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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition)
Autoren: Annette Eisenmann
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Feuerwehrkleidung dabei haben, für sich selbst und für Tony. Du musst nur noch entscheiden, wo du die Kleidung für Tony bereitlegen wirst, und es ihm sagen.“
    Natascha nickte.
    „Nach der Arbeit gehst du wie abgesprochen zu dieser Feier bei deinen Freunden und übernachtest auch bei ihnen.“
    „Das ist alles organisiert.“
    „Sehr gut. So hast du Zeugen, die bestätigen, dass du mit der Sache in der Klinik nichts zu tun hast.“
    Elisabeth blickte in die Runde. „Gibt es sonst noch Fragen?“
    Allgemeines Kopfschütteln.
    Sie sah Ralf an. „Bist du nervös?“
    Er hob überrascht die Augenbrauen. „Nein. Warum denn?“
    Irmtraud verdrehte die Augen. „Das kommt von diesem Kung-Fu. Da wird man so cool.“
    „Und du, Gwanwyn?“
    Ernst sagte sie: „Ich habe an Tony etwas gut zu machen.“
     
    Er hatte sich dagegen gewehrt, dass das Fieber fiel. Mit Konzentrationstechniken wollte er es wieder steigen lassen. Ohne Erfolg. Im Gegenteil: Er wurde immer wacher und stärker. Dann war Schwester Natascha gekommen und hatte ihm ins Ohr geraunt, dass sie ihm heimlich etwas zur Fiebersenkung gegeben hatte und dass er es nicht bekämpfen solle. Sie habe ihm etwas Wichtiges mitzuteilen.
    Jetzt war sie wieder da und zog seine Laken glatt. „Sie wollen, dass du stirbst“, sagte sie leise.
    Das war ihm klar. Na und?
    „Sie haben dich belogen“, fuhr Natascha fort. „Elisabeth Scheffler hat mir gesagt, dass du mehr als eineinhalb Jahre lang verschwunden warst. Man hat dich letzten Monat in einem Wald gefunden. Du hast ganz komische Sachen angehabt und einen Speer und einen Dolch getragen.“
    Sein Herz klopfte laut.
    „Ich habe übrigens auch deine Beruhigungsmittel abgesetzt, damit deine Reflexe wieder funktionieren.“
    Ah, deshalb.
    „Du hast Schwielen an den Füßen. Du musst viel gelaufen sein.“
    Gelaufen? Sein Herz klopfte noch heftiger. Also nicht im Koma?
    „Du bist erst seit kurzem in dieser Klinik. Ach ja, noch etwas.“
    Er spitzte die Ohren.
    „Dr. Scheffler und Gwanwyn behaupten, dass du chirurgische Instrumente und Medikamente eines Arztes der Römerzeit bei dir hattest.“
    Gwanwyn? Hatte er das richtig verstanden? Er sah Natascha an.
    „Gwanwyn?“
    „Ja, sie ist extra deinetwegen aus Wales zurückgekommen. Du kannst dich wieder bei ihr verstecken.“
    Aber …?
    „Hör mir jetzt gut zu.“
     
    Die Zeit verging quälend langsam. Tony hoffte, dass seine Beine ihn tragen würden. Leider konnte er nicht einfach aufstehen und ein bisschen laufen üben. Wegen der Überwachungskamera musste er die Rolle eines völlig sedierten Patienten mit hohem Fieber überzeugend weiterspielen.
    In der Besuchertoilette im Erdgeschoss wartete im Behälter für die gebrauchten Papierhandtücher eine Feuerwehruniform auf ihn. Gwanwyn würde versuchen, möglichst viele Überwachungskameras lahm zu legen.
    Es war ein guter Plan. Er würde in dem Durcheinander, das dann hoffentlich ausbrach, schon irgendwie fliehen können.
     
    Wieder waren erst fünf Minuten vergangen. Wie er sich nach einer Welt ohne Uhren sehnte! Er war also wirklich in der Römerzeit gewesen. Bassus und Flavia und die anderen existierten! Er war unendlich erleichtert.
    Doch je länger er so dalag und die Minuten zählte, umso unwirklicher kam ihm seine Zeitreise auf einmal vor. Seine Freunde dort hatten vor 2000 Jahren gelebt. Sie waren längst zu Staub zerfallen.
    Und wo war jetzt das Medaillon? War es wieder mit ihm gereist? Hatte es jemand gefunden? Egal. Er hasste das Ding. Es hatte ihn aus dem einzigen Leben gerissen, das ihm je etwas bedeutet hatte.
    Stopp! Konzentration! Die Schritte, die sich auf Gummisohlen näherten, kannte er. Professor Kalterer. Tony schloss die Augen und atmete schwer.
    Die Schritte kamen an sein Bett und verharrten am Fußende. Professor Kalterer studierte die Fieberkurve. Natascha hatte dort noch einmal einen hohen Wert eingetragen, bevor sie nach Hause gegangen war. Professor Kalterer beugte sich über ihn.
    Tony machte die Mundbewegungen eines Menschen, der großen Durst hat. Aber Professor Kalterer rührte sich nicht. Er gab ihm nichts zu trinken.
    Hau endlich ab, du mieses Arschloch.
    Und er ging tatsächlich.
    Sechs Minuten später. Es war zum Wahnsinnigwerden. Doch plötzlich schämte Tony sich. Ralf und Gwanwyn saßen schon seit dem Vormittag irgendwo da unten in einem Versteck und zählten ebenfalls die Minuten!
    Sie taten es für ihn.
    Aber wozu? Wie würde sein Leben von nun an verlaufen? Vermutlich
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