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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition)
Autoren: Annette Eisenmann
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so wie vor seiner Reise in die Römerzeit: immer auf der Flucht. Immer im Untergrund.
    Er stöhnte auf. Er wollte dieses alte Leben nicht mehr! Er wollte einfach nur nach Hause und in der Nacht Harpalos auf seinen Füßen spüren. Wenn doch wenigstens er mitgekommen wäre. Wenigstens er.
    Nein. Diese ganze Rettungsaktion machte keinen Sinn. Es war besser, wenn er starb. 
    „Was ist das für Rauch im Innenhof?“, rief plötzlich die Nachtschwester. „Nein, das ist kein Nebel. Es …“
    Dann schrillte die Alarmglocke. Es ging los. Aber er rührte sich nicht.
    Eine Schwester rief: „Wir müssen die Patienten in den Hof schaffen!“
    „Was machen wir mit Tony Fuhrmann?“, fragte eine andere.
    „Erst die anderen. Um ihn kümmern uns zuletzt.“
    Es war Tony egal. Er würde hier bleiben und wieder die Medikamente schlucken, die das Fieber auslösten. Und dann würde er sterben.
    Die Lichter gingen aus.
    Irgendwann betrat ein Feuerwehrmann mit einer Taschenlampe in der Hand sein Krankenzimmer. In der anderen Hand hielt er eine Einkaufstüte. Er trat an sein Bett.
    „Komm, Tony, beeil dich!“
    Es war die Stimme von Gwanwyn.
    „Ich bleibe hier.“
    „Was?“
    „Ich wollte nicht mehr hierher zurückkehren.“
    „Tony, wir haben jetzt keine Zeit zu reden. Aber wir werden es tun. Sobald du in Sicherheit bist.“
    „Ich habe doch gesagt, ich bleibe hier.“
    „Soll dein Vater denn siegen?“
    „Das interessiert mich nicht mehr.“
    „Er wird weitermachen. Er wird noch mehr Leben zerstören. Auch das Leben von Kindern. Du weißt doch, dass er wieder Vater eines kleinen Mädchens ist. Denkst du, er wird sie besser behandeln?“
    Irgendetwas regte sich in ihm.
    Gwanwyn fuhr fort: „Du musst ihn zur Strecke bringen. Das musst du noch erledigen. Danach kannst du meinetwegen sterben.“
    Er rang mit sich.
    „Hilf mir aufzustehen“, sagte er schließlich.
    Als er auf der Bettkante saß, zog Gwanwyn aus der Einkaufstüte eine Feuerwehruniform. „Das ist die, die du aus der Besuchertoilette holen solltest.“
    Er zog sie an.
    Danach führte Gwanwyn ihn durch dunkle Gänge, in denen es aus Sprinklern von den Decken regnete. Sie begegneten Feuerwehrleuten, die ihnen verwundert hinterher sahen. Im Hof angelangt, gingen sie wie selbstverständlich an aufgeregten Patienten und Pflegekräften vorbei. Sie umrundeten ein Feuerwehrauto. Aus der Ferne winkte ihnen ein weiterer Feuerwehrmann zu. Sie liefen zu ihm. Es war Ralf. Niemand beachtete sie. Sie bogen um eine Ecke. Dort stand ein Mietwagen. Ein Kombi. Drinnen zogen sie schnell die Uniformen aus.
    „Können wir?“
    Ralf und Tony nickten.
    Gwanwyn setzte sich ans Steuer und fuhr los.

                                                         XIV    
     
    Es war, als wäre Tony nie weg gewesen. Als hätte er nur geträumt, dass er vor eineinhalb Jahren eines Abends aufgebrochen war.
    Nach dem Essen setzte er sich mit Gwanwyns PC wieder ins Wohnzimmer. Jeden Abend telefonierte er per Internet dort vor allem mit Franzi und Ralf, aber auch mit Elisabeth und Wolfgang. Falls Roland jemanden auf die Schefflers oder Ralf und Irmtraud angesetzt haben sollte, gab es keine Spur zu dieser Wohnung.
    Tony hatte ihnen erzählt, dass er in der Römerzeit gewesen war, und sie hatten nicht mit der Wimper gezuckt. Die Einzelheiten hatte er ausgelassen. So wussten sie zum Beispiel nicht, dass er adoptiert worden war. Eine Scheu hielt ihn davon ab, die Namen der Menschen auszusprechen, die ihm in seinem anderen Leben nahe standen. Es war als fürchtete er, sie könnten sich dann auflösen und für immer unerreichbar sein. Nur Gwanwyn kannte die ganze Wahrheit.
    Von Elisabeth wussten sie, dass die Polizei im Dunklen tappte. Ralf hatte den kleinen Brand mit dem vielen Rauch so geschickt gelegt, dass es aussah, als wäre er von selbst ausgebrochen. Es gab zwar nach der Auswertung der Überwachungskameras einen Verdacht, dass sich ein Feuerwehrmann zu viel im Gebäude befunden haben könnte, aber beweisen ließ sich das nicht. Denn ausgerechnet die Überwachungskameras in Tonys Stockwerk hatten wegen eines technischen Defekts nicht funktioniert.
    Zuerst war Roland mehrfach bei der Polizei aufgetaucht und hatte behauptet, irgendjemand müsse Tony geholfen haben.
    Aber als ein Polizeibeamter ihn fragte: „Warum können Sie nicht akzeptieren, dass Ihr Sohn das allgemeine Chaos einfach ausgenutzt hat und geflohen ist?“, schwieg er.
    Er
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