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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition)
Autoren: Annette Eisenmann
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kaufen?“
    „Solche Instrumente sind teuer. Und Bassus und ich sind nicht so reich.“
    „Na gut.“
    Ralf griff in die Stofftasche und holte die Plastikbeutel mit den Blutkonserven heraus.
    „Hast du dein Messer?“
    Tony griff in die Hosentasche und nickte. Er zog seinen Pullover hoch.
    Ralf klebte ihm die Beutel mit Paketband um den Bauch.
    „So. Das müsste halten.“
    Tony zog den Pullover wieder herunter.
    Sie sahen sich an.
    „Danke, Ralf.“
    „Gern geschehen. Hoffentlich klappt es.“
    „Grüß die andern noch mal.“
    „Mach ich. Und grüß du auch deine Freunde dort. Sag ihnen, dass wir sie gerne kennengelernt hätten.“
    „Klar. Schade, dass das nicht geht.“
    Ralf kratzte sich am Kopf. „Vielleicht finden wir ja eines Tages einen Weg.“
    Sie grinsten traurig. Dann räusperten sie sich. Schließlich umarmten sie sich.
     
    Nachdem Ralf wieder durch den Zaun gerobbt war, kniete er sich neben den CD-Player. Das Fuhrmannsche Grundstück und die Treppe in den Keller hatte er dabei im Blick. Wie sie es besprochen hatten, war das Licht im Flur des Kellers an, und die Tür stand weit offen. 
    Er drückte den Knopf. Ohrenbetäubende Hardrockmusik schallte zur Villa der Fuhrmanns hinüber. Aber lange geschah nichts. Jemand brüllte bereits „Ruhe!“. Und da bog Roland Fuhrmann endlich um die Ecke. Sobald er Richtung Zaun lief, stellte Ralf die Musik ab. Roland blieb stehen, sah sich um und entdeckte die offene Kellertür. Aber anstatt dort nach dem Rechten zu sehen, lief er zur Vorderseite des Hauses zurück. Verdammt. Wollte er etwa Hilfe holen? Die Polizei?
    Wenige Sekunden später kehrte er zurück. Ralf blieb fast das Herz stehen.
    Roland Fuhrmann hatte eine Pistole in der Hand.
    Ralf stürzte zum Zaun.
     
    Tonys Hände waren schweißnass. Warum dauerte es nur so lange? Zuerst hatte die Musik gedröhnt, dass die Wände wackelten. Dann war es plötzlich still geworden. Eigentlich das Zeichen, dass Roland aufgetaucht war.
    Warum kam er nicht in den Keller?
    Das Blut dröhnte so laut in seinen Ohren, dass Tony die Schritte erst im letzten Moment wahrnahm.
    Dann sah er die Pistole.
    Und er verstand. Er würde zurückkehren. Aber nur, um zu sterben. Denn was bei Schussverletzungen zu tun war, das wusste in der Römerzeit niemand. Und auch in dieser Zeit, trotz all ihrer Möglichkeiten, waren Schussverletzungen meist tödlich. Roland würde zwar hoffentlich zur Rechenschaft gezogen werden, aber für ihn selbst war die Reise zu Ende.
    Kein Leben mit Bassus und Flavia.
    Besser, er brachte es gleich hinter sich. Tony schloss die Augen und ging auf Roland zu.
    „Bleib stehen!“
    Doch Tony ging weiter.
     
    Ralf hörte den Schuss und erstarrte. Einen Moment lang war es totenstill. Dann kam Tonys Mutter angerannt und lief zur Kellertreppe.
    Roland taumelte wie ein Zombie die Stufen herauf.
    „Er ist weg.“, lallte er.
    „Wer ist weg?“
    „Tony. Er hat sich in Luft aufgelöst.“
     

                                                            XV       
     
    Ein eisiger Wind pfiff um die meterhohen Felsquader. Gwanwyn zog den Reißverschluss ihrer Jacke höher. Seit 28 Jahren war sie nicht mehr hier gewesen. Denn diesen Ort hatte sie immer gemieden wie die Pest.
    Nur noch wenige Schritte.
    Jetzt war sie da. Genau hier hatte sie gelegen.
    Sie ging in die Hocke. Behutsam strich sie über das Gras. Fast erwartete sie, den Abdruck ihres Körpers zu finden. Auch wenn es 2000 Jahre her war.
    Sie sah auf. Wie damals, war die Sonne dabei unterzugehen. Aber heute glitzerte kein Schwert in ihren Strahlen. Es graste auch kein Pferd. Und es gab keine Männer, die einander schweigend gegenüber standen. Nur sie war heute hier.
    „Vater. Mutter. Wo seid ihr?“
    Der Wind legte sich. Die Luft um sie herum schien wärmer zu werden. Dann fühlte sie die Hände. Sanft und tröstend legten sie sich auf ihre Schultern.
    Später ging sie zum Parkplatz zurück. Sie fühlte sich leicht. Alles war gut gegangen. Roland Fuhrmann war verurteilt worden und würde viele Jahre im Gefängnis verbringen. Dazu beigetragen hatte auch die Mutter seiner jüngsten Tochter. Sie hatte endlich ihre Angst vor ihm verloren und zugegeben, dass er ein Schläger war. Tonys Mutter hingegen hielt immer noch zu ihrem Mann.
    Und Tony?
    Gwanwyn setzte sich in ihren Wagen. Er war offensichtlich heil zurückgekehrt. Aber danach hatte sein Leben eine etwas andere Wendung genommen.
    Sie
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