zu sitzen und stehen, holte der blonde Junge aus und ohrfeigte ihn. Er stand breitbeinig da und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf den kleinen Halif.
    Halif bekam an diesem Abend seine erste Lektion von seinem Halbbruder, der viele folgten. Er
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